Melanie erlebte Hair-Glossing-Horror
Frau pflegt ihre Haare und muss in die Notaufnahme

Pusteln, Eiter und offene Kopfhaut statt glänzendem Haar! Diese Erfahrung einer extremen allergischen Reaktion musste Melanie N. (36) aus Hannover machen – dabei wollte sie nur auf Anraten einer Freundin ihren Haaren etwas Gutes tun. Worauf Sie vor der Anwendung von Haarpflegeprodukten aus der Drogerie achten sollten, erklärt der Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht im RTL-Interview.
Hair-Glossing aus der Drogerie – beim zweiten Mal kommt es zu allergischer Reaktion
Sommer, Sonne und Strand strapazieren das Haar, umso wichtiger ist es vor allem vielen Frauen, sich danach zum Beispiel mit Hair-Glossing-Produkten aus der Drogerie zu pflegen.
Das war auch das Ziel von Melanie N., die sich vor ihrem Türkei-Urlaub eine Hair-Glossing-Pflege gekauft hat, damit ihr rotes Haar nicht zu sehr ausbleicht. Seit mehr als fünf Jahren färbt sie ihr Haar bereits Rot – noch nie hatte sie damit auch nur das geringste Problem.
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Die Verkäuferin wendet das Produkt daher sofort an, ohne es vorher einmal zu testen. Direkt nach ihrem Urlaub, bevor sie montags wieder arbeiten muss, nutzt sie das Pflegeprodukt am 29. Juli 2023 erneut – doch diesmal ist alles anders.

„Kopf ist angeschwollen, konnte kaum noch etwas sehen“
„Mein Kopf ist angeschwollen. So sehr, dass ich kaum noch etwas sehen konnte“, schildert N. im RTL-Interview. Sie bekommt Ausschlag und Pusteln auf dem Kopf. Es bilden sich eitrige Stellen.
„Die ganze Kopfhaut war offen und montags schwoll mein Gesicht an. Mein Mann hat mich gefragt, ob ich überhaupt noch etwas sehen kann“, so die 36-Jährige weiter. Es wurde immer schlimmer, also musste sie in die Notaufnahme. Dort handelt der Arzt schnell und gibt Melanie N. Cortison als Entzündungshemmer und ein Notfall-Set für zu Hause. Doch bis heute juckt ihre Kopfhaut und sie muss ein Cortison-Shampoo benutzen. Und trotz des Haarpflege-Desasters glaubt N.: „Ich bin wohl noch glimpflich davongekommen.“
Bald soll sie einen Allergietest machen, um festzustellen, auf welchen Stoff sie reagiert hat. Ihr behandelnder Arzt vermutet , dass PPD dahintersteckt. Ein Stoff, der sich zum Beispiel in Henna-Tattoos befindet und häufiger für allergische Reaktionen sorgt.
Doch was sagt der Hersteller Schwarzkopf zur extremen Reaktion?
Schwarzkopf: „Verbraucher sollten Allergieverdachtstest vor jeder Anwendung durchführen“
RTL hat bei Schwarzkopf nachgehört und folgende Antwort erhalten: „Wir bedauern sehr, dass es bei einer Verbraucherin nach der Anwendung einer Haarcoloration aus unserem Hause zu einer allergischen Reaktion gekommen ist. (..)“, erklärt Pressesprecherin Elke Schumacher. Man sei interessiert daran, den Vorfall aufzuklären, doch dazu müsste Frau N. noch ein Formular ausfüllen.
Und ergänzt: „Unsere Haarcolorationen sind umfassend auf ihre Sicherheit geprüft, und wir unternehmen alles, um einen hohen Sicherheitsstandard zu bieten. Sowohl das Produkt als auch die Gebrauchsanweisung enthalten wichtige Hinweise zur sicheren Anwendung (..). So weisen wir zum Beispiel ausdrücklich darauf hin, dass die Verbraucher vor jeder Anwendung (..) einen Allergieverdachtstest durchführen sollen, auch wenn sie das Produkt schon vorher verwendet haben (..), erklärt die Sprecherin weiter.
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Doch werden die meisten Verbraucher vor jeder Anwendung einen Allergie-Test beim Allergologen durchführen? Wahrscheinlich nicht, meint Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht im RTL-Interview.

Haarfärbemittel & Co.: Nicht alle sind für Selbsttest geeignet
Wie können Verbraucher sich am besten vor einer solchen allergischen Reaktion schützen? Tatsächlich gibt es laut Dr. Specht darauf leider nicht nur eine Antwort.
„Ich tendiere dazu, die Gebrauchsanweisung zu befolgen und die Produkte immer vor der Anwendung entsprechend zu testen. Allerdings gibt es auch vom Bundesinstitut für Risikobewertung die Empfehlung, genau das, besser nicht zu tun“, warnt der Mediziner.
So schreiben die Experten in ihrer Bewertung: „Das Risiko, dass Verbraucher eine Allergie gegen ein bestimmtes Allergen entwickeln, hängt nicht nur von der Kontaktdosis, sondern auch von der Häufigkeit des Kontakts mit dem Allergen ab. Durch einen Selbsttest vor jeder Anwendung eines Haarfärbemittels kommen Verbraucher doppelt so häufig mit dem Allergen in Kontakt.“
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Der Grund: Genau dieser Selbsttest kann laut den Experten eben auch eine Allergie verursachen, die vorher noch gar nicht vorhanden war.
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„Allergie tritt nicht nach der ersten Anwendung auf, sondern nach der zweiten“
Diese Risiko-Einschätzung kann zwar auch Dr. Specht nachvollziehen, empfiehlt aber trotzdem etwas anderes. „Der Fall von Frau N. ist ganz typisch. Eine Allergie tritt in der Regel nicht bei der ersten Anwendung auf, sondern erst beim zweiten Test. Besser wäre es in ihrem Fall aber definitiv gewesen, das Produkt vor jeder Anwendung zu testen. Dann hätte sie beispielsweise beim Test hinter dem Ohr schon vorher gesehen, dass es sich Rot färbt und die Reaktion nicht auf der ganzen Kopfhaut erlebt“, so der Arzt.
Sein genereller Rat: „Seien Sie besser zurückhaltend, auch mit vermeintlichen Haar-Pflegeprodukten. Vor alle, wenn sie Parfüm und Färbemittel für dunkle Töne, wie zum Beispiel Rot enthalten – denn solche Allergien zum Beispiel gegen den Stoff PPD kommen tatsächlich nicht so selten vor“, so der Arzt zum Schluss.