Familie entsetzt über UrteilGericht entscheidet: Ärzte dürfen bei Komapatient Archie Battersbee (12) die Maschinen abstellen
Noch laufen die Maschinen, die den 12-jährigen Archie Battersbee am Leben erhalten. Doch geht es nach den Ärzten des Royal London Hospitals wird das nicht mehr lange der Fall sein. Denn der Junge ist nach neuesten Erkenntnissen hirntot. Seine Familie glaubt an Heilung. Nach einem langen Streit hat jetzt ein Gericht entschieden.
Herz schlägt noch
Die Geräte sollen abgeschaltet werden, befand der zuständige Richter und folgte damit dem Rat der Ärzte. Diese hatten argumentiert, der Junge sei hirntot, es gäbe keine Aktivität im Hirnstamm mehr.
Die Eltern hielten dagegen: Das Herz des Jungen schlage noch, er habe sogar Reaktionen gezeigt, etwa ein Auge geöffnet, als der Beatmungsschlauch ausgetauscht wurde oder ein Drücken der Hand. Doch beide Reaktionen, so die Ärzte, zeigen auch Menschen, deren Hirn nicht mehr arbeitet. Es handele sich lediglich um Reflexe.
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Ärzte hatten schon vorher Verdacht auf Hirntod

Der Richter folgte dieser Ansicht: Archie sei am 31. Mai, kurz nach einem Scan seines Gehirns, gestorben. „Ich stelle fest, dass die irreversible Einstellung der Hirnstammfunktion eindeutig nachgewiesen wurde“, heißt es. Das heißt nicht, dass er nicht schon vorher hirntot war. Die Ärzte hatten schon vorher diesen Verdacht, nur eindeutig beweisen konnten sie es nicht.
Die Eltern sind nach dem Urteil entsetzt: „Völlig Fremde treffen eine Entscheidung darüber, ob mein Sohn leben oder sterben soll“, sagt Archies Mutter Hollie Dance. „Ich bin verzweifelt. Das Krankenhaus hat Covid-Patienten, die mehr als drei Monate beatmet werden – das ist länger als Archie im Krankenhaus liegt.“
Gehirn steuert Körperfunktionen nicht mehr
Die Mutter hatte den 12-Jährigen am 7. April leblos mit einer Binde um den Hals gefunden. Ihr Verdacht: Er habe an einer Online-Challenge teilgenommen und sich dabei selbst stranguliert.
Hirntote Menschen haben keine Chance mehr, aus ihrem Zustand zu erwachen. Ohne moderne Apparatemedizin sterben sie meistens sehr schnell, da das Gehirn die Körperfunktionen nicht mehr steuern kann. (eon)
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