Kopfschmerzen: immer mehr Teenager leiden darunter

Es sind besorgniserregende Zahlen: Vier von fünf Teenagern leiden laut einer neuen Studie unter Kopfschmerzen. In einer Umfrage unter Münchner Gymnasiasten (Mukis-Studie) gaben 80 Prozent der befragten Schüler an, regelmäßig unter Migräne oder Spannungskopfschmerzen zu leiden. "Es fängt in der Grundschule an und nimmt mit dem Alter der Kinder zu. In der Pubertät, unter den 15- bis 16-Jährigen, explodieren die Fälle geradezu“, erklärt Kinderarzt und Mitinitiator der Studie Florian Heinen "Focus Online".

In über 90 Prozent der Fälle handelt es sich bei Kindern und Jugendlichen um primäre Kopfschmerzen. Das bedeutet, dass den Schmerzen keine organischen Ursachen wie Bluthochdruck oder Sehstörungen zugrunde liegen. Oft ist die Ursache des Übels hingegen im Nacken zu finden. Die Nackenmuskulatur steht schon länger als Auslöser von Kopfschmerzen im Verdacht.

Die Ursachen für einen verspannten Nacken können vielfältig sein. Einer der Hauptgründe dürfte aus Sicht von Heinen der veränderte Medienkonsum der Jugendlichen sein. "Der Kopf geht typischerweise nach vorne zum Computer-Bildschirm, dazu muss man die Nackenmuskulatur einsetzen“, sagt der Kinderarzt dem Magazin. "Diese motorische Bewegung gab es früher nicht.“ Dazu kommt, dass sich Kinder und Jugendliche heutzutage viel zu wenig bewegen und daher keinen Ausgleich zu Computer und Fernseher haben.

Verspannungen durch Leistungsdruck und Stress

Zusätzlich tragen Stress und Leistungsdruck zu den Verspannungen bei. "Jugendliche verfügen kaum noch über nicht-verplante Zeit. Schüler haben oft weniger als drei Stunden in der Woche zur freien Verfügung“, sagt Heinen. "Diese enge Taktung entspricht der Welt eines Managers und nicht der eines Heranwachsenden.“ Schnell entsteht dadurch ein Teufelkreis: Weil die Jugendlichen oft tageweise ausfallen, haben sie in der Schule oft einen noch höheren Leistungsdruck, um dem Lernpensum gerecht zu werden. Dadurch können noch mehr Kopfschmerzen entstehen.

In akuten Fällen können diese Kopfschmerzen auch mit Schmerzmitteln behandelt werden, aber Heinen mahnt zur Vorsicht. Dauerhaft könne man Kopfschmerzen besser mit regelmäßigen Mahlzeiten, genügend Schlaf und reduziertem Kaffee- und Alkoholkonsum entgegenwirken. Viel frische Luft und genügend Flüssigkeit seien ebenfalls wichtig, so Heinen zu 'Focus Online'.

Zahl junger Migräne-Patienten stark gestiegen

Bei etwa zwölf Prozent der Frauen und acht Prozent der Männer sprechen Experten von Migräne. Internationale Studien haben nun ergeben, dass die Zahl junger Migräne-Patienten in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen ist. Die Ursachen dafür sind ähnlich wie bei den gewöhnlichen Kopfschmerz-Patienten: Terminstress, zu wenig körperliche Bewegung und Übergewicht. „Kopfschmerzen sind immer ein Warnsignal unseres Gehirns“, sagt Dr. Charly Gaul, Facharzt für Neurologie und Chefarzt einer renommierten Kopfschmerzklinik im Taunus. Wahrscheinlich stecken aber auch erbliche Faktoren hinter der Kopfschmerzerkrankung, da oft mehrere Mitglieder einer Familie betroffen sind. Auch Hormonschwankungen und bestimmte Lebensmittel wie zum Beispiel Käse, Eis, Bananen, Schokolade und Zitrusfrüchte können Ursachen für Migräne sein. In jedem Fall ,,brauchen die Kinder dann Bewegung und mehr Zeit für sich“, sagt Dr. Charly Gaul.

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