Auch Mercedes hat einen Anteil
Die fünf Schlüsselmomente auf dem Weg zum Verstappen-Titel
Der alte König ist der neue: Max Verstappen hat sich beim Großen Preis von Japan zum zweiten Mal in Folge die Formel-1-Krone aufgesetzt. Dabei musste der jetzt zweifache Champion auch in dieser Saison gegen einige Widerstände ankämpfen. In den entscheidenden Momenten bewahrten er und sein Red-Bull-Team aber einen weltmeisterlich kühlen Kopf.
Vom Jäger zum Gejagten
Wenn man in einigen Jahren auf die Formel-1-Saison 2022 zurückblickt, wird wohl niemand von einem spannenden WM-Kampf sprechen. Zu groß ist der Vorsprung von Max Verstappen auf seine Verfolger, zu dominant waren die Auftritte des Niederländers und seines Red-Bull-Teams.
Zu Beginn der Saison sah das allerdings noch anders aus. In den ersten Wochen schien es so, als würde Verstappen von der Rolle des Gejagten in die Rolle des Jägers schlüpfen müssen. Ferrari war schneller, zuverlässiger und einfach besser. Doch dann drehten die Roten Bullen und der zweifache Weltmeister an einigen Stellschrauben, die den WM-Kampf auf den Kopf stellten.
Das waren die fünf Schlüsselmomente auf dem Weg zu Verstappens zweitem Triumph:
1. Red Bulls aussichtsloser Kampf gegen Mercedes
Wie heißt es so schön: Aus Niederlagen lernt man am meisten. Red Bull lieferte in diesem Jahr den Beweis, dass in diesem Satz viel Wahres steckt. Im aussichtslosen Kampf gegen Mercedes lernte das Team vor allem eins: Wie man ein Auto während der Saison weiterentwickelt. Genau dazu waren sie in den Duellen mit den Silberpfeilen gezwungen. Und genau das hat ihnen in diesem Jahr geholfen.
Zu Beginn der Saison war der Ferrari noch das deutlich bessere Auto. Die Scuderia hatte die Nase nicht nur auf einer schnellen Runde, sondern auch im Renn-Trimm knapp vorne. Stück für Stück bekamen die Roten Bullen dann aber ihre Gewichtsprobleme in den Griff. Gleichzeitig verbesserten sie auch die Zuverlässigkeit des RB18 - und wurden unschlagbar. So wundert es nicht, dass die "Entwicklungsmeister" am Ende auch Weltmeister sind.
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2. Verstappens kühler Kopf im heißen DRS-Fight
Beim Großen Preis von Saudi-Arabien lieferten sich Verstappen und Leclerc in der Schlussphase auf 30 Runden alten Reifen ein Duell auf Biegen und Brechen. Beide griffen tief in die Trickkiste, um in das DRS-Fenster des anderen zu kommen. Beide attackierten kompromisslos, beide verteidigten auf der sprichwörtlich letzten Rille.
Dass Verstappen am Ende einen kühlen Kopf bewahrte und die Ziellinie 0,549 Sekunden vor Leclerc überquerte, unterstrich nicht nur den Killerinstinkt des Niederländers. Das Resultat war auch das Zeugnis einer neu gewonnenen Abgeklärtheit und Ruhe des Weltmeisters, der in einem ähnlichen Szenario 2021 womöglich noch gecrasht wäre. Doch nach diesem Duell war klar: "Mad Max" hat sein Level noch mal um ein paar Nuancen gesteigert, ist ein noch besserer, noch kompletterer Fahrer geworden.
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3. Alarmstufe Rot bei Red Bull
Während der Doppelausfall in Bahrain noch als schmerzhafter Ausrutscher abgetan wurde, herrschte bei Red Bull nach Verstappens Aus in Melbourne Alarmstufe Rot. Helmut Marko kündigte eine "massive Ursachenforschung" an und nannte die Probleme beim Namen. Die Mängelliste war lang.
Mit dem RB18 war es kompliziert, die Reifen in das richtige Fenster zu bringen. Dazu war der Bolide immer noch zu schwer. Außerdem litt das Team im Gegensatz zu Ferrari stärker unter dem Porposing-Effekt. Gleichzeitig sorgte der Budgetdeckel dafür, dass Red Bull sämtliche Probleme mit so wenig Mitteln wie möglich lösen musste. Eine Mammutaufgabe.
Am Ende kam der Warnschuss gerade noch zur rechten Zeit. Schon im Imola brachte der Rennstall ein neues Update-Paket an den Start. Und das zündete. Max Verstappen gewann fünf der nächsten sechs Rennen und sorgte für einen 95-Punkte-Swing. Aus 46 Punkten Rückstand auf Leclerc wurde eine 49-Punkte-Führung.
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4. Ferraris Triple-Horror
So sehr man die Leistung von Max Verstappen und Red Bull auch anerkennen muss: Ohne Ferrari wäre eine derart deutliche WM-Entscheidung nicht möglich gewesen. Stellvertretend für das teils peinliche Auftreten der Scuderia waren die 22 Tage zwischen dem Großen Preis von Spanien bis zum Großen Preis von Aserbaidschan.
Ferrari stand in Barcelona, Monaco und auch Baku jeweils auf der Pole. Doch statt der möglichen 75 beziehungsweise 78 Punkte für Charles Leclerc holte der Monegasse in diesen drei Rennen gerade einmal zwölf Zähler. In Spanien und Aserbaidschan versagte die Technik, in Monaco die führenden Köpfe am Kommandostand.
Red Bull leistete sich im gleichen Zeitraum keinen einzigen Fehler und holte drei Siege, zwei zweite und einen dritten Platz. Die Kräfteverhältnisse und die Tendenz im WM-Kampf waren nach diesem Triple-Header eindeutig geklärt.
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5. Verstappens Meisterstück
Wenn es nach den ersten zwölf Rennen noch Zweifel am erneuten Titelgewinn Verstappens gegeben haben sollte, so räumte der Niederländer diese mit zwei sensationellen Auftritten in Ungarn und Belgien endgültig aus der Welt.
Auf dem Hungaroring, einer Strecke, auf der Überholen nahezu unmöglich ist, raste der alte und neue Champion von Startplatz zehn auf Platz eins. In Spa trat der Niederländer wenige Tage später noch dominanter auf. Ganze zwölf Runden benötigte er, um von Startplatz 14 aus die Führung zu übernehmen.
Mit knapp 20 Sekunden Vorsprung überquerte er am Ende die Linie - ein Statement, nach dem auch dem letzten Fan und Konkurrenten klar war, dass der WM-Titel auch 2022 an den Niederländer geht.
Quelle: sport.de