Einsatz wegen Ruhestörung in Gelsenkirchen (NRW)
Heimlich gefilmt! Polizist brüllt auf Familie ein: "Ihr geht mir voll auf den Sack"
Ein heimlich aufgenommenes Video aus dem nordrhein-westfälischen Gelsenkirchen sorgt im Netz für heftige Diskussionen. Dort ist zu sehen, wie am Samstagabend mehrere Beamte die Wohnung einer jungen Frau betreten und mit rüden Sprüchen um sich werfen. Die Frau soll dort mit Familienmitgliedern das Fußballderby zwischen Schalke 04 und dem BVB geschaut und danach eine Runde Karten gespielt haben. Offenbar waren sie so laut, dass Nachbarn die Polizei riefen. Den ganzen Ärger zeigen wir im Video.
Einsätze bringen Polizisten nach Revierderby auf die Palme
Die 29-jährige Mutter sagte der „WAZ“, sie habe mit ihrem Freund, ihrem Vater, ihrem Bruder und ihren Schwiegereltern den Abend nach dem Revierderby ausklingen lassen. Nachbarn fühlten sich jedoch ziemlich gestört und riefen die Polizei, und das nicht nur einmal. Mehrfach seien die Beamten zum Mehrfamilienhaus in Gelsenkirchen ausgerückt, heißt es in einer Polizeimeldung.
Beim ersten Einsatz kurz nach Mitternacht seien die Personen „teilweise uneinsichtig“ gewesen. Daraufhin seien die Schwiegereltern und der Bruder der 29-Jährigen der Wohnung verwiesen worden. Nur der Freund und der Vater blieben dort. Leiser soll es aber nicht geworden sein, denn in der Folge sei es zu weiteren Anrufen wegen Ruhestörung und einem zweiten Einsatz gekommen, den die junge Frau dann heimlich gefilmt und auf Facebook gepostet hatte.
Polizeibeamter aus Gelsenkirchen: "Ich will doch hier nicht so 'ne Scheiße diskutieren"
Wie im Video zu sehen ist, griffen die Beamten beim Einsatz kurz nach 1 Uhr entschlossen durch. Vor allem einem Polizisten ging die Truppe wohl gewaltig auf den Keks. „Hört das jetzt endlich auf? Wir wollen nicht diskutieren, entweder ihr kommt mit, oder ihr seid leise“, sagt er sichtlich genervt, nachdem er die Wohnung betreten hatte.
Immer wieder bestreitet die Frau, Lärm gemacht zu haben. Sie hätten doch nur Karten gespielt, behauptet sie. Doch das hilft nichts. „Ich will doch hier nicht so 'ne Scheiße diskutieren“, brüllt er auf die Frau ein, und weiter: „Ihr geht mir voll auf den Sack“. Dann verweist er auch den Freund und den Vater der Wohnung. „Wenn ihr nicht sofort verschwindet, pennt ihr bei uns“, warnt er noch.
Das Video wurde inzwischen mehr als 1.600 Mal auf Facebook geteilt. Die Meinungen in den Kommentaren sind geteilt. Während sich viele Menschen schockiert zeigen und auf die Seite der Familie schlagen, kritisieren andere User das Verhalten der Frau und ihrer Gäste.
Polizei: Familie war „teilweise uneinsichtig“
Die Polizei hatte bereits am Montag betont, dass das Video nur „einen Teilausschnitt aus dem gesamten komplexen Einsatzgeschehen“ zeige. Nachdem der erste Einsatz keinen Erfolg gezeigt habe, seien weitere Unterstützungskräfte hinzugezogen worden. Vier Personen hätten schließlich einen Platzverweis erhalten. Außerdem hätten die Polizisten ein Ordnungswidrigkeiten-Verfahren wegen der Ruhestörung und ein Strafverfahren wegen Beleidigung eingeleitet.
Am Montag sei das Video der zuständigen Staatsanwaltschaft in Essen zur Prüfung übersendet worden. „Dienstrechtliche Verstöße der einschreitenden Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten wurden nicht festgestellt“, hieß es am Dienstag in einer Mitteilung.
Zudem war aufgefallen, dass im Gegensatz zu den Bewohnern, die Polizisten in der Video-Sequenz keinen Mund-Nasen-Schutz trugen. In der Mitteilung heißt es dazu: Auch was den fehlenden Mundschutz angeht, hätten die Beamten keinen Fehler gemacht: Polizisten unterliegen im Einsatz nicht der generellen Maskenpflicht. „Bezüglich des in Rede stehenden Videos haben die einschreitenden Polizeibeamten aufgrund des ersten Einsatzes in der Wohnung den Mund- und Nasenschutz aus einsatztaktischen Gründen beim Folgeeinsatz nicht angelegt.“