Red-Bull-Pilot nicht aufzuhalten
Zweiter WM-Titel fix! Verstappen auf dem Weg zum Formel-1-Dominator
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von Emmanuel Schneider
Nummer twee: Max Verstappen ist jetzt Doppel-Weltmeister der Formel 1. Der Red-Bull-Pilot bestätigt die Wachablösung aus dem Jahr 2021 und tritt in die Dominanz-Fußstapfen von Lewis Hamilton. Die Saison 2022 war ein Kontrastprogramm zum Vorjahr. Schon jetzt ist klar: Er hat das Zeug zum Seriensieger. (Im Video: So fing Verstappens große Karriere an.)
Saison ging nicht gut los für Verstappen
Es sind klangvolle Namen, in die sich Max Verstappen einreiht: Mika Häkkinen, Fernando Alonso, Jim Clark, Emerson Fittipaldi, Graham Hill und Alberto Ascari. Wie diese Ikonen des Rennsports hat Verstappen nun zwei WM-Titel in der Formel 1 gewonnen. Und er hat noch lange nicht genug. Der Niederländer ist auf dem Weg, wie sein Red-Bull-Vorgänger Sebastian Vettel noch weitere Weltmeisterschaften hinzuzufügen.
Der vorzeitige Titelgewinn in dieser Saison war eine beeindruckende Machtdemonstration. Im Regen Japns fuhr er Ferrari-Rivale Charles Leclerc und Stallkollege Sergio Perez in etwas mehr als einer halben Stunde auf und davon. Weil die F1 nach einem Neustart volle Punkte vergab, ist Titel Nummer 2 nach einer kurzen, aber heftigen Verwirrung fix. Schon jetzt hat Verstappen mehr Siege als im vergangenen Jahr eingefahren (12). Die verbleibenden vier Rennen werden zur Ehrenrunde für ihn.
Dabei begann die Saison mit einem Knall. Im ersten Rennen in Bahrain lieferte sich der Niederländer gleich ein packendes Duell mit Ferrari-Star Charles Leclerc. Fünf Runden vor dem Ende streikte der Red-Bull-Renner mit einem technischen Problem. Kurz darauf ging auch der Wagen von Wingman Sergio Pérez aus – lange Gesichter in der Bullen-Box.
Ferrari nur anfangs ein echter Gegner
Es blieb auch zunächst bei dieser Achterbahnfahrt. Den zweiten Wüsten-Clash in Saudi-Arabien gewann Verstappen, nur um Down Under in Melbourne wieder wenige Runden vor dem Ziel mit einem rauchenden RB18 k.o. zu gehen. 48 Punkte Rückstand leuchteten beim WM-Konto auf. Es roch plötzlich nach einem Kopf-an-Kopf-Duell mit der Scuderia und Ferrari-Pilot Leclerc. Dieser machte wiederum klar: Er will Weltmeister werden. Es stellte sich aber heraus: Ferrari hat zwar mitunter sogar das schnellere Auto, doch bei der Zuverlässigkeit und Taktik bleibt Ferrari eben Ferrari. Will heißen: Egal ob sich die Bullen einen Bock leisteten, Ferrari legte dann mindestens zwei hinterher.
Ein auf dem Papier spannendes Duell entpuppte sich auf die Dauer dann doch als arg ungleich. Ohnehin hätte man sich einen Dreikampf gewünscht. Doch Mercedes, dem einstigen Serienchampion, war die Siegpower abhanden gekommen. Den Start in die neue Regel-Ära hatten die Silberpfeile mächtig verpatzt. Rennen für Rennen grübelte das Team über den verhältnismäßig lahmen Mercedes und die Bouncing-Probleme, die Lewis Hamilton und George Russell besonders hart durchschüttelten. Erst zu Mitte der Saison war der Rennstall wieder ansatzweise siegfähig.
