Tomoni-Stiftung soll Schlimmstes verhindern

Alix' und Olivers Sohn Emil (16) nahm sich das Leben - jetzt helfen sie anderen Teenagern

Es muss immer erst was passiert sein, bis was passiert – das DARF nicht sein, sagt Alix Puhl. Vor drei Jahren widerfährt ihr das Schlimmste, was Eltern erleben können: Ihr Sohn Emil, damals 16 Jahre alt, nahm sich wegen einer schweren Depression das Leben. Mit ihrer Stiftung will sie gemeinsam mit ihrem Mann Oliver verhindern, dass andere Familien das Gleiche erleben müssen. Wie ihr Einsatz gegen psychische Erkrankungen und für junge Menschen aussieht, sehen Sie im Video.

Mutter Alix: Ich wusste nichts von den Depressionen meines Sohnes

Diese Menschen sind unglaublich stark: Der Freitod ihres Sohnes Emil verändert ihr Leben, wirft so viele ungeklärte Fragen auf. Und trotzdem und gerade deswegen gehen Alix und Oliver Puhl mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit: „Bis dahin wusste ich nichts über psychische Erkrankungen und hatte auch nicht das Gefühl, dass in meinem Umfeld Menschen sind, die psychische Erkrankungen haben“, so Mutter Alix im RTL-Interview.

Ihr Sohn Emil sei an Autismus erkrankt gewesen und habe unter einer schweren Depression gelitten. Ihr Umfeld reagiert auf ihr unfassbares Schicksal – für Alix ein Trost in der schwersten Zeit ihres Lebens: „Seitdem habe ich bestimmt 400 Gespräche mit Betroffenen, mit Eltern von Betroffenen, mit Lehrkräften geführt und die haben mir gezeigt, dass wir nicht die einzigen sind.“

Ex-Lehrerin: Präventive Lösungen für Schüler müssen her!

Die mentale Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen wird für Emils Eltern zur Herzensangelegenheit. Damit sich ihr trauriges Schicksal nicht bei anderen Familien wiederholt, gründen sie die Stiftung Tomoni („gemeinsam“ auf Japanisch) und leisten Präventionsarbeit. Sie wollen mit ihrer Arbeit in Schulen auf das Tabuthema psychische Erkrankungen aufmerksam machen.

Unterstützung bekommen sie dabei unter anderem von Birgit Vollrath, selbst 40 Jahre Lehrerin. Es ginge darum, „das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass wir nicht warten können, bis wir ein Kinder verloren haben – und auch nicht dabei zugucken können, wie wir ein Kind verlieren. Sondern, dass wir auch Lösungen parat haben müssen, präventiv. Dieses Bewusstsein muss erst geschult und geweckt werden.“

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Depression: Tomoni soll Lehrer und Eltern für erste Anzeichen sensibilisieren

Tomoni zielt dabei auf Sensibilisierung in der Schule, dem Umfeld der betroffenen Kinder und Jugendlichen ab. Lehrer bekommen zum Bespiele Seminare, in denen Warnsignale bei Schülern thematisiert werden. Veränderungen im Verhalten des Kindes fallen laut Alix Puhl ganz klar darunter. Wenn ein Kind „stiller wird, später zur Schule kommt, körperlich vernachlässigt – gar nicht mehr zur Schule kommt“, müssten Lehrer alarmiert sein und Hilfe anbieten. In Zukunft will Tomoni auch Seminare für Eltern anbieten. "Es geht darum anderen Familien zu helfen“, ist das klare Ziel von Alix und Oliver, damit niemand das Gleiche erleben muss wie sie.

Jeder siebte junge Mensch leidet unter einer psychischen Erkrankung

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Psychische Erkrankungen sind schon längst nicht mehr nur Thema bei Erwachsenen. (Symbolbild)

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO litt im Jahr 2019 jeder siebte junge Mensch im Alter von 10 bis 19 Jahren unter einer psychischen Erkrankung. Ein Drittel aller Menschen leidet mindestens einmal im Leben an einer psychischen Erkrankung.

Lese-Tipp: Jugendliche in der Krise – Tipps von der Kinder- und Jugendtherapeutin

Laut aktuellen Krankenkassen-Studien stiegen die Zahlen in den vergangenen Jahren deutlich an. Besonders betroffen waren 2022 Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiteten, so der Psychreport der DAK Hessen. (npa/gmö/dpa)

Hilfe bei Suizidgedanken

Haben Sie suizidale Gedanken oder haben Sie diese bei einem Angehörigen/Bekannten festgestellt? Hilfe bietet die Telefonseelsorge: Anonyme Beratung erhält man rund um die Uhr unter den kostenlosen Nummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222. Auch eine Beratung über das Internet ist möglich unter http://www.telefonseelsorge.de.