Kleines Kabel, großes Chaos!

Kabel-Schaden legt Lufthansa lahm: Muss der Baggerfahrer nun um seinen Job bangen?

dpatopbilder - 15.02.2023, Hessen, Frankfurt/Main: Zahlreiche Fluggäste stehen im Terminal 1 im Flughafen Frankfurt vor einem Informationsschalter der Lufthansa Schlange. Wegen einer IT-Panne beim Lufthansa-Konzern sind am Mittwoch (15.02.2023 ) Tausende Passagiere von Verspätungen und Flugausfällen betroffen. Foto: Arne Dedert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Gekappte Glasfaser-Kabel sorgten für Chaos bei der Lufthansa.
ade, dpa, Arne Dedert

Wer ist Schuld am Lufthansa-Bagger-Kabel-Chaos? Am Mittwoch (15. Februar) ging bei der Lufthansa, vor allem in Frankfurt und München, plötzlich nichts mehr. Die IT- Systeme waren ausgefallen, Passagiere strandeten am Flughafen, Flüge fielen aus oder waren verspätet. Kurze Zeit später wird der Grund für die Panne gefunden: Bereits am Dienstagabend hatte ein Bagger-Fahrer bei Bauarbeiten mit einem Betonbohrer vier Glasfaserkabel der Telekom durchtrennt. Ein Fehler, der ihn den Job kosten könnte?

Kabel wurden am Dienstag gekappt: Warum hatte die Lufthansa erst am Mittwoch Systemstörungen?

Das ist nicht die einzige Frage, die geklärt werden muss. Michael Lamberty, Senior Manager Media Relations der Lufthansa, erklärt auf RTL-Nachfrage, dass die Lufthansa sofort am Dienstagabend von der Telekom über die gekappten Kabel informiert wurde. Die Systeme seien daraufhin sofort überprüft worden, aber es habe keine Auffälligkeiten gegeben. „Die Störung haben wir erst am Mittwoch bemerkt“, so Lamberty. Warum diese mit Zeitverzögerung eingetreten sind, muss nun geklärt werden.

Wie konnten vier durchtrennte Kabel für so ein Chaos sorgen?

Eine genaue Zahl für den entstandenen Schaden gibt es zwar noch nicht. Laut Michael Lamberty ist die Lufthansa aktuell in Gesprächen mit den Beteiligten. Denn das der Ausfall von vier Glasfaserkabeln für so ein Chaos sorgt, darf eigentlich nicht passieren. „Man muss wissen, wo wichtige Kabel sind. Und es muss gewährleistet sein, dass die kritische Infrastruktur beschützt wird.“

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IG Bau verwundert: Warum lagen Kabel fünf Meter tief?

Aber wie kann es überhaupt zu so einem Vorfall kommen? Das fragt sich auch Johannes Schader, Gewerkschaftssekretär der IG Bau im Rhein-Main-Gebiet. Auf RTL-Nachfrage erklärt er, dass solche Kabel eigentlich in den Plänen eingezeichnet werden müssen. Als ungewöhnlich schätzt er auch die Tiefe der verlegten Kabel ein. Diese waren nämlich fünf Meter tief vergraben. „Kabel sind eigentlich in 1,5 Meter Tiefe verlegt“, so Schader. Außerdem werden Kabel meist in Sand verlegt und mit besonderen Markierungen, wie beispielsweise einem Flatterband, versehen. „Als Baggerfahrer rechnet man in so einer Tiefe eigentlich auch nicht mit Kabeln“, so Schaders Einschätzung.

Im Gespräch mit RTL äußert die Telekom folgende Vermutung: Die Tiefe könnte mit der Bahntrasse zu tun haben, die dort entlang läuft.

Im Video: Chaos am Flughafen! Gekappte Kabel legen Lufthansa lahm

Telekom: Kabel waren in Pläne eingezeichnet

Natürlich gibt es Fälle, in denen Kabel nicht in Plänen eingezeichnet sind, so Schader. Das wäre aber eher bei älteren Kabeln der Fall. „Aber bei Glasfaserkabeln ist das ungewöhnlich, die sind ja höchstens zehn Jahre alt.“

Im Gespräch mit RTL bestätigt Telekom-Pressesprecher Kespohl: „Laut meines Wissens waren die Kabel eingezeichnet.“

IG Bau: Baggerfahrer bohrt nur das, was im Plan steht

Die Deutsche Bahn teilte auf RTL-Nachfrage mit: „Derzeit klären wir zusammen mit der Telekom und dem bauausführenden Unternehmen, wie es zu dem Schaden kommen konnte.“

Dass der Baggerfahrer die Schuld für die gekappten Kabel auf sich nehmen muss, hält Gewerkschaftssekretär Schader aber für relativ unwahrscheinlich: „Der bohrt doch nur das, was im Plan steht und nicht aus Spaß.“