29-Jährige wurde vor zehn Jahren erwürgt Geliebte zerstückelt und in Tüten weggeworfen: 43-Jähriger vor Gericht

20.04.2023, Hamburg: Der Angeklagte steht neben seinem Rechtsanwalt Florian Melloh zu Beginn des Prozesses wegen Totschlags im Sitzungssaal im Strafjustizgebäude. Der Angeklagte soll im März 2013 seine Geliebte erwürgt haben. Hintergrund der Tat sollen Geldforderungen für ihren Lebensunterhalt gewesen sein. Im Januar 2023 entdeckte ein Angler den nahezu vollständig erhaltenen Leichnam des Opfers im Ernst-August-Kanal in Wilhelmsburg. Foto: Marcus Brandt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Der Angeklagte mit seinem Verteidiger am Donnerstag zu Prozessbeginn am Landgericht Hamburg.
dpa, Marcus Brandt
von Lynn Michel und Nicole Ide

Eine grausige Entdeckung machte ein Angler Anfang des Jahres: Er hat Leichenteile am Haken. Sie werden der vor zehn Jahren verschwundenen Bulgarin Nargis S. zugeordnet. Jetzt steht ihr Geliebter vor Gericht. Polizeitaucher sprechen über gruselige Details.

Angeklagter wollte wohl Beziehung vertuschen

Nargis S. galt als vermisst, bevor die Leichenteile der 29-Jährigen gefunden werden.
Nargis S. galt als vermisst, bevor die Leichenteile der 29-Jährigen gefunden werden.
RTL Nord

Nach zehn Jahren steht Cengiz K. seit Donnerstag (20. April) endlich vor dem Landgericht Hamburg. „Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, im März 2013 seine ehemalige Geliebte durch Erwürgen getötet zu haben“, so Liddy Oechtering, Sprecherin des Gerichts, am Donnerstag auf Anfrage von RTL. Deshalb lautet der Tatvorwurf: Totschlag. Hintergrund der Tat soll gewesen sein, dass die 29-Jährige vom Angeklagten fortlaufend Geld für ihren Lebensunterhalt gefordert habe. Sie habe ihm gedroht, im Fall der Nichtzahlung seine Familie über das außereheliche Verhältnis zu ihr und seine Tätigkeit als Bordellbetreiber zu informieren.

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Verteidiger verdächtigt andere Personen

Für den Verteidiger des in Hamburg geborenen Angeklagten gibt es nicht genügend Beweise für den Tatvorwurf. „Die Angaben beruhen alle allein auf die Aussagen eines einzigen Zeugens“, so der Rechtsanwalt Florian Mellho am ersten Prozesstag. Er beschreibt die Ermittlung als einseitig. „Möglicherweise habe dieser eine Zeuge auch ein eigenes Motiv. Das müsse in diesem Verfahren geklärt werden.“ Damit zieht Mellho auch andere Personen als Täter in Betracht.

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Als Zeuge wird am ersten Verhandlungstag ein Polizeitaucher befragt. Er war am 15. Januar, nachdem ein Angler Leichenteile entdeckt hatte, am Fundort im Ernst-August-Kanal direkt unter der Bahnbrücke im Einsatz: „Ich bin als Erster runtergetaucht und bin direkt auf einen Knochen, ich meine einen Oberschenkelknochen, und eine große Metallplatte gestoßen.“

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Vater des Opfers weint im Gerichtssaal

Der Zeuge berichtet von diversen Leichenteilen, die unter Wasser an einer schweren Metallplatte befestigt gewesen seien. Er entdeckt auch den Schädel des Opfers. Danach werden die Videos der Tauchgänge im Gerichtssaal abgespielt. Während der schockierenden Aussagen und Filmaufnahmen, zeigt der Angeklagte keine Regung. Der Vater der Getöteten, der als Nebenkläger anwesend ist, bricht dagegen in Tränen aus und wirkt sichtlich mitgenommen.

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Geliebter seit zehn Jahren tatverdächtigt

Bereits seit 2013 gilt der türkische Liebhaber als tatverdächtig. Rechtsmediziner konnten die Leichenteile der vor knapp zehn Jahren verschwundenen Bulgarin zuordnen. „Die Staatsanwaltschaft hat bereits 2014 im März Anklage gegen den jetzigen Angeklagten erhoben. Damals war aber der Leichnam noch nicht gefunden worden und das Landgericht hat daraufhin die Hauptverhandlung nicht zugelassen“, sagt Oechtering. So musste Cengiz K. mangels dringenden Tatverdachts freigelassen werden. Inzwischen ist er allerdings wieder in Untersuchungshaft. Mit einem Urteil rechnet das Landgericht bis zum 1. September.