Hessisches Dorf in Angst
In Orleshausen soll ein Killer frei herumlaufen – wegen eines Gerichtspatzers!
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von Bella Christophel und Konstantin Müller
Ein Schöffe des Hanauer Landgerichts wird krank, ein Mordprozess kommt nicht richtig ins Rollen und ein mutmaßlicher Killer wird nach zwei Jahren in Untersuchungshaft wieder auf freien Fuß gesetzt: Die Anwohner des kleines Dorfes im hessischen Wetteraukreis leben seitdem in Angst. Unserer Reporterin Bella Christophel erzählen zwei Männer, dass sie Ralf H. kennen und er gefährlich sei. Er soll sogar mal auf jemanden geschossen haben.
Ralf H. soll seinen Vermieter getötet haben
Bereits im Januar 2021 soll Ralf H. den 79-jährigen Alojzij Zitnik „aus Habgier und Heimtücke“ getötet haben – so wirft es ihm die Staatsanwaltschaft vor. Zitnik vermietete eine Autowerkstatt an H. – angeblich soll ein Streit zwischen den beiden eskaliert sein. Eine unerwartetes Ereignis im Gericht hat den Mordprozess nun platzen lassen.
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Nach dem Bekanntwerden der Erkrankung eines Schöffens hat das Landgericht den Prozess, der bereits 15 Monate lief, abgesagt und will ihn erneut aufrollen. Da die maximale Dauer der Untersuchungshaft allerdings sechs Monate beträgt, wurde H. vorerst – unter Auflagen – auf freien Fuß gesetzt. Menschen aus der Nachbarschaft erzählen uns, dass er wieder in dem Dorf leben soll.
Anwalt der Witwe ist fassungslos
Michael Fürst vertritt als Anwalt die Nebenklägerin – dabei handelt es sich um die 81-jährige Witwe des Getöteten. Dass der Prozess nun geplatzt ist, ist für sie eine Katastrophe. „Rechtsstaatlich gesehen ist das sicherlich eine Notwendigkeit gewesen, in menschlicher Hinsicht ist das für die die Ehefrau eine fürchterliche Angelegenheit, die nicht hätte passieren dürfen“, erzählt uns Fürst. Seiner Mandantin gehe es „erwartungsgemäß ganz schlecht“. Die Nachricht habe sie mit ihren 81 Jahren kaum verstehen können. „Dass dieser Mensch nach nunmehr zwei Jahren wieder auf freien Fuß gesetzt wird, das ist schwer verständlich und das führt für viele zur Verzweiflung“, sagt Fürst.
Natürlich könne man die schwere Erkrankung eines Schöffen nicht vorhersehen oder verhindern können. Aus Sicht des Anwalts hätte das Gericht aber schon im Vornherein einen Ersatzschöffen und einen Ersatzrichter benennen müssen.
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Dennoch strenge Auflagen für Ralf H.
Zwar befindet sich der Angeklagte inzwischen wieder in Freiheit, allerdings muss er strenge Auflagen erfüllen. So darf er sich dem Tatort nicht nähern und muss sich zweimal pro Woche bei der Polizei melden und musste zusätzlich seinen Reisepass abgeben.
Telefonisch bestätigte die Pressesprecherin des Landgerichts auf RTL-Anfrage, dass das Schreiben, aus dem die Unterbrechung des Prozesses hervorgeht, am 3. Februar an alle Beteiligten ging. Wann nun der unterbrochene Prozess wieder neu aufgerollt werden kann, ist leider noch unklar.