Kann das wirklich sein?
Kahle Stellen durch Olaplex? Betroffene in den USA verklagen Influencer-Produkt
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von Katrin Koster
Prominente, Influencer und viele Friseure schwören auf das Produkt, das die Haare besonders pflegen und vor allem nicht schädigen soll: Olaplex. Doch jetzt klagen in Amerika rund 30 Frauen gegen das Unternehmen. Denn das von Olaplex Holdings vermarktete Produkt, das als Heilmittel für trockenes oder geschädigtes Haar angepriesen wird, soll bei den Klägern genau das Gegenteil bewirkt und das Haar und die Kopfhaut geschädigt und sogar zu kahlen Stellen und anderen Verletzungen geführt haben. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück. Aber kann die Anwendung von Olaplex wirklich zu solchen Schäden führen?
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Olaplex-Produkte sollen Haarausfall, Haarschäden und Kopfhautverletzungen verursacht haben
Rund 30 Frauen in Amerika behaupten, dass einige Olaplex-Produkte bei ihnen Haarausfall, Haarschäden und Kopfhautverletzungen verursacht hätten.
Doch was genau ist eigentlich Olaplex? „Eine Blondierung ist keine Pflege, sondern macht die Haare kaputt, verbrennt und schädigt die Sulfatbrücken in den Haaren. Olaplex ist eine einzigartige Formel, die in Amerika erfunden wurde, die die Sulfatbrücken, die mit der Chemie kaputt gemacht werden, wiederherstellt“, sagt Friseurmeisterin und Olaplex-Expertin Hatice Nizam im Gespräch mit RTL.
Das Haar der Betroffenen sei „trocken, spröde, kraus und stumpf“. So steht es laut dem Nachrichtensender „CBS“ in der Klage, die am Donnerstag beim Bezirksgericht in Kalifornien eingereicht wurde. Eine Klägerin sagte „ABC News“, ihr Haar sei voller Spliss und gebrochen, sodass es aussehe, als wäre es mit einem „Unkrautschneider“ geschnitten worden.
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„Wenn das Produkt eine Zeit lang benutzt wurde, wenn die Brücken wieder aufgebaut sind, dann ist das Haar so trocken, dass wieder Feuchtigkeit in die Haare gegeben werden muss. Wenn die Kundinnen die Produkte nicht richtig anwenden oder zum Beispiel mit Keratin mixen, kann es zu einer chemischen Reaktion und so schnell zu Schäden kommen. Das Haar geht kaputt und es sieht aus wie ganz dünne Tannenbäume, ist splissig und abgebrochen“, erklärt Nizam.
„Wir hatten auch schon Kundinnen, die Probleme mit dem Produkt hatten"
„Ich habe noch nie zuvor so etwas erlebt. Es ist verheerend“, sagt Jessica Auriana, eine der angeblich Betroffenen, im Interview mit „ABC News“. Die 44-jährige gibt an, Olaplex zwei Monate lang verwendet und dadurch 20 Prozent ihrer Haare verloren zu haben. „Ich bin gelaufen und habe auf einmal den Wind und die Luft in meiner Kopfhaut gespürt, was vorher nicht der Fall war“, so Auriana.
Dass es wirklich zu Haarverlust durch Olaplex kommt, bezweifelt die Expertin. „Dass die Haare ausfallen, kann ich mir nicht vorstellen. Da muss ja Chemie in dem Produkt drin sein und so viel ist da nicht drin.“
Dennoch sind ihr mögliche Haarschäden nach einer Behandlung mit Olaplex nicht gänzlich unbekannt.
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„Wir hatten auch schon Kundinnen, die Probleme mit dem Produkt hatten. Es waren ähnlich Probleme wie die in der Klage“, so Nizam. Allerdings führt die Expertin die Schäden auf die falsche Anwendung zu Hause zurück. Eine Erfahrung, die die Expertin auch schon an ihren eigenen Haaren gemacht habe. Obwohl es zwar viele Produkte für Zuhause gibt, rät die Expertin von häuslichem Gebrauch lieber ab. „Wenn man das zu Hause mal als Kur nimmt, habe ich nichts dagegen, aber wenn man nur noch das nimmt, kann es eben auch schaden.“
Außerdem würden viele Kundinnen die Anwendungsanleitung nicht richtig durchlesen, was ebenfalls zu Haarproblemen führen könne.
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Die Klägerinnen fordern einen Schadensersatz von 75.000 Dollar
Eine weitere potenzielle Ursache für die Haarprobleme und Verletzungen der Kläger in Amerika sieht Blond-Expertin Hatice Nizam in der unterschiedlichen Reaktion auf Produkte. „Jeder hat andere Pigmente, jeder hat eine andere Haarstruktur. Deswegen kann ja auch jeder ganz anders auf die Produkte reagieren.“ Und erklärt weiter: „Vielleicht war es eine Allergie. Es gibt ganz viele Menschen, die auf Sachen reagieren, vielleicht auch auf Inhaltsstoffe, die in Olaplex drin waren. Es kann sein, dass da irgendetwas drin ist – das sind ja sehr sehr hochwertige und luxuriöse Inhaltsstoffe – aber trotzdem kann es ja irgendein Produkt sein, worauf die Kundinnen, die geklagt haben, reagiert haben.“
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Insgesamt fordern die Kläger Schadensersatz in Höhe von mehr als 75.000 US-Dollar, umgerechnet rund 70.000 Euro.
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Olaplex weist die Vorwürfe zurück
Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück und gibt an, es gebe eine Vielzahl von Gründen für Haarbruch oder Haarausfall. Unter anderem „Lebensstil, verschiedene Erkrankungen und Medikamente, die Nachwirkungen von COVID, Hauterkrankungen und mehr“, wie aus einer Stellungnahme an „CBS MoneyWatch“ hervorgeht.
Das bestätigt uns auch Expertin Nizam: „Hormonelle Probleme könnten auch Grund für Haarveränderungen sein.“
Außerdem fügt das Unternehmen gegenüber CBS hinzu: „Solche Beschwerden sind in unserer Branche leider eine Tatsache und werden seit Jahren auch gegen andere Marken in dieser Kategorie vorgebracht.“ Und weiter heißt es:
"OLAPLEX-Produkte verursachen keinen Haarausfall oder Haarbruch. OLAPLEX-Produkte sind sicher und wirksam, wie Millionen unserer Kunden mit Freude bestätigen können. Wir haben Testergebnisse von unabhängigen Drittlabors veröffentlicht, die über die Industriestandards hinausgehen, um dies zu beweisen. Wir haben volles Vertrauen und glauben an die Sicherheit und Wirksamkeit unserer Produkte.“
RTL hat auch Olaplex Deutschland um eine Stellungnahme gebeten, dessen Pressesprecherin auf die offizielle Erklärung der amerikanischen Kollegen verwies.
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Laut Klage enthalten die besagten Produkte in Amerika die Inhaltsstoffe Lilial und Panthenol, die unter anderem zu Schäden wie Haarausfall und Verletzungen an der Kopfhaut führen können. In Europa ist der der Zusatzstoff Lilial, der oft in Pflegeprodukten enthalten ist, nicht zulässig.
Obwohl Olaplex tausende Beschwerden erhalten hat, habe es laut Klage keines seiner Produkte zurückgerufen.