Aussage von Halina Strnad im Prozess gegen Irmgard F.
KZ Stutthoff-Überlebende: "Ständiger Gestank nach verbrannten Leichen"

Es sind erschütternde Erfahrungen, über die die Überlebende Halina Strnad am Dienstag im Itzehoer Prozess gegen die ehemalige KZ-Sekretärin Irmgard F. berichtet: „Ich wurde geschlagen, ich wurde getreten, ich wurde bespuckt“, sagte die im australischen Melbourne lebende Halina Strnad über eine Videoverbindung aus.
KZ-Überlebende: Mutter starb in ihren Armen
Es sei ihr als jungem Mädchen die Nase gebrochen worden. Für den Wurf eines Zettels mit einer Nachricht ins Männerlager von Stutthof sei sie ausgepeitscht worden, sagte die 95-Jährige, die im September 1944 von Auschwitz in das Lager bei Danzig gebracht worden war. Ihr selbst gelang Anfang 1945 auf einem sogenannten Todesmarsch die Flucht.
Anfang 1945 seien fast alle gefangenen Frauen in ihrer Baracke an Typhus erkrankt, auch sie selbst, erklärte Strnad. Ihre Mutter sei in ihren Armen gestorben. Die vielen Toten seien in einer Grube verbrannt worden, wie sie von Mitgefangenen erfahren habe. Im Lager habe es ständig danach gestunken. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie es möglich war, nicht zu wissen, was passierte, da es diesen permanenten Gestank nach verbrannten Leichen gab“, sagte Strnad nach den Worten einer Übersetzerin.
Vorwurf: Beihilfe zum systematischen Mord
Angeklagt ist die 97 Jahre alte Irmgard F. Sie soll von Juni 1943 bis April 1945 als Zivilangestellte in der Kommandantur des deutschen Konzentrationslagers gearbeitet haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, durch ihre Schreibarbeit Beihilfe zum systematischen Mord an über 11.000 Gefangenen geleistet zu haben. Das Gericht hat bereits vier andere Überlebende aus Österreich, den USA und Israel als Zeugen gehört. Die Nebenklägerin Halina Strnad hatte bereits Anfang 2020 in einem anderen Prozess in Hamburg gegen einen ehemaligen SS-Wachmann in Stutthof ausgesagt. (dpa/kst)