"Wehrloser geht es nicht"Ludwigshafen: Eltern quälen Baby - dreieinhalb Jahre Haft
Weil sie ihr Baby misshandelten und fast sterben ließen, müssen eine 27-jährige Mutter und ein 25-jähriger Vater aus Ludwigshafen für jeweils dreieinhalb Jahre ins Gefängnis. Das hat das Landgericht Frankenthal heute geurteilt. Damit blieb das Gericht deutlich unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Warum der Prozess mit einer so niedrigen Strafe endete, erklärt der Pressesprecher des Landgerichts im Video.
Gequältes Baby in Ludwigshafen: Notoperation rettete sein Leben
Knochenbrüche und Blutergüsse an Kopf und Brustkorb. Schwerste Verletzungen im Genitalbereich. Blutvergiftung. Die Liste der qualvollen Verletzungen, die der erst sieben Wochen alte Junge im Oktober 2018 erleiden musste, ist genauso lang wie grausam. Deshalb verzichten wir bewusst darauf, Details zu nennen. Dass das Kind überlebte, grenzt an ein Wunder. Nur eine Notoperation konnte sein Leben retten.
Obwohl ihr Sohn offensichtlich Qualen litt, gingen die Eltern selbst erst Stunden später – am nächsten Morgen – zum Kinderarzt. Wie schlimm es um das Baby stand, erwähnten sie mit keinem Wort. Eine Ärztin bemerkte die grauenvollen Verletzungen und wies das Kind sofort ins Krankenhaus ein. "Die Verletzungen waren so frisch, dass es bei einer Berührung des ärztlichen Personals wieder geblutet hat", so der Richter in der Urteilsbegründung.
Auch jetzt, bei der Urteilsverkündung, wirkten die Eltern des Jungen größtenteils unbeeindruckt von dem Leid, das sie angerichtet haben. Das berichtet RTL-Reporter Nick Bröhl aus dem Gerichtssaal. Vor allem die Mutter habe alles ruhig zur Kenntnis genommen, der Vater hingegen habe das Gesicht in den Händen vergraben.
Ludwigshafen: Eltern waren mit dem Baby überfordert

Für das Gericht steht fest: Das Paar war aufs Elternsein nicht vorbereitet. Der Kinderwunsch sei überstürzt, das Baby nur ein Mittel zum Zweck gewesen – um die Beziehung aufrechtzuerhalten und zu festigen. Deshalb hätten die jungen Eltern ihr Neugeborenes vernachlässigt und misshandelt. „Sie waren unreif", so die Einschätzung des Richters, "überfordert mit der Situation".
Wer von beiden den Kleinen im Oktober vergangenen Jahres so schwer verletzt hat – oder ob es vielleicht sogar beide waren –, das konnte nicht mehr nachgewiesen werden. Auch sexueller Missbrauch oder gar eine Vergewaltigung, wie im Vorfeld vermutet worden war, ließen sich nicht beweisen. Die Mutter belastete den Vater, der schwieg.
Zeugen sagten aus, der 25-Jährige sei mehrfach aggressiv gegenüber seinem Baby gewesen. Die Elternschaft insgesamt sei "problematisch" gewesen. Trotz allem, urteilte das Gericht, müsse mangels eindeutiger Beweise die Unschuldsvermutung berücksichtigt werden: "Es gelten keine Sonderregelungen, auch wenn einen der Tatvorwurf verstört.“ Im Zweifel für die Angeklagten.
Urteil gegen Eltern von gequältem Baby: "Wehrloser geht es nicht"
Die Staatsanwaltschaft hatte wegen schweren Kindesmissbrauchs acht Jahre Haft gefordert. Dem kam das Gericht nicht nach. Aber: Dreieinhalb Jahre für die Misshandlung von Schutzbefohlenen durch Unterlassen, so lautet das Urteil – weil die Eltern die Qualen ihres Sohnes hätten bemerken müssen.
Und zwar unabhängig davon, wer genau für welche Verletzung verantwortlich war. Hilfe holten sie allerdings erst viel zu spät. "Viel hat nicht gefehlt und das Kind wäre durch Unterlassen gestorben", so der Richter bei der Urteilsverkündung. "Wehrloser geht es im Grunde nicht."
Die Verteidigung will in Revision gehen. Der Richter sagte, er hoffe, dass es in der Haft psychotherapeutische Behandlung für die Eltern gebe. Der Junge soll mittlerweile in einer Pflegefamilie leben und sich allmählich erholen. Für Prognosen über seine weitere Entwicklung sei es aber noch zu früh.
































