"Sie wollen die deutsche Sprache lernen."
Hessens Schulen nehmen ukrainische Flüchtlinge auf
Am 1. März kamen die ersten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine am Frankfurter Hauptbahnhof an. Nun sind sie in Sicherheit, doch weit von ihrem zu Hause entfernt. Besonders schwierig ist die aktuelle Situation für Kinder, denn sie mussten ihre Freunde und auch ihre Schule hinter sich lassen. Damit sie schnell wieder einen geregelten Alltag haben, nehmen deutsche Schulen die ukrainischen Jungen und Mädchen auf. So auch die 15-jährige Kristina, sie besucht die Schule in Niederbrechen. Mit zwei Lehrern lernen die Schüler dort in den kommenden Wochen Deutsch. Doch vielen Schulen fällt dieses Angebot nicht leicht, denn es fehlen entsprechende Lehrkräfte.
"Es ist nicht so einfach."
Ein bisschen Normalität für die 15-jährige Kristina: Sie ist vor zwei Wochen mit ihrer Mutter und ihren zwei kleinen Brüdern in Deutschland angekommen und ist eine von 23 Kindern, die aus der Ukraine fliehen mussten und nun in der Schule Emsbachtal zur Schule gehen. „Wir haben am Anfang natürlich nichts verstanden. Es ist eine neue Sprache, eine neue Kultur und weit weg von der Heimat. Es ist nicht so einfach“, erzählt Kristina.
In sogenannten Willkommensklassen lernen hessenweit rund 1.500 ukrainische Kinder Deutsch. Die Umsetzung ist für Schulen nicht leicht, denn es fehlt entweder an Räumlichkeiten oder entsprechenden Lehrkräften, erklärt Bernd Steioff, Schulleiter in Niederbrechen.

Die Kinder wollen Deutsch lernen - Lehrer sind stolz
Die Schule im Emsbachtal hat Glück, denn sie haben gleich zwei Lehrer, die ukrainisch und russisch sprechen. Lehrer David Voskania ist sehr stolz auf seine Schüler: „Ich freue mich, dass ich diese Klasse habe. Das sind sehr anständige, sehr gute Kinder. Ich liebe sie einfach. Die wollen lernen. Die wollen die deutsche Sprache kennen und deshalb machen die das alle wunderbar.“
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Trotz allem vermissen die Kinder ihre Heimat und auch ihre Hobbys. Diese seien laut Jugend- und Schularbeiterin Madlene Wagner auch sehr wichtig: „Wenn sie aus Kriegsgebieten kommen, sind es immer noch Kinder und Jugendliche, die lachen, die spielen wollen und jetzt schreckliche Bilder gesehen haben, aber im Grunde ihres Herzens sind sie weiterhin Jugendliche und Kinder und spielen auch gerne mit dem Handy oder machen andere Sachen.“
Die deutsche Bürokratie erschwert eine Integration
Die deutsche Bürokratie erschwert vielen ukrainischen Familien noch immer die Eingliederung. Dem Schulleiter ist es ein persönliches Anliegen, Familien zu helfen und ukrainische Schüler in seinen Klassen Willkommen zu heißen: „Eine Familie, in der die Kinder unterschiedliche Namen haben, das gibt es auch in Deutschland. Und da hat das Schulamt zunächst mal die Kinder aufgeteilt. Ein Kind nach Limburg, zwei Kinder zu uns, die aber aus einer Familie sind. Und wir wussten aber, dass die Kinder unterschiedliche Namen haben und wir haben uns quasi dem Schulamt widersetzt und haben die drei Kinder sofort hier bei uns aufgenommen.“
Auch für warmes Essen sorgt er: Das Mittagessen hat er für die Kinder aus eigener Tasche gezahlt.
Kristina: Deutschland als zweite Heimat
Laut Kultusministerium sind rund 1500 ukrainische Kinder in sogenannten Intensivklassen. Diese Klassen wurden 2015 für die Flüchtlingskrise organisiert. Viele Kinder wie Kristina sind bereits gut in Deutschland angekommen: „Mir gefällt Deutschland, die Menschen, die Sauberkeit, die Ordnung. Ich kann mir vorstellen hier zu bleiben, aber ich vermisse auch meine Heimat. Also würde ich gerne, wenn der Krieg vorbei ist, wieder nach Hause fahren. Aber ich komme auch gerne zurück nach Deutschland. Vielleicht habe ich irgendwann nicht nur eine Heimat, sondern zwei.“ (hdi)