Prominente Namen auf BewerberlisteHaas-Teamchef exklusiv: Was Mick Schumacher für einen neuen Vertrag liefern muss

Beim Formel-1-Team Haas geht derzeit nichts mehr zusammen. Das erste Rennen nach der langen Sommerpause im belgischen Spa geriet gar zu einem Debakel. Mick Schumacher wurde Vorletzter, sein Teamkollege Kevin Magnussen landete einen Rang davor. An den Piloten lag das nicht. Vor allem dem Deutschen wurde eine gute Leistung auf der Lieblingsstrecke seines Vaters Michael attestiert. Das Auto war das Problem - mal wieder. Im exklusiven RTL-Interview erklärt Teamchef Günther Steiner, woran es gerade hapert. Steiner nennt zudem konkrete Vorgaben, was Mick Schumacher für eine Vertragsverlängerung tun muss.

"Wir wollen die richtige Entscheidung treffen"

ARCHIV - 09.07.2022, Österreich, Spielberg: Motorsport, Formel-1-Weltmeisterschaft, Grand Prix von Österreich, Red Bull Ring, 2. Freies Training: Günther Steiner, Teamchef von Haas, spricht auf einer Pressekonferenz.     (zu dpa «Haas-Teamchef: «Keine Eile» im Poker mit Mick Schumacher») Foto: Expa/Johann Groder/APA/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Haas-Teamchef Günther Steiner erwartet von Mick Schumacher, dass er "das Beste aus dem Auto" herausholt.
pay lvb hc, dpa, Johann Groder

Am Wochenende geht es nach Zandvoort. Die Rennstrecke ähnelt vom Profil jener in Spielberg, wo das Team am 10. Juli zum bisher letzten Mal Punkte einfahren konnte. Magnussen landete auf Rang acht, Schumacher fuhr nach einem überragenden Rennen sogar auf Platz sechs. Es war für Mick der Höhepunkt eines Jahres, das mit zwei spektakulären Unfällen (selbst verantwortet) katastrophal begonnen hatte und über dem weiter das Damoklesschwert der offenen Formel-1-Zukunft schwebt.

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Noch immer hat Haas nicht entschieden, ob der 23-Jährige in der kommenden Saison ein Cockpit bekommt. Anders als Teamkollege Magnussen. Es ist ein Thema, das nicht nur am Fahrer selbst nagt, sondern auch am Rennstall-Chef. Der ideale Zeitpunkt für abgeschlossene Planungen wäre sofort, sagt Steiner. Aber so einfach ist das nicht. „Wir wollen uns nicht unter Druck setzen lassen, wir wollen die richtige Entscheidung treffen.” Ob die pro Schumacher ausfällt? Der Österreicher lässt sich nicht locken. „Mick ist nicht aus dem Spiel. Aber wir wollen offen und fair sein und schauen, wie sich die Lage entwickelt.” Wie lange Haas beobachtet, bevor eine Entscheidung fällt, das lässt Steiner offen. „Zwei Wochen, drei Wochen, vier Wochen, alles ist möglich.”

"Das Beste aus dem Auto rausholen”

Formula One F1 - Dutch Grand Prix - Circuit Zandvoort, Zandvoort, Netherlands - September 2, 2021  Alfa Romeo's Antonio Giovinazzi during the FIA Press Conference Pool via REUTERS/Andrej Isakovic
Antonio Giovinazzi hat durchaus Interesse am Haas-Cockpit für die kommende Saison hinterlegt.
zc, Pool via REUTERS, ANDREJ ISAKOVIC

Klar ist auch: Es gibt eine Bewerberliste für das noch unbestätigte Cockpit. Auf der stehen unter anderem Daniel Ricciardo und Antonio Giovinazzi. Dies sei allerdings ein normaler Prozess, erklärte der Österreicher – und aus Sicht eines Fahrers mit unklarer Zukunft auch sinnvoll. Gespräche mit den potenziellen Kandidaten seien aber noch nicht geführt worden. Zwischen den Zeilen lässt Steiner derweil reichlich Platz für Interpretationen. So betont er etwa, dass es derzeit keine klare Tendenz im Sinne von „das ist der Fahrer, den wir wollen” gibt. Der Druck auf Schumacher bleibt gewaltig.

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Steiner verriet indes auch, was er von seinem jungen Fahrer erwartet: „Gute Leistungen wollen wir sehen. Das gilt natürlich auch für Kevin.” Alles gehe in der Formel 1 über die Leistung. „Leistung bedeutet für mich, das Beste aus dem Auto rauszuholen”, so der Teamchef. Im Idealfall sind das Punkte, aber eben nicht immer. Auf einer Strecke wie Spa könne man dem Fahrer nicht vorwerfen, wenn es mit Zählbarem für die Konstrukteurswertung nicht klappe. „Ich bin kein Träumer, das Auto war nicht gut genug. Aber wenn das Auto eben gut genug ist, dann musst du Punkte holen.” Zudem fließe in Steiners Bewertung mit ein, wie der Fahrer mit dem Team agiert.

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Ferrrai-Aus bei Mick? „Ich kenne die Details nicht”

Grundsätzlich hat Steiner nach turbulenten Jahren mit mehr Tiefs als Hochs aber ein großes Interesse daran, das Team weiter zu stabilisieren. Das gilt auch für die Fahrerpaarung. Die Entscheidung sei für ihn eine Gefühlssache. Eine Abwägung zwischen Risiko und Konstanz. Und: „Mein Appetit auf Risiko ist derzeit nicht sehr groß.” Ein Fingerzeig? Nein, die Sache ist: „Mick hat ein paar gute Leistungen gezeigt, wenn er sie wiederholen kann, ist er ein Kandidat zum Bleiben.” Druck übt der 23-Jährige übrigens nicht aus. „Er verhält sich sehr gut“, lobt Steiner.

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Hat Ferrari bei Schumachers Zukunft ein Mitspracherecht? Teamchef Mattia Binotto hatte etwa angedeutet, dass es mit Haas Gespräche geben soll. Steiner bügelt das ab. Er schätze den Austausch mit der Scuderia. Aber er wolle nicht, dass die Italiener vorgeben, was sein Team zu tun oder zu entscheiden hätte. Auch zum Thema auslaufender Vertrag von Schumacher bei der Ferrari-Nachwuchsakademie hält er sich sehr bedeckt. „Ich kenne die Details nicht”, sagte er und möchte daher keinen Rat geben. Anders etwa als Sebastian Vettel, der seinem Kumpel wohl empfohlen hatte, nicht bei Ferrari zu verlängern.

Das mache ihn interessanter für andere Team mit offenen Cockpits. Alpine etwa. Auch wenn sich hier das Gerücht verdichtet, dass Pierre Gasly von AlphaTauri kommen soll. (tno/fgö)