FIA ist sich der Sache "bewusst"

Funkverkehr mit Mercedes und Red Bull bringt Rennleiter Masi in Not

ABU DHABI GRAND PRIX 2021, 11/12/2021 Yas Marina Circuit, Yas Island 11th December 2021 Michael Masi portrait during the FORMULA 1 ETIHAD AIRWAYS ABU DHABI GRAND PRIX 2021 at the United Arab Emirates Eleanor Hoad Editorial Use Only PUBLICATIONxNOTxINxUK Copyright: xEleanorxHoadx ESM-0294-0087
Rennleiter Michael Masi steht mächtig unter Druck, könnte sein Amt bald los sein
Imago Sportfotodienst

Inmitten der FIA-Untersuchung zu den umstrittenen Vorkommnissen beim Formel-1-Saisonfinale 2021 in Abu Dhabi wird der Funkverkehr zwischen Rennleiter Michael Masi und den rivalisierenden Teams Mercedes und Red Bull zum Thema. Die Aufnahmen lassen den unter Druck stehenden Masi in keinem guten Licht erscheinen – und die FIA ist sich dessen „bewusst“.

Masi kanzelte Wolff böse ab

Seit Wochen untersucht der Weltverband FIA die Geschehnisse in der Schlussphase des Abu-Dhabi-GP. Im Mittelpunkt steht Masi. Er hatte einigen Piloten kurz vor Ende des Rennens gestattet, das Safety Car zu überholen und sich zu entrunden, anderen aber nicht.

Die Entscheidung kostete Lewis Hamilton letztlich Sieg und WM-Krone, denn ohne sie wäre Max Verstappen nie in eine Position für ein Überholmanöver gekommen. Entsprechend groß war die Wut im Lager der Silberpfeile. Genährt wurde und wird diese Wut auch durch Funksprüche Masis, in denen der Rennleiter die Worte von Red-Bull-Sportdirektor Jonathan Wheatley benutzt, um Mercedes-Teamchef Toto Wolff abzukanzeln.

Dramatisches Saisonfinale in Abu Dhabi

Rückschau, Abu Dhabi, 12. Dezember 2021: Die letzten Runden des Finales plätschern dahin, Hamilton liegt souverän in Führung, fährt Rekord-Titel Nummer 8 entgegen. Dann aber knallt Williams-Pilot Nicholas Latifi in die Bande, macht das Rennen noch einmal spannend.

Das Safety Car kommt auf die Strecke, während der Williams geborgen wird, das Feld rückt zusammen. Zwischen dem Führenden Hamilton und seinem Verfolger Verstappen tummeln sich einige Überrundete. Ein schöner Puffer für den Briten – und ein Ärgernis für Red Bull. Denn es sind nur noch wenige Runden zu fahren. Verstappen aber hat anders als Hamilton die Safety-Car-Phase genutzt, um frische Reifen aufzuziehen. Der Holländer wäre also in der Lage, einen letzten Angriff zu starten.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

So lief der Funkverkehr zwischen Masi und den Teams

Also drückt Wheatley auf den Knopf, der ihn zu Rennleiter Masi durchstellt. „Diese überrundeten Autos, die müsst ihr ja nicht vorbeilassen, dass sie die ganze Runde brauchen, um wieder ans Feld anzuschließen. Ihr müsst sie nur fahren lassen und dann haben wir ein Autorennen (motor race im Original, d. Red.) vor uns“, fordert er.

Masi antwortet: „Verstanden. Gebt uns eine Sekunde.“

Tatsächlich winkt die Rennleitung wenig später die überrundeten Fahrer, die zwischen Hamilton und Verstappen liegen (nicht aber die anderen Überrundeten!), am Safety Car vorbei. Dieses kommt eine Runde vor Schluss wieder rein. Verstappen nutzt diese eine Runde für den entscheidenden Stich, zieht an Hamilton vorbei und krönt sich zum Weltmeister.

Mercedes-Boss Wolff tobt. „Nein, Nein, Michael! Das ist so nicht richtig!“, schreit der Österreicher verzweifelt. Dann, etwas ruhiger: „Ihr müsst das Ergebnis der vergangenen Runde wieder in Kraft setzen.“

Masi kontert eiskalt. „Toto, es ist ein Autorennen (motor race, d. Red.).“ Als Wolff verblüfft ein „wie bitte?“ entfährt, wiederholt der Rennleiter. „Wir sind zum Autorennen (car racing, d. Red.) gegangen.“

Akte Abu Dhabi bleibt spannend

Just diese Funksprüche erregen jetzt (vor allem in England) wieder die Gemüter. Schließlich wählte Masi genau jene Worte, um Wolff abzubügeln, mit denen Red Bull sein Durchwinken der Überrundeten gefordert hatte. Ein G’schmäckle? Bei Twitter trendete am Mittwoch jedenfalls der Hashtag #F1xed – zu deutsch: verschoben.

Das Ganze passiert wenige Tage, bevor die FIA am kommenden Montag die Ergebnisse ihrer Abu-Dhabi-Ermittlungen der F1-Kommission, und damit auch den zehn Teams, präsentieren will.

Mercedes und Lewis Hamilton sollen auf eine Ablösung Masis bestehen. In den vergangenen Wochen machten gar Gerüchte die Runde, Hamiltons Zukunft hänge an der Personalie des Rennleiters. Auch sickerte aus FIA-Kreisen durch, dass Masi tatsächlich vor dem Aus stehe, was der Weltverband wenig später dementierte.

Klar ist, dass die FIA den Funkverkehr zwischen Masis und den WM-Rivalen auf dem Radar hat. „Wir sind uns dessen bewusst und es ist ein Teil der Untersuchung“, zitiert die BBC einen Sprecher des Verbandes.

Die Akte Abu Dhabi – sie bleibt spannend. Offiziell machen will die FIA ihre Ergebnisse und Schlussfolgerungen übrigens erst kurz vor dem Start in die neue Saison. Am 18. März in Bahrain. (mar)