Das sagen unsere Experten

Ist der Corona-Impfstoff für Kinder riskant?

Impfung
Ein Mädchen bekommt eine Impfung.

Deutschlandweit bereiten sich Städte auf die Impfung von Risikogruppen vor. Erst am Freitag hat Gesundheitsminister Jens Spahn eine Reihenfolge festgelegt. Bis alle Menschen gegen Corona geimpft sein werden, wird es noch dauern. Doch jetzt rückt eine Gruppe in den Fokus, die bisher als am wenigsten gefährdet galt: Kinder. Einzelnen Studien zufolge bestehe ein Risiko, dass eine Impfung teils schweren Nebenwirkungen auslösen könnte. Grund dafür ist „PIMS“, eine Krankheit, die dem Kawasaki-Syndrom ähnelt.

Ähnelt dem Kawasaki-Syndrom: Was passiert bei einer PIMS-Erkrankung?

Es ist selten, kann ein Kind aber sehr krank machen: Das sogenannte Paediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (auf Deutsch: Pädiatrische Immunologische Multisystem-Erkrankung, kurz „PIMS“), über das im Zusammenhang mit dem Corona-Virus erstmals im Frühjahr 2020 berichtet wurde. Dabei handelt es sich um eine schwere, entzündliche Erkrankung. Betroffene Kinder bekommen Bauchschmerzen, Krampfanfälle oder Hautausschläge.

Die Symptome erinnern an das seltene Kawasaki-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine akut auftretende systemische Erkrankung im Säuglings- und Kleinkindesalter. Sie definiert sich durch fieberhafte Begleiterscheinungen und Entzündungen der Gefäße. Zudem sind in vielen Fällen diverse Organe entzündet. Die Symptome anderer Kinder erinnern wiederum eher an einen toxischen Schock, der normalerweise durch die Infektion mit bestimmten Bakterien hervorgerufen wird.

An Corona erkrankte Kinder im Krankenhaus: Nur etwa 5 Prozent mit PIMS diagnostiziert

Laut der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie wurden seit Jahresbeginn bis zum 13.Dezember 2020 insgesamt 630 Kinder und Jugendliche mit Covid-19 in Krankenhäusern behandelt. Von ihnen litten 27 an PIMS – das sind knapp über 5 Prozent. Auch, wenn es wenig klingt: Über diese 5 Prozent bahnt sich gerade eine Diskussion an, inwieweit ein Corona-Impfstoff Kindern mehr schaden als nützen könnte.

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Dr. Georg-Christian Zinn: "Eltern müssen sich keine Gedanken machen"

Georg-Christian Zinn
Georg-Christian Zinn im Interview mit RTL.
RTL

Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor des Hygienezentrum Bioscientia in Ingelheim, sieht die Diskussion um Impf-Nebenwirkungen bei Kindern kritisch. Dass das Immunsystem der 27 PIMS-Kinder im Kampf gegen die Viren überreagiert hat, hält er für wahrscheinlich. „Man kann nicht im Vorfeld sagen, welches Kind es bekommt und welches nicht“, ergänzt der Mediziner im RTL-Interview. Weiter erklärt er uns: „PIMS ist sehr selten. Nicht ungefährlich, aber rechtzeitig diagnostiziert wirklich gut behandelbar.“

Er geht nicht davon aus, dass eine Impfung eine ähnliche Immunsystem-Reaktion wie eine Corona-Infektion auslösen könnte: „Bei Impfungen haben wir einen anderen Mechanismus, da nur Teile eines Virus gegeben werden.“ Es brauche ein Virus, dass das Immunsystem der Kinder aktiviert und die heftige Reaktion des Körpers auslöse. Ein Fall von PIMS in Verbindung mit einer Impfung sei ihm nicht bekannt. Elten müssten sich seiner Meinung nach keine Gedanken machen und verweist auf den Faktor Zeit: „Jetzt werden erst einmal die Risikogruppen geimpft, und dann kann man Studien machen – Wie vertragen Kinder den Impfstoff, welchen bekommen sie?“ Und Dr. Zinn ergänzt: „Da ist es wichtiger, dass Kinder einen Helm beim Fahrradfahren tragen, als über so eine seltene Krankheit nachzudenken.

PIMS bei Kindern: Wenn der Körper überreagiert

PIMS wird bei Kindern durch eine Immunantwort des Körpers auf Covid-19 ausgelöst. Als Abwehrreaktion setzt er Entzündungsstoffe frei, die die Viren bekämpfen sollen – doch am Ende sogar Gefäße und damit Organe schädigen können. Einige Wissenschaftler befürchten jetzt, dass so etwas auch nach einer Impfung passieren könnte. Ein Grund dafür ist der hohe Antikörperspiegel nach eine Impfung mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech. Laut eine Veröffentlichung im Nature-Journal sei dieser bei geimpften nämlich höher als bei genesenen Menschen nach eine Corona-Erkrankung. Diese Antikörper würden dann, so die Meinung einiger Experten, die Überreaktion im Körper von Kindern und damit PIMS auslösen.

Corona-Impfstoff für Kinder: Die Pläne von Moderna und Biontech

Der US-Impfstoffhersteller Moderna hat bereits angekündigt, seinen Impfstoff auch für Kinder und Jugendliche entwickeln zu wollen. 3.000 im Alter von 12 bis 17 Jahren sollen laut Datenbank „ClinicalTrials.gov an einer Studie teilnehmen. Und auch Biontech hat Kinder bislang bei seinen Tests vernachlässigt: Nur etwas über hundert Jugendliche (zwischen 16 und 18 Jahren) bekamen den Impfstoff zu Testzwecken verabreicht.

RTL-Medizinexperte Dr. Specht: Corona-Impfung bei Kindern kein drängendes Problem

In einem Interview Ende November hat sich der RTL-Medizinexperte Dr. Christoph Specht zu einer Corona-Impfung bei Kindern geäußert. Er plädiert dafür, ruhig zu bleiben – schließlich merke der Durchschnitt der erkrankten Kinder gar nichts von einer Infektion: "Das ist aber gar nicht dramatisch, denn bei Kindern passiert ja nichts". Die Impfung von Risikogruppen abzuwarten (und damit auch mehr Zeit in Tests für einen auf Kinder zugeschnittenen Impfstoff zu investieren), hält er für sinnvoll. "Kinder haben die besten Karten, um die mache ich mir überhaupt keine Sorgen."

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