AufgepasstKinderärztin warnt: Was Fencheltee für Babys und Schwangere so gefährlich macht

Baby trinkt Wasser aus Flasche
Der Bauch grummelt und deshalb gibt's für das Kind Fencheltee? Das ist eine schlechte Idee.
iStock/RTL
von Larissa Königs

Finger weg vom Fencheltee!
Lange galt Fencheltee als Heilmittel gegen Bauchweh und Blähungen bei Kindern – bis Forscher herausfanden, dass das Getränk potenziell krebserregend ist. Eine Kinderärztin erklärt warum und was sinnvolle Alternativen sind.
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Stoff im Fenchel kann Leberkrebs verursachen

„Fencheltee für Kinder? Besser nicht!“ So warnt unter anderem die europäische Arzneimittelbehörde (EMA) vor dem beliebten Tee. Was früher vor allem gegen Magenschmerzen und Blähungen bei Kindern eingesetzt wurde, gilt mittlerweile als großes No-Go. Denn Fencheltee enthält Estragol – ein krebserregender Inhaltsstoff, der dem Tee seinen Anis-Geruch verleiht.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnte bereits 2002 vor Estragol in Lebensmitteln. Nicht nur Fenchel enthalte demnach den giftigen Stoff, sondern auch Muskatnuss, Sternanis und Lemongras. Von einem übermäßigen Verzehr wird deshalb abgeraten.

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Doch was genau bewirkt der Stoff im Fencheltee? „Estragol hat in hohen Dosen in Tierversuchen eine hepatokanzerogene Wirkung gezeigt, sprich einen Zusammenhang mit der Entwicklung von Leberkrebs“, erklärt Kinderärztin Dr. Nikola Klün. Diese Einschätzung bestätigt eine Studie der EMA, die die Auswirkungen von Fencheltee auf den menschlichen Körper untersucht.

Speziell bei Fencheltee schwankt der Estragolgehalt enorm. Eine österreichische Studie hat bereits starke Estragolschwankungen in Tees gezeigt.

Empfehlung der EMA: kein Fencheltee für Babys

Die „erreichte bzw. erreichbare Tagesdosis“ von Estragol bei Kindern ist wegen der unterschiedlichen Mengen in den Tees demnach ungewiss, so die EMA. Deshalb „kann sie möglicherweise dem hepatotoxischen Bereich durchaus nahekommen“.

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Aus diesem Grund wird bei Fencheltee Folgendes empfohlen:

  • Kinder unter vier Jahren: kein Fencheltee

  • stillende Mütter: kein Fencheltee

  • Kinder von vier bis elf Jahren: Fencheltee „sehr zurückhaltend“ geben

Dr. Nikola Klün rät: „Der Einfachheit halber kann man ganz darauf verzichten. Fencheltee ist ja kein Grundnahrungsmittel, und auch die beruhigende Wirkung bei Blähungen, Bauchschmerzen oder Schreiunruhen wurde nie in einer Studie nachgewiesen.“

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Das sind Alternativen zum Fencheltee

Zudem gibt es Alternativen zum Fencheltee, etwa Kümmeltee. Die ätherischen Öle darin haben eine anregende Wirkung auf die Verdauung, sagt Kinderarzt Ulrich Fegeler. Kümmel sei ein seit Jahrhunderten häufig verwendetes Gewürz, was wegen dieser Wirkung vielen Speisen zugegeben werde, zum Beispiel Sauerkraut.

Ein Kümmeltee für Babys ist schnell zubereitet:

  • Einen Teelöffel Kümmel mit kochendem Wasser auf die Menge eines Trinkfläschchens aufgießen.

  • Zehn Minuten ziehen lassen.

Alternativ empfiehlt Dr. Nikola Klün einen ungesüßten Früchtetee. Wichtig ist auch, dass Tee nicht zu früh gegeben wird. „Tee in der Babyzeit sollte sonst sowieso frühestens ab der Einführung der Beikost gegeben werden, davor ist Mutter/Premilch das einzige Getränk der Wahl“, so Klün.

Was aber in vielen Fällen bei einem Rumoren im Bauch mehr ausmacht als ein warmer Aufguss, ist die Zuwendung der Eltern. Zum Beispiel das Kind in den Arm zu nehmen oder auch das Bäuchlein im Uhrzeigersinn leicht zu massieren, beschreibt Kinderarzt Fegeler.

Dr. Klün ergänzt: „Wenn der Tee aufgrund von Schreiunruhen gegeben wird, ist die bessere Alternative, sich deswegen an den Kinderarzt oder eine spezielle Schreiambulanz zu wenden.“

Abschließend noch: Panik muss niemand haben, der als Kind mal Fencheltee bekommen hat. „Die EMA-Empfehlung, auf Fencheltees zu verzichten, ist sicher als präventive Vorsichtsmaßnahme zu bewerten“, betont Dr. Klün. „Mir sind keine Studien bekannt, die einen Zusammenhang zwischen Fencheltee in der Babyzeit und späteren gesundheitlichen Problemen im Erwachsenenalter aufzeigen.“(jbü/dpa)