Städteplanerin verrät Möglichkeiten
Massive Filial-Schließungen: Was passiert mit 97 riesigen leerstehenden Galeria-Gebäuden?
Sollten wirklich dutzende Galeria Karstadt Kaufhof Filialen schließen, stünden in vielen Innenstädten riesige Gebäude leer. Das macht die Innenstädte unattraktiver und wirkt sich somit auch auf andere Geschäfte aus. Stadtforscherin Ricarda Pätzold erklärt, was sich in den betroffenen Städten ändern würde. In unserem Video berichten Kunden aus ihrer Sicht, warum sie nicht in Kaufhäusern einkaufen - und was sich ändern müsste, damit sie es wieder machen.
131 großen Gebäuden droht der Leerstand
Ein mögliches Aus weiterer Filialen des angeschlagenen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof gefährdet aus Sicht der Stadtforscherin Ricarda Pätzold in Kommunen auch die Entwicklung in Fußgängerzonen und angrenzenden Kiezen. „In vielen Fällen stünde da nach einer Schließung einfach eine große Immobilie, die langsam vor sich hin bröckelt“, sagte Pätzold vom Institut für Urbanistik der Deutschen Presse-Agentur. „Man hätte eine Leerstelle, die sich auch auf den Kiez auswirkt.“ Manche Warenhäuser stünden mitten in Wohngegenden und seien auch ein sozialer Treffpunkt, der dann wegfallen würde.
Trotz der zurückgehenden Nachfrage haben die traditionsreichen Warenhäuser aus Sicht von Pätzold nach wie vor eine überregionale Ausstrahlung. Viele Menschen kämen dorthin auch von weiter her zum Einkaufen. Im Falle einer Schließung würden sie wegbleiben. „Und dann wäre die Frage, wie sich das auf die umliegenden Geschäfte auswirkt.“ Laut Website von Galeria Karstadt Karstadt gibt es aktuell noch 131 Filialen bundesweit.
Lese-Tipp: In diesen 47 Städten ist noch lange nicht Schluss
Ihre Meinung ist gefragt:
Größe der Gebäude macht Nachfolge-Suche schwierig
Angesichts der Größe mancher bedrohter Filiale äußerte sich die Expertin skeptisch, dass schnell eine Anschlussverwendung gefunden wird. „Da müsste erstmal eine Idee entwickelt werden, was mit dem Gebäude wird.“ Untersuchungen zeigten, dass es im Schnitt rund vier Jahre dauern könne, bis eine solche Idee gefunden und auf den Weg gebracht sei. Viel Zeit, in der das Gebäude weiter verfiele.
Lese-Tipp: Neues Sortiment und neuer Name? Markus Schön ist optimistisch - "Der Warenhausgedanke ist nicht tot"
Noch gibt es Kaufhäuser in 97 Städten
Galeria Karstadt Kaufhof, der letzte große deutsche Warenhauskonzern, kämpft seit Jahren ums Überleben. Ende Oktober musste das zum Handelskonzern Signa gehörende Unternehmen zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen.
Ersten Ankündigungen zufolge will das Unternehmen im Rahmen der Sanierungsbemühungen mehr als 40 seiner verbliebenen 131 Kaufhäuser schließen. Der Handelsriese mit seinen 17 000 Mitarbeitern ist noch in 97 deutschen Städten vertreten. Der Warenhauskonzern rechnet erst Anfang nächsten Jahres mit einer Entscheidung darüber, welche Filialen weitergeführt werden. (dpa/lra)