Ermittler in Gelsenkirchen veröffentlichen Bilder von unbekanntem Mädchen
Warum die Polizei immer wieder mit Fotos von Opfern nach den Tätern fahndet
Schon etwa sechs Jahre alt sind die Fotos des blonden Mädchens. Sie sollen den Ermittlern helfen, eine Straftat nachzuweisen. Die Polizei Gelsenkirchen hat am Dienstag Bilder des Kindes veröffentlicht – eine ungewöhnliche Maßnahme, die allerdings Vorbilder hat. Immer wieder gehen Fahnder mit Fotos von Opfern oder Gegenständen an die Öffentlichkeit, um Tätern auf die Spur zu kommen oder Sexualdelikte nachzuweisen.
Polizei Gelsenkirchen hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung
"Im Rahmen eines beim Polizeipräsidium Gelsenkirchen geführten Ermittlungsverfahrens gegen einen hier bekannten Tatverdächtigen wurden erhebliche Straftaten zum Nachteil eines weiblichen Kindes bekannt", sagt Polizeisprecher Stephan Knipp zur jüngsten Fahndung. Im Klartext: Das Mädchen hat das möglicherweise Schlimmes durchgemacht.
Um dem Verdächtigen die Taten nachzuweisen, fahndet die Polizei mit den Fotos und hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung. Wann die Aufnahmen entstanden sind, ist noch unklar. Knipp schließt nicht aus, dass sich das Mädchen noch immer in einer Notlage befindet.
Ermittler wollen mit Bildern Darknet-Täter aufspüren
In den vergangenen Jahren wurden mehrere Fälle bekannt, in denen die Polizei Fotos von Verbrechensopfern oder Gegenständen veröffentlichte, zu denen sie sich Hinweise erhoffte:
Hunderttausende Bilder missbrauchter Kinder kursieren in dunklen Internetforen. Die Fahndungsseite Europol veröffentlichte 2019 zahlreiche Aufnahmen, auch von Kleidungsstücken oder Gebäuden. Zuvor konnten schon auf diese Weise schon mehr als 50 missbrauchte Kinder in 14 Ländern gefunden und vor weiterer Gewalt bewahrt werden.
Das Bundeskriminalamt fahndete 2021 mit Bildern von Kleidungsstücken und Tatorten nach einem unbekannten Täter wegen sexuellen Kindesmissbrauchs. Er sollte in den Jahren 2010 bis 2019 mindestens sieben Jungen zum Teil sexuell missbraucht haben; die Kinder waren damals zwischen einem und zehn Jahre alt. Der Täter veröffentlichte Bilder und Videos des Missbrauchs zwischen 2015 und 2019 im Darknet.
Öffentlichkeitsfahndung mit Aufnahmen des Opfers als letztes Mittel
Im Juli 2017 entdeckten Ermittler im Darknet Aufnahmen eines vier Jahre alten Mädchens. Das Kind war schwer sexuell missbraucht worden, der Täter unbekannt. Die Fahnder veröffentlichten Aufnahmen aus dem Kinderporno – nach Angaben der Frankfurter Oberstaatsanwalts Georg Ungefuk die "Ultima Ratio": Die Öffentlichkeitsfahndung mit Aufnahmen des Opfers sei die letzte Möglichkeit, das Opfer zu identifizieren und einen Tatverdächtigen zu ermitteln, sagte er damals. Im Oktober wurde der Lebensgefährte der Mutter des Mädchens festgenommen, er gestand den Missbrauch.
Schulfahndung: Lehrer sollen Missbrauchsopfer identifizieren
Neben der öffentlichen Fahndung mit Bildern setzen die Ermittler seit vielen Jahre auf sogenannte Schulfahndungen. Dabei werden Lehrern bei vertraulichen Treffen Bilder von sexuell missbrauchten Kindern vorgelegt: in der Hoffnung, dass sie die Opfer erkennen und so zu deren Identifizierung beitragen.