Kommentar zur Flutkatastrophe

Dieser Wahlkampf-Reflex ist beschämend

Prüm/Eifel Themenfoto: Naturkatastrophe, Hochwasser, Rheinland-Pfalz, Prüm, 15.07.2021 Das Eifelstädtchen Prüm ist von der Hochwasserkatastrophe hart getroffen worden und überflutet. Überall schwerste Spuren der Verwüstung, Themenfoto: Naturkatastrop
Die Flutkatastrophe instrumentalisieren einige Politikerinnen und Politiker für den Wahlkampf
www.imago-images.de, imago images/Eibner, Augst / Eibner-Pressefoto via www.imago-images.de

von Philipp Sandmann

Ein Reflex heißt nicht umsonst Reflex, weil man ihn manchmal eben nicht kontrollieren kann. Er kommt von allein, wenn er durch irgendetwas gereizt wird.

Bei vielen Politikerinnen und Politikern der Grünen – aber nicht nur der Grünen – lässt sich diese reflexartige Haltung während der Flutkatastrophe ziemlich gut beobachten. Und sie ist beschämend.

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Wir müssen über das Klima sprechen

Um es deutlich zu sagen: Ja, wir müssen über den Klimaschutz sprechen. Und ja, die Bundesregierung hat in den vergangenen Jahrzehnten in diesem Punkt viel versäumt – allen voran die CDU, für die Armin Laschet als Kanzlerkandidat antritt.

Aber dass Politikerinnen und Politiker, aber auch Journalistinnen und Journalisten inmitten einer Vollkatastrophe einen Ministerpräsidenten für Leid und für Tote verantwortlich machen, das ist keinen Deut besser, als wenn die AfD nach jedem Terroranschlag schreibt: „Frau Merkel, das sind Ihre Opfer.“

So postete Konstantin von Notz (Grüne) ein abgesoffenes Auto und macht die anderen Parteien für ihr Nichthandeln in der Klimakrise verantwortlich. Wenig später die Entschuldigung, Tweet gelöscht. Begründung: „Eine solche Situation eignet sich für polemische Tweets überhaupt nicht.“

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Wir müssen über das Klima sprechen

Armin Laschet (CDU) hingegen, Ministerpräsident von NRW, wird gerade für fast alles verantwortlich gemacht: Die Flutkatastrophe, den Klimawandel, aber auch dafür, dass er es wagt, als Ministerpräsident eines stark betroffenen Bundeslandes vor die Kameras zu treten und im Grunde genommen nichts anderes tut, als seines Amtes zu walten.

Zu allem Überfluss soll er es gewagt haben, in einem Interview die Moderatorin in einer Antwort als „junge Frau“ bezeichnet zu haben.

In der Twitter-Blase kam es sofort zu einem „Shitstorm“. So twitterte die Journalistin Teresa Bücker z.B., dass Laschet eine Journalistin „herabwürdige“. Er sei wohl ein wenig „überspannt“ und zudem nicht ganz auf „der Höhe der Zeit“. Bei über 40 Toten in seinem Bundesland. Nun ja...

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnte unlängst übrigens vor einer Schlammschlacht im Wahlkampf. Man muss sagen: Dass der Bundespräsident so gut in die Zukunft blicken kann, das hätte ich nicht gedacht.