Auf dem Weg von Nigeria nach Brasilien

Flüchtlinge überleben 14 Tage als blinde Passagiere auf Schiffsruder

Wie viel Verzweiflung muss sie angetrieben haben, ein solches Risiko einzugehen?
Vier Männer sind über 5000 Kilimeter auf dem Ruder eines Containerschiffes mitgefahren. Die waghalsige Flucht aus ihrer von Krieg bedrohten Heimat wäre beinahe ins Auge gegangen.

Lebensgefährliches Unterfangen

Am 27. Juni ging es für die Männer in Lagos, der Hauptstadt Nigerias, los. Im Hafen klettern sie unbemerkt auf das Schiffsruder. Die Überfahrt würde Tage dauern: Das muss ihnen bewusst gewesen sein, doch dennoch gehen sie dieses enorme Risiko ein.

Die Männer aus dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas dürften vor den zahlreichen Gewaltkonflikten in ihrer Heimat geflohen sein. Das Land ist im Krisenmodus: Im Nordosten des Landes geht die Terrororganisation Boko Haram auf Raubzüge, breitet sich immer weiter in den Süden aus. Dazu kommen Auseinandersetzungen um Grund und Boden, religiöse Verteilungskämpfe und Gewaltkriminalität.

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Die vier Männer haben vermutlich keinen anderen Ausweg mehr gesehen. Immer vor Augen: Ihr Ziel Europa. „Ken Wave“, so der Name des Schiffes, sollte den Weg in ein neues Leben bereiten. Aber es kommt anders.

Trinkwasservorräte aufgebraucht

Gefährlich wird es erst recht für die Männer, als das Trinkwasser ausgeht. Um vor Erschöpfung nicht ins Wasser zu fallen, haben sie sich mit Seilen festgebunden. Angst, dass die Schiffscrew sie entdeckt, Durst, Haie im Wasser – und schließlich kein Trinkwasser mehr. Am zehnten Tag bleibt nur salziges Meerwasser. Vier Tage Reise standen da noch bevor.

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Die Rettung kommt nach vierzehn langen Tagen auf hoher See: Am Hafen von Vitória greifen brasilianische Bundespolizisten die erschöpften Männer auf. Zwei von ihnen müssen so traumatisiert gewesen sein, dass sie sofort zurück in ihre Heimat wollten. Die beiden anderen haben nun einen Asylantrag in Brasilien gestellt. (xes)