Familie entsetzt über UrteilGericht entscheidet: Ärzte dürfen bei Komapatient Archie Battersbee (12) die Maschinen abstellen

Noch laufen die Maschinen, die den 12-jährigen Archie Battersbee am Leben erhalten. Doch geht es nach den Ärzten des Royal London Hospitals wird das nicht mehr lange der Fall sein. Denn der Junge ist nach neuesten Erkenntnissen hirntot. Seine Familie glaubt an Heilung. Nach einem langen Streit hat jetzt ein Gericht entschieden.

Herz schlägt noch

Die Geräte sollen abgeschaltet werden, befand der zuständige Richter und folgte damit dem Rat der Ärzte. Diese hatten argumentiert, der Junge sei hirntot, es gäbe keine Aktivität im Hirnstamm mehr.

Die Eltern hielten dagegen: Das Herz des Jungen schlage noch, er habe sogar Reaktionen gezeigt, etwa ein Auge geöffnet, als der Beatmungsschlauch ausgetauscht wurde oder ein Drücken der Hand. Doch beide Reaktionen, so die Ärzte, zeigen auch Menschen, deren Hirn nicht mehr arbeitet. Es handele sich lediglich um Reflexe.

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Ärzte hatten schon vorher Verdacht auf Hirntod

ARCHIV - 13.05.2022, Großbritannien, -: Hollie Dance ist die Mutter des schwerkranken zwölfjährigen Archie Battersbee, der im Mittelpunkt eines Rechtsstreits um lebenserhaltende Maßnahmen steht. Sie hat einen Richter aufgefordert, dem Jungen "mehr Zeit" zu geben. Spezialisten, die Archie im Royal London Hospital in Whitechapel im Osten Londons behandeln, halten es für "sehr wahrscheinlich", dass der Junge tot ist, und sagen, dass die lebenserhaltende Behandlung beendet werden sollte. (zu dpa Londoner Gericht ordnet Test über Hirntod bei Zwölfjährigem an) Foto: James Manning/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Archies Mutter Hollie Dance kämpft für ihren Jungen. Sie glaubt, dass er noch lebt.
bsc, dpa, James Manning

Der Richter folgte dieser Ansicht: Archie sei am 31. Mai, kurz nach einem Scan seines Gehirns, gestorben. „Ich stelle fest, dass die irreversible Einstellung der Hirnstammfunktion eindeutig nachgewiesen wurde“, heißt es. Das heißt nicht, dass er nicht schon vorher hirntot war. Die Ärzte hatten schon vorher diesen Verdacht, nur eindeutig beweisen konnten sie es nicht.

Die Eltern sind nach dem Urteil entsetzt: „Völlig Fremde treffen eine Entscheidung darüber, ob mein Sohn leben oder sterben soll“, sagt Archies Mutter Hollie Dance. „Ich bin verzweifelt. Das Krankenhaus hat Covid-Patienten, die mehr als drei Monate beatmet werden – das ist länger als Archie im Krankenhaus liegt.“

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Gehirn steuert Körperfunktionen nicht mehr

Die Mutter hatte den 12-Jährigen am 7. April leblos mit einer Binde um den Hals gefunden. Ihr Verdacht: Er habe an einer Online-Challenge teilgenommen und sich dabei selbst stranguliert.

Hirntote Menschen haben keine Chance mehr, aus ihrem Zustand zu erwachen. Ohne moderne Apparatemedizin sterben sie meistens sehr schnell, da das Gehirn die Körperfunktionen nicht mehr steuern kann. (eon)

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