Er soll Kinder hundertfach missbraucht haben
Missbrauchs-Skandal in Kinderdorf: Rainer L. (63) legt Geständnis ab

Die Kinder suchten Schutz bei ihm, doch er hatte Furchtbares mit ihnen vor!
Das Salem-Kinderdorf im Kreis Lüneburg: Hierher kommen Kinder und Jugendliche, die traumatische Erfahrungen gemacht haben und deren Leben wieder eine geregelte Struktur bekommen soll. Diese Schutzlosigkeit soll Rainer L. (63) mehr als 20 Jahre lang ausgenutzt haben. Der Erzieher soll unter anderem sechs Jungen im Alter von sieben bis 13 Jahren teilweise schwer sexuell missbraucht haben. Angeklagt sind 116 Taten, Seit diesem Freitag (30. Juni) läuft der Prozess am Landgericht Lüneburg.
Sexueller Missbrauch im Kinderdorf
Am ersten Verhandlungstag erfährt die Öffentlichkeit, welche schrecklichen Taten Rainer L. vollzogen haben soll: Unter anderem soll er einen Jungen zum Oralverkehr gedrängt und ihn angepinkelt haben, um sich eine Befriedigung zu verschaffen. Mit einem weiteren Opfer soll der 63-Jährige unter anderem Analverkehr gehabt haben. Teilweise sollen die Schutzbefohlenen auch den Angeklagten befriedigt haben.
Angeklagter spricht über eigene Sexualität

Rainer L. kündigt nach der Anklageverlesung an, die Vorwürfe einräumen und somit ein Geständnis ablegen zu wollen. Dafür wird die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Der Grund: Es soll auch um die Sexualität in seiner Ehe gehen, weil das für den Zusammenhang wichtig sei. Und dieser Ausflug in die „absolute Intimsphäre des Angeklagten“ soll nicht nach außen getragen werden.
Rainer L. wurde schon einmal angezeigt
2001 wird Rainer L. schon einmal angezeigt, das Verfahren wird aber eingestellt. 2022 vertraut sich dann ein mutmaßlich betroffener Junge einer Mitarbeiterin an. Der 63-jährige Erzieher stellt sich schließlich selbst bei der Polizei. Ihm wird gekündigt, auch wird ein Hausverbot erteilt. Angeklagt sind laut Angaben des Gerichts 116 Fälle aus dem Zeitraum 1999-2021.
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe ruft die Landesregierung unter anderem einen interministeriellen Arbeitskreis ein, um Missbrauchsfälle in Zukunft besser einzudämmen. (mit dpa)