Polizei dementiert Vorwürfe nach Einsatz am Samstag

Familie aus Essen wirft Polizei Gewalt vor: 16-Jährige geschlagen? Schwangere geschubst?

Es steht Aussage gegen Aussage, doch die dokumentierten Verletzungen einer Familie aus Essen in Nordrhein-Westfalen schockieren: Ein 23-Jähriger wirft der Polizei in einem Instagram-Video brutale Gewalt gegen ihn und seine Familie vor. Unter anderem hätten Ermittler ihm den Arm gebrochen, seine schwangere Frau zu Boden geschubst, seine 16-jährige Schwester geschlagen und seinem Vater eine Platzwunde am Kopf zugefügt. Die Polizei Essen berichtete am Montag von Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, ergänzte am Dienstag ein routinemäßiges Strafverfahren gegen die Beamten. Die Polizei Bochum übernimmt demnach die Prüfung der Vorwürfe. Fotos und die Aussagen des 23-Jährigen sehen Sie im Video.

Polizei: Einsatz wegen Ruhestörung, dann Widerstand gegen Beamte

Die Polizei Essen berichtete am Montag, zwei Streifenbeamten seien am Samstagabend wegen Ruhestörungsvorwürfen und des Verdachts auf Verstoß gegen die Coronaschutzverordnung zur Wohnung der Familie gekommen. "Als sie klingelten, machte ihnen ein 23-Jähriger die Tür auf. Plötzlich versuchte dieser die Tür zuzuschmeißen", so die Polizei. Die Beamten hätten dies verhindert, woraufhin der Aggressor mit Faustschlägen auf sie losgegangen sei.

"Auch der 50 Jahre alte Vater griff die Uniformierten nach Polizeiangaben mit Schlägen an. Ihm folgten vier anwesende Frauen im Alter von 21 bis 48 Jahren. Man solidarisierte sich und wollte die Polizisten im wahrsten Sinne des Wortes in die Flucht schlagen", heißt es in der Meldung der Polizei. Und weiter: "Der Einsatz von Pfefferspray und dem Einsatzmehrzweckstock trieb die gewalttätige Gruppe zurück in die Wohnung. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen sowie ein Schutzhund eilten zur Zinkstraße. Hier sorgten die Einsatzkräfte für Ruhe und nahmen Vater und Sohn mit angelegten Handfesseln in Gewahrsam." In der zweiten Meldung vom Dienstag reichte die Polizei die Information nach, dass die Männer - in Meldung eins noch als "Schläger" bezeichnet - auf der Wache in Altenessen über Schmerzen klagten und ein Arzt hinzugezogen worden sei. Bereits im März gab es Rassismus- und Prügel-Vorwürfe gegen die Essener Polizei.

Omar Ayoub beschreibt in zehnminütigem Video Polizeigewalt

Polizeigewalt in Essen-Altenessen: Familie macht Polizisten schwere Vorwürfe, Fotos zeigen Verletzungen
Eines der Fotos in Omar Ayoubs Video zeigt die Verletzungen am Arm seiner den Angaben zufolge 16-jährigen Schwester
omarayo96, Instagram

Auch der 23-jährige Omar Ayoub spricht in seinem Video von einem Polizeieinsatz am Samstagabend, dem Vorwurf der Ruhestörung gegen seine Familie und einem Konflikt, ob die Polizisten die Wohnung betreten durften oder nicht. Ayoub beschreibt allerdings, die Polizisten hätten sich gewaltsam Zutritt ins Haus verschafft, als er die Tür schließen wollte, ihn mit Pfefferspray bedroht und beleidigt. Zuvor habe er die Polizisten darauf verwiesen, dass sie einen Durchsuchungsbeschluss bräuchten, um die Wohnung betreten zu dürfen.

Was der 23-Jährige im Anschluss beschreibt, ist mit den Angaben der Polizei nicht zu vergleichen. Er sei mit Pfefferspray attackiert worden und habe am Boden liegend nur noch Schreie gehört, als sein Vater versucht habe, die Situation zu schlichten. Dann kamen nach Ayoubs Angaben 15 oder 16 weitere Polizisten hinzu. "Fünf oder sechs Polizisten, die lagen komplett auf mir drauf und währenddessen hat mir einer weiter mit dem Knüppel auf den Rücken geschlagen", erklärt der 23-Jährige. Seine schwangere Frau sei zu Boden geschubst worden. Beamte hätten seine 16-jährige Schwester geschlagen. Dazu zeigt Omar Ayoub Fotos von großen, blauen Hämatomen an ihrem Arm. In den ersten 24 Stunden nach der Veröffentlichung des Videos sahen es sich bei Instagram über 800.000 Menschen an.

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Vater und Sohn wegen Betruges polizeibekannt

Seine Familie habe zuvor nie Probleme mit der Polizei gehabt und sei von dem Vorfall schockiert, sagt Omayr Ayoub in dem Video. Er habe keine Vorstrafen, sei in Deutschland geboren und aufgewachsen. Entgegen der Vorwürfe eines Polizisten habe seine Familie nichts mit Clans oder anderen kriminellen Organisationen zu tun, erklärt der 23-Jährige im Video.

Wie RTL von der Polizei erfuhr sind Vater und Sohn wegen Betruges polizeibekannt. Beide hätten leichte Verletzungen durch die Maßnahmen zur Eigensicherung der Polizisten erlitten. Laut Polizei hat ein Amtsarzt keine gravierenden Verletzungen festgestellt. Die Polizei spricht von zwei leicht Verletzten, während im Video von Verletzungen beim 23-Jährigen, seinem Vater und der 16-jährigen Schwester die Rede ist.