"Ich war eifersüchtig auf die Toten!"
Prozess gegen Irmgard F.: KZ-Überlebende berichtet von ihren schlimmen Erlebnissen

Im Prozess gegen Irmgard F., die ehemalige Sekretärin im Konzentrationslager Stutthof, hat am Dienstag eine weitere Überlebende ausgesagt. „Ich war eifersüchtig auf die Toten. Sie müssen nicht mehr aufstehen, raus in die Kälte, von morgens bis nachts arbeiten. Viele sind an Hunger und schwerer Arbeit gestorben, nicht an Gas“, erzählt Magda Rosenbaum unter Tränen. Sie lebt in Israel und wird per Video zugeschaltet.
"Mir wurde gesagt, sie werden Seife sein!"

Die 97 Jahre alte Nebenklägerin und Überlebende Magda Rosenbaum stammt nach Angaben ihres Anwalts aus Ungarn. Im Sommer 1944 sei sie zunächst nach Auschwitz und dann nach Stutthof bei Danzig gebracht worden. Ihre Eltern und ihr jüngerer Bruder seien in Ausschwitz gestorben. Sie berichtet per Videoschalte von ihren schlimmen Erlebnissen: „Nur der Hunger war in unserem Kopf. Wir haben Brot mit Sand zu essen bekommen. Mir wurde gesagt: Sie werden Seife sein. Das war schrecklich. Ich wusste vorher nicht, was es heißt, einen Menschen zu schlagen.“ Die Angeklagte verfolgt den Prozess am Dienstag ohne eine erkennbare Regung.
Ihr Körper brannte nach den Schlägen
Ihr ganzer Körper habe nach den Schlägen gebrannt, ihr Leben sei zerstört, so Magda Rosenbaum. Sie überlebte das Lager gemeinsam mit einer Schwester.Das Gericht hatte bereits drei andere Überlebende aus Österreich, den USA und Israel als Zeugen gehört. Nach und nach kamen bei dem Prozess immer mehr erschreckende Details ans Licht.
Angeklagt ist die 96 Jahre alte Irmgard F. Sie soll von Juni 1943 bis April 1945 als Zivilangestellte in der Kommandantur des deutschen Konzentrationslagers gearbeitet haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, durch ihre Schreibarbeit Beihilfe zum systematischen Mord an über 11.000 Gefangenen geleistet zu haben. (dpa/tje/kst)