In Thüringen werden die Intensivbetten knapp
Ministerpräsident schlägt Alarm: "Können Behandlung Ungeimpfter nicht garantieren"

Die Coronazahlen deutschlandweit steigen, aber nirgends so sehr wie in Thüringen. Innerhalb von nur drei Tagen stieg die Inzidenz um 48 auf nun 386,9. Dramatischer Spitzenwert. Deshalb schlägt Ministerpräsident Bodo Ramelow jetzt Alarm: Thüringen könne das erste Bundesland sein, in dem Covid-Patienten am Krankenhaus abgewiesen werden könnten, weil keine Betten mehr frei seien.
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"Pandemie der Ungeimpften": Fast alle Landkreise auf höchster Warnstufe
Die nackten Zahlen sind dramatisch! Nur noch 83 freie Intensivbetten in ganz Thüringen, davon 30 für Corona-Patienten. Bis auf einen Landkreis Nordhausen waren am Freitag alle Thüringer Kommunen in der höchsten Warnstufe drei des Frühwarnsystems. Mehrere Landkreise und Städte verschärften ihre Corona-Regeln.
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Ministerpräsident Bodo Ramelow geht deshalb davon aus, dass ungeimpfte Corona-Patienten bald nicht mehr in Thüringer Krankenhäusern behandelt werden könnten. In den nächsten Tagen werde man in die Situation kommen, dass es nicht mehr genug Intensivbetten gibt. „Wir haben eine Pandemie der Ungeimpften. Und wir werden niemanden mehr garantieren können, der ungeimpft ins Krankenhaus kommt, dass er überhaupt noch in Thüringen behandelt wird", sagte er am Freitag im ZDF-"Morgenmagazin". Jeder Mensch, der Hilfe brauche, werde Hilfe bekommen - aber es gebe dann keine Garantie mehr, dass die Patienten in ihrem Heimatbundesland gepflegt würden.
Kontaktnachverfolgung bricht zusammen
Außerdem brisant: Wegen der so rasant steigenden Fallzahlen kommen viele Kommunen mit der Kontaktnachverfolgung nicht mehr hinterher. In mehreren Landkreisen komme es zu Verzögerungen von zwei bis drei Tagen, in Einzelfällen auch mehr, hieß es am Freitag vom Gesundheitsministerium. Das bedeutet: Die Infektionen sind quasi außer Kontrolle, weil niemand mehr weiß, ob er Kontakt mit einem Infizierten hatte. Inzwischen ist die Bundeswehr zu Hilfe geeilt und unterstützt die Gesundheitsämter.
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Aber wie konnte es soweit kommen? Offenbar haben einige Landkreise und Städte die eigentlich vom Ministerium vorgegebenen 2G- oder 3G-Plus-Regel für Gastronomie oder Veranstaltungen in ihren Verordnungen nicht umgesetzt. Das Ministerium droht jetzt mit einer Zwangsanordnung. (dpa, sst)