Nach grausamem Hochhausdrama in Hanau

Brachte Vater Sohn (11) und Tochter (7) um? Staatsanwaltschaft klagt ihn wegen Mordverdachts an

Boris Roessler
In diesem Hanauer Hochhaus sind am 11.05.2022 zwei Kinder zu Tode gekommen.
deutsche presse agentur

Im Mai sorgte dieser Vorfall in Hanau bundesweit für Entsetzen. Ein junges Geschwisterpaar wurde in der Nähe eines Hochhauses auf grausame Art und Weise umgebracht. Ein elfjähriger Junge wurde tot am Fuße des Hochhauses aufgefunden, seine siebenjährige Schwester fand die Polizei kurze Zeit später auf dem Balkon einer Wohnung. Die Staatsanwaltschaft hat nun den gemeinsamen Vater wegen Mordverdachts angeklagt.

Hanau: Handelte es sich um ein Familiendrama?

„Nach den bisherigen Ermittlungen geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass es sich um ein Familiendrama handeln könnte“, sagt Staatsanwalt Oliver Piechaczek. Die Eltern der Kinder hätten sich kurz vor der Tat getrennt. Nach den vorläufigen Untersuchungen habe der 47-Jährige seine Tochter vorsätzlich mit scharfer Gewalt gegen den Hals getötet, der Sohn sei aus Panik vom Balkon im neunten Stock gesprungen.

Lese-Tipp: Was wir bisher über das Hochhaus-Drama wissen

15.05.2022, Hessen, Hanau: Eine Karte mit der Aufschrift "Wir sind traurig" und "Ruhet in Frieden" liegt vor dem Hochhaus, in dem am Mittwoch, den 11. Mai, zwei Kinder getötet wurden. Die Polizei hat den gesuchten tatverdächtigen Vater am 14. Mai in Frankreich festgenommen. Foto: Sebastian Gollnow/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Anwohner trauerten um die toten Kinder, indem sie Plüschtiere und Kerzen an das Hochhaus legten.
scg pil, dpa, Sebastian Gollnow

Vater war bereits durch sein Verhalten aufgefallen

Nun wird sicherlich auch geklärt werden müssen, ob und in welcher Weise die Tat hätte verhindert werden müssen. Der Vater war dem Jugendamt bereits bekannt, schon mehrere Monate vor der Tat soll es von familiären Problemen gewusst haben, das teilte damals die Stadt Hanau mit. Den Vater hat die Staatsanwaltschaft nun wegen Mordverdachts angeklagt. Niedere Beweggründe und Heimtücke sind die beiden Mordmerkmale, die aus Sicht der Staatsanwaltschaft erfüllt sind.

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Prozess soll im Januar starten

Drei Tage nach der Tat war der Mann mit indischer Staatsbürgerschaft von der französischen Polizei in einem Vorort von Paris festgenommen worden. Er wurde im Juli nach Deutschland ausgeliefert. Der Beschuldigte hat bislang zu den vorgeworfenen Verbrechen geschwiegen. Sollte er im Prozess vor dem Hanauer Landgericht wegen Mordes verurteilt werden, droht ihm eine lebenslange Freiheitsstrafe. Der Beginn des Prozesses wird im Januar erwartet. (kmü/dpa)