Fehlurteil, weil ein Zeuge log
Unschuldiger kommt nach 32 Jahren im Gefängnis frei - Sohn: "Es fühlt sich gut an“
Der Staat hat "Joaquin Ciria 32 Weihnachten, 32 Geburtstage, 32 Jahre gestohlen, die er nicht mit seinem Sohn Pedro verbringen konnte." So reagierte seine Anwältin auf das Urteil. 32 Jahre saß ihr Mandant in Kalifornien unschuldig im Gefängnis. Nun kommt der US-Amerikaner frei. Die Augen seines Sohnes Pedro waren "rot vom Weinen", als er nach Bekanntgabe der späten Gerechtigkeit für seinen Vater seine Angehörigen und Freunde der Familie umarmte. "Es fühlt sich gut an“, sagte der heute 32-jährige Pedro, so die Zeitung "San Francisco Chronicle".
Freigesprochener "aufgeregt, ziemlich überwältigt, glücklich und hatte feuchte Augen"

Bei der Gerichtsverhandlung saß Cirias frühere Partnerin Yojana Paiz mit dem gemeinsamen Sohn Pedro im Saal. Die Frau hatte 32 Jahre Cirias Unschuld beteuert. Er sei zu Hause gewesen, als der Mord geschah. Niemand glaubte ihr – bis jetzt. Als der Richter verkündete, dass Ciria freikomme, umarmte Yojana Paiz ihren Sohn und schluchzte, so die Zeitung weiter.
Joaquin Ciria wurde 1990 wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Für seine Schuld gab es keine forensischen Beweise, nur eine belastende Zeugenaussage. Die stammte von einem 17-Jährigen, der von den Ermittlern unter Druck gesetzt wurde.
Heute, 32 Jahre nach diesem Urteil, würde eine solche Aussage gar nicht vor Gericht zugelassen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft dem US-Sender ABC. Sie sei damals durch Nötigung zustande gekommen.
"Er möchte mit seinem Sohn spazieren gehen und einfach laufen und sprechen können"

Dass Joaquin Ciria nun freikommt, verdankt er einer Unschuldskommission, dem "Northern California Innocence Project", das 2020 gegründet wurde, um mögliche Fehlurteile aufzudecken. Der Fall ist der erste, in dem das gelang. Rechtsanwältin Paige Kaneb von der Organisation teilte nach der Verkündung des Urteils mit: "Er ist sehr aufgeregt. (…) Er war ziemlich überwältigt, er war wirklich glücklich und hatte feuchte Augen."
Ciria selbst wollte keine direkte Stellungnahme vor der Presse abgeben. Zu seinen Plänen für die nahe Zukunft sagte sie: "Er möchte mit seinem Sohn spazieren gehen und einfach laufen und sprechen können, was sie nie konnten."
Unschuldigem steht hohe Entschädigung zu

Wann Ciria frei kommt, ist noch nicht entschieden. Er hat Anspruch auf eine finanzielle Entschädigung in Höhe von 140 US-Dollar pro Tag für die 32 Jahre, die er im Gefängnis verbracht hat. Das sind etwas mehr als 1,6 Millionen US-Dollar (1,47 Millionen Euro).
„Vor zweiunddreißig Jahren wurden Sie Ihrer Frau und Ihrem Baby weggenommen, und das liegt daran, dass das System Sie katastrophal im Stich gelassen hat“, sagte eine Sprecherin der Unschuldskommission. Das kann kein Geld der Welt wiedergutmachen. (uvo)