Deutscher Städtetag schlägt Alarm

Hunderttausende Erzieher und Pflegekräfte werden in Zukunft fehlen

ARCHIV - Kinder, Erzieher und Praktikanten sitzen im Kindergarten "Spielhaus" im brandenburgischen Frankfurt (Oder) im Kreis auf dem Fußboden und spielen gemeinsam (Archivfoto vom 15.02.2010). Viele Eltern im Südwesten Deutschlands müssen sich ab September auf eine böse Überraschung einstellen: Angesichts wegbrechender Steuereinnahmen und steigender Kosten haben nicht wenige Städte und Gemeinden beschlossen, die Kindergartengebühren zuerhöhen. Allerdings folgen nicht alle Kommunen der Empfehlung der kommunalen Spitzenverbände und Kirchen, die Beiträge den gestiegenen Kosten anzupassen, wie eine dpa-Umfrage ergab. Foto: Patrick Pleul dpa (Zu lsw 7132)  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Deutscher Städtetag: Brauchen dringend mehr Zuwanderung

Ob Kinderbetreuung oder Pflege, der Bedarf an Fachkräften wird größer – und damit auch das Problem, neue Fachkräfte überhaupt noch zu finden, denn viele gehen bald in Rente. Eine wachsende Herausforderung, mit der sich nun auch die neue Bundesregierung befassen muss. Der Städtetag fordert deshalb nun, dringend mehr Zuwanderung zu ermöglichen.

Hunderttausende Erzieher in Kitas und Pflegekräfte werden wohl fehlen

Der Deutsche Städtetag sieht einen dramatischen Fachkräftemangel in Krankenhäusern, bei der Pflege und in der Kinderbetreuung. Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Wir rechnen mit 230.000 fehlenden Erzieherinnen und Erziehern in den Kitas sowie 300.000 fehlenden Pflegekräften in den kommenden Jahren.“

Die Bundesregierung müsse im neuen Jahr konkrete Schritte für viel mehr Zuwanderung von Fachkräften in soziale Berufe unternehmen. „Wir brauchen sehr viele Fachkräfte, die wir in Deutschland weder finden noch kurzfristig ausbilden könnten.“

Dedy sagte weiter: „Wenn die Babyboomer in Rente gehen, verschärft sich das Problem dramatisch. Wir müssen diese Menschen ja nicht nur durch Nachwuchskräfte ersetzen, sondern auch mitdenken, dass viele von ihnen selbst pflegebedürftig werden.“ Ab 2026 greife zudem der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen.

„Bis zu einer Millionen Kinder sollen dann zusätzlich betreut und gefördert werden. Auch dafür fehlt uns qualifiziertes Personal. Deshalb ist es richtig, dass die neue Bundesregierung Arbeitskräften die Zuwanderung nach Deutschland erleichtern will. Im neuen Jahr muss der Bund sehr zügig konkrete Schritte dafür gehen.“

Lese-Tipp: Folgen des Fachkräftemangels - DIHK: Problem nimmt zu

Zuwanderung von Pflegepersonal: Berufsabschlüsse unbürokratisch anerkennen

ARCHIV - 15.01.2020, Baden-Württemberg, Böblingen: Eine Pflegerin und eine Bewohnerin des Pflegeheims schauen zusammen aus einem Fenster eines Pflegeheims. (zu dpa «Sozialministerin Heike Werner (Linke) zu Corona-Bonuszahlungen für Pflegekräfte und Mindestlohn in der Altenpflege») Foto: Tom Weller/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Dedy: Wir rechnen mit 230.000 fehlenden Erzieherinnen und Erziehern in den Kitas sowie 300 000 fehlenden Pflegekräften in den kommenden Jahren“
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Dazu gehöre, in anderen EU-Staaten und in Drittstaaten „gezielt und schnell“ Fachkräfte für soziale Berufe anzuwerben sowie die Ausbildung junger Menschen vor Ort konkret zu unterstützen, so Dedy. „Der Bund muss außerdem Hürden beseitigen, die den zugewanderten Arbeitskräften den Start bei uns in Deutschland schwer machen. Bildungs- und Berufsabschlüsse und Berufserfahrungen müssen unbürokratisch anerkannt werden.“

Die neue Koalition habe angekündigt, dass sie das Einwanderungsrecht modernisieren und die Arbeitskräfteeinwanderung erleichtern wolle. „Das ist gut und muss jetzt schnell gehen, ohne sich im Detail zu verhaken. Es geht darum, dass unser soziales Netz sicher bleibt und keine Löcher bekommt“, sagte Dedy. „Wenn die Großen fehlen, um die Kleinen durch den Tag zu begleiten, bleiben Kitas geschlossen. Alte, Pflegebedürftige und ihre Familien müssen ohne Hilfe auskommen, wenn niemand da ist, der sie professionell unterstützen kann. Wir brauchen die helfenden Hände aus dem Ausland.“ (dpa/lwe)

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