„Leute wollen die letzten Jahre nachholen!“Pyro-Experte erklärt uns, wie laut die Silvesternacht 2022 wird

Auf stille Nacht, heilige Nacht folgt nun wieder eine laute, knallige und blitzende Nacht. Zwei Jahre mussten wir coronabedingt auf Feuerwerk verzichten – nun darf auch im legalen Rahmen wieder geböllert und geknallt werden. Wir haben mit Pyrotechniker Philipp Schenker über die anstehende Silvesternacht gesprochen und er verrät uns: Die Vorbestellungen laufen extrem gut.

Voxpops zu Silvesterfeuerwerk in Darmstadt.
In unserer Straßenumfrage in Darmstadt zeigen sich die Leute weniger begeistert von der Böllerei an Silvester.
rtl.de

Straßenumfrage zeigt anderes Bild

Unser Reporter hat sich auf Darmstadts Straßen umgehört und die Leute dort nach ihrer Meinung zu Feuerwerk gefragt. Bis auf eine Person sagen uns alle Menschen vor der Kamera, dass sie die Knallerei in den letzten Jahren nicht vermisst haben. Entweder, weil Feuerwerk zu teuer sei, es die Haustiere verschreckt oder nichts für die kleinen Kinder im Hause ist.

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Pyrotechniker Philipp Schecker hingegen bestätigt uns, dass die Nachfrage nach seinem Silvesterfeuerwerk wieder deutlich anzieht: „Bestellungen sind viel größer als die Jahre zuvor und viele Kunden, die anrufen, sagen auch, dass sie die letzten Jahre einfach nachholen möchten und dieses Jahr ein besonders großes Feuerwerk machen, einfach um diese Lebensfreude wieder zu haben.“ Die ablehnende Haltung der Menschen auf der Straße kann er sich nur so erklären, dass Einzelpersonen oder Verbünde von Feiernden große Bestellungen tätigen, an der Böllerei beteiligten sich dann trotzdem viele.

Diese Umfrage ist nicht repräsentativ.

Wie sich hessische Städte auf Silvester vorbereiten

Die Kommunen rechnen wieder mit volleren Straßen - und mahnen zu verantwortungsvollem Feiern. Allerdings macht sich auch die Energiekrise bemerkbar, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter hessischen Städten ergab.

Wiesbaden:

So müssen etwa die Wiesbadener auf das städtische Feuerwerk vor dem Kurhaus verzichten, das abgesagt wurde. Nach den Angaben der Landeshauptstadt wird das Feuerwerk üblicherweise aus den Einnahmen des Ticketverkaufs für die Silvesterparty im Kurhaus finanziert, die ebenfalls ausfällt. Wer privat Raketen und anderes Feuerwerk zünden will, muss die Tabuzonen beachten: Böllern ist grundsätzlich nicht erlaubt in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Alten- und Kinderheimen sowie von besonders brandempfindlichen Gebäuden wie Fachwerkhäusern.

Frankfurt:

Auf Frankfurts berühmter Mainbrücke, dem Eisernen Steg, ist an Silvester kein Feuerwerk zugelassen. „Ziel ist es, die meist eng gedrängten Menschen auf der Brücke vor Verletzungen zu schützen“, erklärt die Stadt. Die Regelung gilt ab drei Stunden vor und bis drei Stunden nach Mitternacht und bezieht sich auf Raketen, Böller, Kanonenschläge und Feuerwerksbatterien, aber auch auf bengalische Fackeln oder Feuerfontänen. Zudem sind auf der Fußgängerbrücke Taschen oder Tüten mit einem Fassungsvermögen von mehr als drei Litern verboten. Auf beiden Seiten würden entsprechende Kontrollen durchgeführt, heißt es.

Marburg:

Für das mittelhessische Marburg bedeuten die gesetzlichen Regelungen, dass in der kompletten, von Fachwerkhäusern geprägten Oberstadt nicht geböllert werden darf. Die Stadt habe unter anderem in den Sozialen Medien über die Verbotszonen informiert, teilt eine Sprecherin mit. Die Kommune rechnet damit, dass es in den Marburger Straßen ein ähnliches Aufkommen von Feiernden geben wird wie in den Jahren vor Corona. „Stadt- und Ordnungspolizei werden an Silvester in den Abend- und Nachtstunden wieder verstärkt Kontrollen durchführen“, so die Sprecherin. Da die Einsatzkräfte in dieser Nacht jedoch vielfältige weitere Aufgaben übernehmen müssten und nicht überall sein könnten, appelliere man an die Einsicht und Vernunft der Bürgerinnen und Bürger.

Gießen:

In Gießen sind keine Einschränkungen fürs Böllern geplant, wie die mittelhessische Kommune mitteilte. Die Voraussetzungen für ein Verbot seien hoch und innerhalb des Stadtgebietes nicht erfüllt.

Kassel:

In Kassel ist das Abbrennen von Feuerwerk im Stadtgebiet grundsätzlich erlaubt - allerdings gibt es einige Ausnahmen. Neben den grundsätzlichen Schutzzonen gilt nach Angaben der nordhessischen Kommune aus Brandschutzgründen ein Böllerverbot in der Nähe von historischen Gebäuden. Um die Umwelt zu schützen, ist zudem das Zünden von Feuerwerkskörpern in Natur- und Landschaftsschutzgebieten auf Flächen der Museumslandschaft Hessen Kassel untersagt. Dazu zählen etwa die historischen Parks Karlsaue und das Unesco-Welterbe Bergpark Wilhelmshöhe.

(kmü/dpa)