Das jüngste Opfer soll gerade einmal 2 Jahre alt gewesen sein
US-Drohnenangriff: Kinder spielten auf der Straße - Familie verliert zehn Angehörige
Es sind diese Schicksale, die die furchtbare Lage in Afghanistan ganz besonders deutlich machen und jedem das Herz zerreißen: Bei einem US-Drohnenangriff auf einen mutmaßlichen Selbstmordattentäter in der Nähe des Kabuler Flughafens sind offenbar auch Zivilisten gestorben. Besonders tragisch: Eine Familie verlor 10 Familienmitglieder, sechs davon waren noch Kinder. Darüber berichtete zunächst die BBC.
Das Pentagon kann zum jetzigen Zeitpunkt zivile Opfer nicht ausschließen. Ein freier Journalist berichtet auf RTL-Anfrage von den dramatischen Szenen, die ihm ein Verwandter der Familie erzählte.
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"Andere folgten dem Auto und an dem Punkt erfolgte der Angriff“
Der Mann, der für eine amerikanische Nicht-Regierungs-Organisation 16 Jahre lang arbeitete, war gerade auf dem Heimweg, wollte noch drei Arbeitskollegen bei ihnen zu Hause absetzen – diese kleine Verzögerung wird ihm möglicherweise sein Leben gerettet haben. „Bevor er an seinem eigenen Tor ankam, sah er einige seiner Kinder und seine Nichten und Neffen auf der Straße spielen. Einige sprangen in das Auto, andere folgten dem Auto und an dem Punkt erfolgte der Angriff“, berichtet uns Journalist Andrew Quilty in einer Sprachnachricht. Zehn Verwandte des Mannes fanden so den Tod, „die Mehrheit von ihnen waren Kinder“, so Quilty. Die Jüngste soll nach dem Bericht der BBC gerade einmal zwei Jahre alt sein, das älteste getötete Kind zwölf.
Das US-Militär griff am Sonntag nach eigenen Angaben mit einer Drohne ein Auto des örtlichen IS-Ablegers in Kabul an. Nach dem Anschlag vom Donnerstag mit Dutzenden Toten wurde damit möglicherweise ein weiterer schwerer Terrorangriff verhindert. US-Präsident Joe Biden warnte, dass die Lage in Kabul „extrem gefährlich“ bleibe.
Es habe nach dem Luftangriff eine „bedeutende sekundäre Explosion“ gegeben, teilte das US-Zentralkommando mit. Das lasse vermuten, dass das angegriffene Fahrzeug wohl eine große Menge Sprengstoff geladen hatte, teilte Sprecher Bill Urban mit. Eine „unmittelbare Bedrohung“ für den Flughafen sei beseitigt worden. Direkt nach dem Angriff habe es laut Urban keine Hinweise auf zivile Opfer gegeben, hieß es noch am Sonntag. (eku/dpa)