18-Jähriger nach Mord zu neuneinhalb Jahren verurteiltBrüder von toter Blumenverkäuferin: „Trixi hatte noch so viel vor in ihrem Leben“

ARCHIV - 13.03.2023, Bayern, Lichtenfels: Ein Mitarbeiter der Spurensicherung geht in den abgesperrten Bereich vor dem Blumengeschäft, in dem eine leblose Frau aufgefunden wurde. Spaziergänger hatten die tote 50-Jährige in dem Blumenladen in der Lichtenfelser Innenstadt entdeckt. Für den Mord an einer Blumenverkäuferin in Oberfranken ist ein 18-Jähriger zu einer Jugendstrafe von neuneinhalb Jahren verurteilt worden. (zu dpa: «Neuneinhalbjahre Jugendstrafe für Mord an Blumenverkäuferin») Foto: Daniel Vogl/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Lichtenfels trauert damals um Beatrix G.
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von Michaela Johannsen und Sina Schlink

Endlich bekommt er seine Strafe!
Zehn Monate nach der Bluttat in einem Blumenladen in Lichtenfels (Bayern) ist der Mörder der 50-jährigen Beatrix G. endlich verurteilt. Es ist der damals 17-Jährige, der bereits kurz nach der Tat ins Visier der Ermittler rückt. Was bleibt, ist vor allem die Trauer der Angehörigen der Getöteten.
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Die Brüder von Beatrix G. trauern

13.03.2023, Bayern, Lichtenfels: Auf dem Platz vor dem Blumengeschäft, in dem am 10. März eine leblose Frau aufgefunden wurde, sind wenig später Blumen und Kerzen niedergelegt. Spaziergänger hatten die tote 50-Jährige in dem Blumenladen in der Lichtenfelser Innenstadt entdeckt. Am 24. März nahm die Polizei einen Tatverdächtigen fest. (zu dpa «Blumenverkäuferin getötet - 17-jähriger Tatverdächtiger gefasst) Foto: Daniel Vogl/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Warum? Diese Frage stellen sich auch die Brüder der Getöteten.
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Die Suche nach dem Killer ihrer Schwester ist beendet. Nach dem Mann, der Reiner und Jürgen G. ihre Trixi, wie sie sie liebevoll nennen, auf so brutale Art genommen hat. „Wir hoffen, dass wir nach dem Urteil jetzt wenigstens mit der brutalen Tat abschließen können“, sagen die Brüder am nach dem Prozesstag (30. Januar) zu RTL. „Trixi war eine herzensgute Frau, sie war unser Sonnenschein. Sie hat immer jedem und allen geholfen. Die Tat ist für uns unfassbar und der Verlust reißt uns das Herz heraus. Der Täter hat nicht nur meine Schwester getötet, er hat auch die Lebensfreude unserer Familien zerstört.“

Vor dem Landgericht Coburg wird der mittlerweile 18-Jährige wegen Mord und Raub mit Todesfolge zu einer Jugendstrafe von neuneinhalb Jahren verurteilt. Der Prozess wurde aufgrund des Alters des Angeklagten unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt.

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Beatrix G. wird von Spaziergängern gefunden

11.03.2023, Bayern, Lichtenfels: Die Spurensicherung arbeitet am Tatort, nachdem eine Mitarbeiterin in einem Blumenladen getötet worden ist. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Samstag berichteten, hatten Spaziergänger am Freitagabend die Leiche der 50-Jährigen entdeckt. Der oder die Täter sind flüchtig und bislang nicht bekannt. Foto: Eberlein/vifogra/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Die Spurensicherung sucht am Tatort nach Hinweisen.
eberlein htf, dpa, Eberlein

Es ist der 10. März 2023, Beatrix G. arbeitet gerade in ihrem Blumenladen als der Teenager reinkommt. Die Jugendkammer ist überzeugt: Der Jugendliche wollte das Geld aus der Kasse stehlen, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Demnach gibt er sich zunächst als Kunde aus, sticht Beatrix G. dann mehrfach mit einem Messer in Hals und Nacken. Die 50-Jährige stirbt an den Verletzungen.

Weil die Außendekoration nach Ladenschluss noch aufgebaut ist, werden zwei Passanten auf den Mord aufmerksam, finden die Leiche der 50-Jährigen. Rund zwei Wochen später wird der Angeklagte festgenommen. In einer gemeinsamen Presseerklärung des Polizeipräsidiums Oberfranken und der Staatsanwaltschaft Coburg heißt es damals: „Im Rahmen einer Durchsuchung fanden die Ermittler in der häuslichen Umgebung des 17-jährigen Tatverdächtigen ein Messer auf, bei dem es sich nach aktuellem Erkenntnisstand um das Tatmittel handelt. Außerdem entdeckten die Spurensicherer am Tatort DNA-Spuren, die nach bisherigen Ermittlungen dem jungen Mann zuzuordnen sind.“

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Der Angeklagte gesteht - doch seine Version ist eine andere

Im Laufe des Prozesses gesteht der Angeklagte sogar und entschuldigt sich. Sein Motiv laut dpa: Er habe sich durch den Überfall die Gebühr für einen Angelkurs in Höhe von 300 Euro beschaffen wollen. Seine Version der Tat lässt der 18-Jährige durch seinen Anwalt verlesen. Doch die klingt anders als die der Kammer. Er habe demnach nicht vorgehabt, die Blumenverkäuferin zu töten. Weil sie sich ihm aber in den Weg stellt, nachdem er das Geld aus der Kasse genommen hat, sticht er auf sie ein. In einem Handgemenge und aus Panik, schreibt die dpa. Die Spuren am Tatort hingegen sprechen dagegen.

Gerichtssprecher Timm Hain zu RTL: „Es haben sich Spuren gefunden, dass das Kampfgeschehen im hinteren Bereich des Ladengeschäfts stattgefunden hat und nicht im Bereich eines möglichen Fluchtwegs zum Ausgang hin. Man hat Blutspuren an der Kasse gefunden, die darauf hindeuten, dass erst das Einstechen auf das Opfer stattgefunden hat und dann der Griff in die Kasse.“

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Verteidiger denkt über Revision nach

So sehr sich die Brüder der Getöteten auch wünschen, mit der Tat abschließen zu können, sie wissen auch: „Das Urteil bringt uns unsere geliebte Trixi nicht zurück. Unsere Trauer wird immer bleiben.“ Und weiter: „Unsere Trixi kommt nie wieder. Kein Urteil dieser Welt kann unseren Schmerz wieder gutmachen. Trixi hatte noch so viel vor in ihrem Leben – das hat ihr der Täter genommen.“

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Nach RTL-Informationen denkt der Verteidiger des Jugendlichen nun darüber nach, in Revision zu gehen. Die Strafe sei ihm zu hoch. Dabei wünschen sich Reiner und Jürgen G. jetzt doch vor allem eins: Endlich Ruhe für sich selbst und ihre geliebte Trixi.