Opfer feierten in seiner Disco, bevor sie totgefahren wurdenNach Unfall in Luttach: Wirt des „Hexenkessels“ ist schwer erschüttert

Zwei Wochen ist es her, dass in Luttach (Südtirol) ein betrunkener Autofahrer in eine Gruppe deutscher Skitouristen raste. Sieben junge Menschen starben bei dem Unfall, zehn weitere wurden verletzt. Der Wirt der Disco „Hexenkessel“, in der die Gruppe vor dem Unglück feierte, ist noch immer erschüttert, wie er im Video erzählt. „Zehn Minuten vorher haben wir noch auf den Tischen getanzt und dann passiert sowas“, erinnert sich Manfred Abfalter im RTL-Interview.

Wirt erfuhr von seinem Busfahrer von dem Unfall in Luttach

Stefan L, raste in Südtirol betrunken in eine Gruppe junger Menschen.
Stefan L. raste in Südtirol betrunken in eine Gruppe junger Menschen.

In der Unglücksnacht erfuhr er über Funk von dem Busfahrer, was seinen Gästen passiert war. Danach habe er sofort die Musik abgedreht und das Lokal zugemacht. "Inzwischen hat der „Hexenkessel“ wieder offen, aber er und seine Mitarbeiter sind immer noch ziemlich mitgenommen von der Tragödie. "Wir müssen jetzt einfach weiterarbeiten", meint Abfalter. "Aber das greift einen schon an".

Der Unfallfahrer, ein 27-Jähriger aus Südtirol, hatte zum Zeitpunkt des Unfalls fast zwei Promille Alkohol im Blut. Er sitzt inzwischen im Gefängnis in Bozen. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm nach italienischem Strafrecht bis zu 18 Jahren Haft. Laut seines Anwalts besteht bei Stefan L. auch die Gefahr eines Selbstmords, darum wird der 27-Jährige im Gefängnis psychologisch betreut.

Unfallopfer haben Anspruch auf hohen Schadensersatz

05.01.2020, Italien, Luttach: Blumen und Kerzen stehen am Ort des Unfalls nach Sonnenuntergang. Ein Auto war in eine Gruppe Urlauber gefahren und hat dabei sechs junge Deutsche getötet. Foto: Lino Mirgeler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die jungen Touristen überquerten gerade die Dorfstraße in Luttach, als der Unfall passierte.
lim kno, dpa, Lino Mirgeler

Auf die Überlebenden und die Angehörigen der Unfallopfer könnte nun ein komplizierter Rechtsstreit zukommen, bei den ganzen Schadensersatzansprüchen, die nun auf Stefan L. zukommen, ist es wahrscheinlich, dass die Deckungssumme seiner Versicherung nicht ausreicht, glaubt Rechtsanwalt Markus Wenter, der einige der Opfer vertritt.

„Das italienische Schadensrecht sieht vor allem beim Angehörigenschmerzensgeld hohe Beträge vor“, erklärt er. Die Eltern der Toten hätten Anrecht auf bis zu 331.000 Euro und auch Großeltern und Geschwister bekämen bis zu 141.000 Euro. Bei dem Unfall kamen sieben junge Menschen ums Leben, da wäre man schnell bei rund fünf Millionen Euro.

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Anwalt erklärt, was jetzt auf Unfallfahrer Stefan L. zukommt

Hinzukommen Schmerzensgeld und Verdienstausfall bei den Überlebenden des Unfalls. Einen der Verletzten hat es außerdem besonders schwer getroffen. Er muss wahrscheinlich für den Rest seines Lebens in einem Pflegeheim untergebracht werden – auch das wird teuer.

„Die Richter hier am Landesgericht Bozen wünschen, dass nicht nur der Haftpflichtversicherer des Fahrzeugs die Opfer und die Angehörigen entschädigt“, erklärt der Anwalt. Darum wird der Unfallfahrer den Opfern wohl auch aus eigener Tasche noch Geld zahlen müssen.

Stefan L. fuhr betrunken in die Touristengruppe

05.01.2020, Italien, Luttach: Die Bar «Hexenkessel» ist nach dem Tag des Unfalls geschlossen, mit einer Notiz an der Eingangstür. Ein Auto war in eine Gruppe Urlauber gefahren, die vom Feiern kamen, und hat dabei sechs Menschen getötet. Foto: Lino Mirgeler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Unfallopfer feierten an dem Abend in der Bar „Hexenkessel“, bevor das schwere Unglück passierte.
lim gfh, dpa, Lino Mirgeler

Die Unfallopfer waren Teilnehmer eine Skifreizeit. Sie waren nach einem Partyabend auf dem Weg nach Hause. Ein Bus setzte sie ganz in der Nähe ihrer Unterkunft ab. Als die Gruppe gerade die Dorfstraße überquerte, kam Stefan L. in seinem Sportwagen angefahren. Augenzeugin Alessia Gschnitzer war kurze Zeit später an der Unglücksstelle. Die Bilder bekommt die 19-Jährige seitdem nicht mehr aus dem Kopf. „Überall lagen Leute und Blut und Schuhe“, erzählt sie im RTL-Interview.