Jahrelange Schmerzen wegen Autoimmunerkrankung

Taiva (21) lässt sich ein Auge entfernen: „Ich weinte Freudentränen"

Taiva Finlayson nach ihrer Augenoperation.
Taiva Finlayson (21) ließ sich nach jahrelangen Schmerzen ein Auge entfernen.
Jam Press

„Ich weinte Freudentränen, als die Ärzte sagten, sie müssten mein Auge entfernen.“
Was unglaublich klingt, ist bei Taiva Finlayson (21) aus Ontario (Kanada) tatsächlich Realität. Jahrelang lebt sie mit unerträglichen Schmerzen, kann nicht mehr arbeiten oder das Haus verlassen – bis zu dem Tag, als ihr schmerzendes Auge endlich entfernt wird. Wie es so weit kommen konnte und warum sich die 21-Jährige heute selbstbewusster fühlt als jemals zuvor.

Juvenile idiopathische Arthritis (JIA): Taiva hat Autoimmunerkrankung

Taiva Finlayson ist ein Jahr alt, als bei ihr juvenile rheumatoide Arthritis (auch juvenile idiopathische Arthritis, kurz JIA, genannt) diagnostiziert wird. Bei der Krankheit sind Gelenke von Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen chronisch entzündet. Warum sie an der Autoimmunerkrankung erkranken, ist bislang unklar.

Auch bei Taiva sind zunächst ihre Gelenke und ihre Haut betroffen. Später greift die Krankheit auf ihre Augen über. Mit zwölf Jahren erblindet die Kanadierin schließlich auf dem rechten Auge. „Die Entzündung hat das Auge so stark geschädigt, dass es nichts mehr zu stoppen gab“, erinnert sich Taiva im Gespräch mit dem Portal Need to know.

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„Wenn man über längere Zeit blind ist, kann das Auge schrumpfen"

Wirklich schlimm wird es aber offenbar erst danach: „Wenn man über längere Zeit blind ist, kann das Auge schrumpfen, so wie eine Weintraube zu einer Rosine schrumpft.“ Für Taiva bedeutet dies: unterträgliche Schmerzen!

Seit 2019 ist es der Kanadierin darum unmöglich, nach draußen zu gehen oder ihrem täglichen Leben nachzugehen. „Ich kann die Schmerzen damit vergleichen, wenn man einen wirklich schlimmen Kratzer am Auge hat oder wenn Sand das Auge reizt – nur dass es jeden Tag ist, den ganzen Tag lang“, so Taiva.

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„Als er mich an den Chirurgen überwies, weinte ich Tränen der Freude"

Jahrelang fleht Taiva die Ärzte an, ihr zu helfen, immer mit der Antwort, dass man nichts tun könne. 2023 dann die Erlösung im St. Joseph's Hospital in London: „Der Arzt sagte mir, dass er eine Enukleation (operative Entfernung des Augapfels) für eine gute Option für mich hält. Als er mich an den Chirurgen überwies, weinte ich Tränen der Freude, weil ich so glücklich und bereit war, die Schmerzen loszuwerden.“

Im Juni 2023 ist es dann endlich so weit: Taivas rechtes Auge wird entfernt. „Es ging alles sehr schnell. Die Nacht im Krankenhaus war der schlimmste Schmerz, den ich bisher während meiner Genesung hatte – und er ist immer noch nicht mit den Schmerzen zu vergleichen, die ich früher hatte“, erinnert sie sich.

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„Ich hatte Angst davor, das Auge zum ersten Mal offen zu sehen"

Trotz überstandener Operation hat die 21-Jährige Sorge vor einem bestimmten Moment, wie sie erzählt: „Ich hatte Angst davor, das Auge zum ersten Mal offen zu sehen, da es in der ersten Woche genäht und zugeschwollen war.“

Schlussendlich ist die Angst schnell vergessen, denn Taivas Lebensqualität dreht sich nach der Operation um 180 Grad: „Ich war mir meines blinden Auges vorher so unsicher, da es deformiert und verfärbt aussah. Es fiel mir schwer, Augenkontakt herzustellen und mich fotografieren zu lassen. Und ich versuchte immer, das Auge zu verdecken“, erzählt die Mutter eines Sohnes.

Ein paar Wochen später ist Taiva völlig verändert: „Mein ganzes Gesicht sah jetzt anders aus. Viele Leute haben mir gesagt, dass ich viel gesünder aussehe.“

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Im Video: Wie äußert sich rheumatische Arthritis?

Taiva freut sich auf ihre Augenprothese

Die Entscheidung, ihr Auge entfernen zu lassen, bereut die 21-Jährige keine Sekunde. Schon drei Wochen nach der Operation hat sie fast keine Schmerzen mehr. Wichtig sei jetzt, auf ihr verbleibendes Auge zu achten, da eine völlige Erblindung durchaus realistisch sei, erzählt Taiva.

Dennoch bleibt sie optimistisch und freut sich auf ein Leben ohne Schmerzen – und die Augenprothese, die sie nach erfolgreicher Heilung bekommen soll. (akr)