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Verstappen zu stark für alle
Nach der Anfangsflatter schaltete Red Bull in den Dominanzmodus. Verstappen raste zu fünf Siegen in den folgenden sechs Rennen. Das Rennen in Miami eine Blaupause: Verstappen startet gut, packt sich dann Rivale Leclerc und verteidigt ohne Fehler die Führung. Lediglich in Monaco landete er „nur“ auf dem dritten Rang. Der Grundstein zur Titelverteidigung. Denn während Verstappen nun konstant lieferte, lieferte Ferrari vor allem Grund für Häme in der Heimat. Fragwürdige Taktik-Entscheidungen und allerlei Probleme im Rennen bremsten die Roten ein. Plötzlich galt Teamchef Mattia Binotto wieder als angezählt und einige Tifosi fragten sich: Hat Leclerc überhaupt das Zeug zum Weltmeister? Die italienische Presse spottete.
Über diese Frage ist Verstappen nun schon seit über anderthalb Jahren erhaben. Damals lieferte er sich eines der großen Duelle des Sports, das wohl als eines der spannendsten der Geschichte eingehen wird. Erst in der letzten Runde im letzten Rennen fiel die Entscheidung. Einen solchen packenden Zweikampf gab es in dieser Saison eben nur in der Anfangsphase. Dann verpuffte er. Zu stark war Verstappen für Leclerc oder Sainz. Und auch der eigene Teamkollege Perez war nur in Einzelfällen mal schneller. In Monaco, England oder eben Singapur. Zu wenig, um den Champion ernsthaft herauszufordern.
Verstappen wirkte im WM-Kampf daher auch deutlich entspannter als in den Vorjahren. Leclerc konnte nicht im Ansatz so viel Gegenwehr wie Hamilton bieten.
Schumacher/Vettel-Rekord wackelt
Rückschläge wie in Silverstone oder kürzlich in Singapur (zwei siebte Plätze) warfen den Weltmeister nicht zurück. Auch wenn die Szenen nach dem Quali-Desaster in Singapur demonstrierten, wie verbissen er dann doch noch ist und er sauer mächtig sauer aufs Team war. Er kam zuverlässig wiedererstarkt zurück. Die Probleme in den ersten Rennen lösten Verstappen und das Team schnell und umfassend. Der Rennstall um Berater Helmut Marko und Teamchef Christian Horner behielt die Nerven. Wie ein Champion. Und Verstappen gewöhnte sich schnell an die neue Generation der Wagen samt größerer Reifen.
Wer noch auf Spannung im Endspurt gehofft hatte, wurde fix eines Besseren belehrt. Mit fünf Siegen in Serie über den Sommer ließ Verstappen die Muskeln spielen und keine Zweifel an der Verteidigung des Premierentitels aufkommen. Spannend ist vor allem noch die Frage: Knackt er den Rekord von Michael Schumacher und Sebastian Vettel? Die beiden deutschen Ikonen stehen mit 13 Siegen in einer Saison bis heute an der Spitze dieses Rankings. Verstappen steht nun bei zwölf. Der Rekord wackelt.
Stimmungskiller FIA?
So hatte die Konkurrenz in diesem Jahr keine Chance. Und die Frage drängt sich auf: Wer soll den jungen Niederländer eigentlich stoppen? Es wird die große Erzählung im nächsten Jahr. Und die Kollegen George Russell, Charles Leclerc und Co. haben ihre Antwort sicher schon im Kopf. Allein: Sie wird Verstappen so gar nicht ängstigen.
Am ehesten wohl noch der Weltverband FIA. Denn der Verstappen-Erfolg wird leicht getrübt von den Vorwürfen, die zuletzt durch Medienberichte genährt wurden. Red Bull soll 2021 den Kostendeckel von 148,6 Millionen Dollar überschritten haben. Verstappen könnte also im Titelrennen 2021 dadurch profitiert haben. So sieht es die Konkurrenz. Am Montag, ausgerechnet am Tag nach dem Titelgewinn, will die FIA Ergebnisse präsentieren. Das Problem: Einen wirklichen Strafenkatalog gibt es eigentlich nicht. Dass ihm der erste Titel aberkannt wird, gilt als sehr unwahrscheinlich.