Tote, verletzte und leidende Tiere

Schock-Bilder aus Schweinemast in Merzen erschüttern Tierschützer

Tierquälerei in Schweinemastanlage Katastrophale Zustände
01:07 min
Katastrophale Zustände
Tierquälerei in Schweinemastanlage

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Mastanlage in Niedersachsen durch EU gefördert?

Wieder einmal haben Tierschützer katastrophale Missstände aufgedeckt. Diesmal in einem der größten Schweinemastbetriebe Norddeutschlands. Es sind Eindrücke aus Merzen in Niedersachsen, die selbst erfahrene Tierrechtler erschüttern – im Video.

Warnung: Das Video enthält Aufnahmen verletzter und leidender Tiere

Tierschützer: Ausmaß der Verwahrlosung unvorstellbar

Ein totes, blau angelaufenes Schwein liegt auf der Seite zwischen lebenden. Offenbar schon länger, denn der Leib des Tieres ist aufgebläht durch Fäulnisprozesse. Andere Schweine nagen bereits an den verwesenden Beinen. Es ist dunkel in den Stallungen. Und eng. Dicht an dicht drängen sich die Schweine, viele von ihnen scheinen nie Tageslicht zu sehen, sagt das „Deutsche Tierschutzbüro e.V.“. „Die Enge und Dunkelheit stressen die Tiere enorm. In ihrer Frustration beißen sie sich gegenseitig die Ringelschwänze blutig“, so die Tierschützer. Mindestens 33 Schweine wiesen demnach solche blutigen Wunden auf. Hinzu kommen Tiere mit „handballgroßen Abszessen“, andere haben Verletzungen an den Beinen. „Nur unter starken Schmerzen können sie sich überhaupt bewegen.“ Und das in einem Betrieb, der nach Angaben der Organisation das QS-Prüfzeichen habe. „Die Kontrollen haben hier offenbar versagt.“

EU-Fördergelder werden angeblich nicht in das Tierwohl investiert

Die Tierrechtler seien erschüttert von den Zuständen in der Mastanlage in Merzen (Landkreis Osnabrück), in der 5.000 bis 10.000 Tiere untergebracht sind. Eine der größten Schweinemastanlagen Niedersachsens. „Offensichtlich kümmert sich der Betreiber nicht ordnungsgemäß um seine Tiere und lässt sie nicht tierärztlich behandeln", kritisiert Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender vom „Deutschen Tierschutzbüro“, dem das Bildmaterial vom Dezember 2020 zugespielt worden ist. Das Ausmaß der Verwahrlosung sei unvorstellbar. Viele Tiere wirken apathisch, sitzen da, starren vor sich hin. Andere liegen im Sterben und werden in ihrer Qual scheinbar völlig sich selbst überlassen.

Besonders perfide: Nach Angaben des Tierschutzbüros erhalte die Merzener Mastanlage deutlich mehr als 100.000 Euro Fördergelder pro Jahr von der Europäischen Union. „Die aus Steuern finanzierte Förderung kommt bei den Schweinen allerdings nicht an" so Peifer. Jetzt sollen die Mastanlagen auch noch erweitert werden, ein entsprechender Bauantrag sei gestellt worden. „Aus Sicht der Tiere wäre dies eine Katastrophe.“

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Unangekündigte Kontrollen - Staatsanwaltschaft ermittelt

Leider kein Einzelfall, wie der Verein in einer Stellungnahme schreibt. Bereits zum sechsten Mal habe man nun solche Missstände in niedersächsischen Mastbetrieben aufgedeckt. RTL hatte berichtet – im Juli ( Rheda-Wiedenbrück), September 2020 ( Emsland) und Dezember 2020 (in West-Niedersachsen und Wietmarschen).

Die Tierschützer haben Anzeige gegen den Betreiber in Merzen erstattet. Wie das Veterinäramt Osnabrück gegenüber RTL mitteilte, seien bereits zwei unangekündigte Kontrollen erfolgt. Dabei seien „hauptsächlich Verstöße in Form von Überbelegung und der Versorgung kranker und verletzter Schweine festgestellt“ worden. Die Kontrolleure hätten sofortige Maßnahmen angeordnet. So müsse der Halter die Versorgung erkrankter und verletzter Tiere sicherstellen. Tiere, für die eine Heilung nicht zu erwarten sei, müssten notgeschlachtet werden. Außerdem solle die Anzahl der Schweine insgesamt verringert werden, um die Mindestanforderungen der Tierschutznutztierhaltungsverordnung einzuhalten. Regelmäßige Kontrollen sollen folgen, um das Tierwohl auch langfristig sicherzustellen. Ein Strafverfahren sei eingeleitet worden, die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt.

Das „Deutsche Tierschutzbüro“ appelliert an Verbraucher, auf das Billigschnitzel vom Discounter zu verzichten und bestenfalls auf eine vegetarische Ernährung umzusteigen, um das Leid der Tiere zu beenden. (cwa)