Alkohol? Nein, danke!
Thomas Tuchel privat: Barkeeper, Hip-Hop-Fan, Familienvater
Er ist einer der besten und erfolgreichsten deutschen Trainer: Thomas Tuchel. Der 49-Jährige gilt in Fachkreisen als ein vom Fußball Besessener, als Taktik-Nerd im besten Sinne. Mit Erfolg. Doch wie tickt der Coach eigentlich privat?
Barkeeper mit einer Vorliebe für Architektur
Seine aktive Karriere nahm bereits im jungen Alter von 24 Jahren ein Ende: Knorpelschaden im Knie. Früh wechselte er die Seiten, machte eine Trainerausbildung. Neben seiner Fußball-Leidenschaft studierte der Trainerneuling Betriebswirtschaftslehre in Stuttgart, mit einem Diplom als Abschluss. Ein Zubrot verdiente sich der gebürtige Schwabe als Barkeeper.
Alles dreht sich bei Tuchel um die schönste Nebensache der Welt („80 Prozent meiner Wachzeit verbringe ich mit Fußball“), doch in seiner Freizeit steht er auch gerne auf dem Tennisplatz. Seit seiner Jugend jagt er der gelben Filzkugel hinterher. Gerne lässt er es auch ruhiger angehen, nimmt ein gutes Buch zur Hand. Einen Krimi oder Werke über Design und Architektur.
Tuchel steht auf Clueso und Max Herre
Die Tür ins Trainergeschäft öffnete ihm Ralf Rangnick. Der ehemalige Sportdirektor von RB Leipzig arbeitete im Jahr 2000 beim VfB Stuttgart, holte Tuchel zur U15. Als sein Mentor gilt aber Hermann Badstuber, Vater des ehemaligen deutschen Nationalspielers Holger Badstuber, von 2003 bis 2007 Trainer beim SSV Ulm.
Ob Tuchel damals bereits für deutschen Hip-Hop schwärmte, ist nicht überliefert. Heute ist er auf jeden Fall ein großer Freund des Sprechgesangs. Anspruchsvolle Texte müssen es aber sein. Zu seinen Favoriten gehören Clueso, Blumentopf, Freundeskreis und Max Herre.
30 weitere Videos
Empfehlungen unserer Partner
Für Fast Food muss es dunkel sein
Während guter Hip-Hop für Tuchel zu einem gelungenen Abend gehört, steht Alkohol bei ihm eher auf der Liste der No-Gos. Kein Bier. Kein Wein. Eine Ausnahme: Nach einem Sieg darf es ab und an ein Glas Champagner sein. Wer kann es ihm verdenken, wenn das Gute liegt so nah.
Apropos Ernährung. Vegan darf es gerne sein, muss es aber nicht. Schweinereien wiederum sind eher die Ausnahme. „Nach Siegen bin ich anfällig für Schweinereien aller Art. Schokolade, Erdnüsse, Chips. Fast Food nur sehr selten. Da muss schon etwas Besonderes passiert sein. Und es muss dunkel sein, sonst kriege ich Fast Food nicht runter“, hatte Tuchel einmal im WDR-Interview verraten. Man merke: Nach Siegen gibt’s Burger mit Champagner. Auch ein Stück Kuchen gönnt sich der Fußball-Experte gerne mal. „Ich habe eine Schwäche für Süßes“, sagte er einmal der „Bild“.
Trotzdem: Tuchel achtet seit vielen Jahren schon größtenteils sehr darauf, was er isst. Nach seinem Sabbatjahr ist der Coach sogar fast nicht mehr wiederzuerkennen, als er im Juli 2015 bei Borussia Dortmund anheuert. Zu „Bild“ sagte der sehr schlanke Trainer damals: „Es war letztendlich der Verzicht auf Weizen und Getreide. (...) Ich habe die Zeit genutzt, um viermal pro Woche zu schwimmen. Gleichzeitig die Ernährungsumstellung, da sind dann die Pfunde gepurzelt.“
Zwei Töchter mit Ehefrau Sissi
Tuchel geht in vielerlei Hinsicht eigene Wege. Beziehungsweise geht sie nicht (mit). Facebook? WhatsApp? Nein. Die Welt der Sozialen Medien gehört nicht zu seinen Vorlieben. Analog ist Trumpf. Das gilt besonders für sein liebstes „Hobby“: Die Familie. Mit seiner ehemaligen Ehefrau Sissi (waren seit 2009 verheiratet, Scheidung im Jahr 2022) hat er zwei Töchter. Emma und Kim. Freunde schildern den Taktiker „als aufgeräumten Familienvater, der sich Zeit zum Zuhören nimmt“.
Der Trainer nimmt sich die Auszeit im Jahr 2014 auch und vor allem für seine Familie. Morgens bringt er seine Kinder zum Kindergarten, kocht das Mittagessen und bringt seine Mädchen abends ins Bett. Ein Star-Trainer als Hausmann – das funktioniert! Tuchel genießt diese Zeit sehr, bis er seine Karriere weiter verfolgt.
In Frankreich, als Tuchel Paris Saint-Germain trainiert, lebt die Familie gemeinsam in einer Villa im noblen Vorort Vaucresson. Nach dem Wechsel nach London bleibt Sissi jedoch in Frankreich, die Fernbeziehung sorgt für große Probleme. Das belastet die Ehe – und ist womöglich auch ein Grund für die Trennung und Scheidung.
Erfolg hat oberste Priorität
Tuchel ist nicht nur vom Fußball allgemein, sondern auch vom Erfolg besessen. Diese Einstellung führte in schon zu absoluten Top-Mannschaften in Europa: Nach seinem Start in Mainz (2009-2014) zieht es ihn noch zum BVB (2015-2017), zu Paris Saint-Germain (2018-2020) und Chelsea London (2021-2022). Bei den Engländern feiert er seinen bislang größten Triumph: den Gewinn der Champions League in der Saison 2020/21.
Doch bei den Top-Clubs hält sich Tuchel nie wirklich lange. Das liegt an einer anderen Charaktereigenschaft des Trainers: Er streitet offensichtlich ganz gerne. So waren stets Meinungsverschiedenheiten für das Aus beim BVB sowie in Paris und London verantwortlich. (jlu)