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Experiment in Finnland zeigt: Grundeinkommen macht glücklicher

Frau in Finnland mit ausgestreckten Armen
Das Experiment in Finnland hat gezeigt, dass ein gesichertes Grundeinkommen glücklich macht.
Marco_Piunti, iStockphoto

Bisher einmaliges Experiment zum Grundeinkommen

Es ist ein Konzept, das sich viele auch für Deutschland wünschen würden: bedingungsloses Grundeinkommen. Eine bestimmte Menge an Geld also, die jedem ausgezahlt wird, ohne - wie Hartz 4 oder Arbeitslosengeld - beispielsweise an bestimmte Auflagen gebunden zu sein. In Finnland wurde das Modell jetzt zwei Jahre lang getestet - mit sowohl erfreulichen als auch ernüchternden Ergebnissen.

560 Euro - unversteuert und ganz ohne Haken!

Zwei Jahre lang haben 2.000 zufällig ausgewählte Arbeitslose in Finnland 560 Euro monatlich ausgezahlt bekommen. Diese mussten sie nicht versteuern und durften nebenbei so viel dazuverdienen, wie sie wollten. Die von Ministerpräsident Juha Sipilä initiierte Studie stellte den Probanden eine Kontrollgruppe von Arbeitslosen gegenüber, die ebenfalls etwa 560 Euro erhielten, dafür aber die normalen Auflagen erfüllen mussten, also nur begrenzt dazuverdienen durften.

Bedingungsloses Grundeinkommen als Lösung? Keine Existenzängste mehr
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Keine Existenzängste mehr
Bedingungsloses Grundeinkommen als Lösung?

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Erfreulich: Das Grundeinkommen macht glücklich und senkt das Stresslevel

"Die Empfänger des Grundeinkommens wiesen weniger Stresssymptome und Konzentrations- und Gesundheitsprobleme auf als die Vergleichsgruppe", sagt die leitende Forscherin Minna Ylikännö vom finnischen Sozialversicherungsinstitut Kela zu den Ergebnissen. "Sie hatten zudem ein stärkeres Vertrauen in ihre Zukunft und ihre eigenen gesellschaftlichen Mitwirkungsmöglichkeiten."

In Zahlen: Von den Empfängern des Grundeinkommens empfanden 55 Prozent ihre Gesundheit als gut oder sehr gut, von der Vergleichsgruppe hingegen nur 46 Prozent. Ziemlich oder sehr viel Stress empfanden 17 Prozent der Empfänger des Grundeinkommens und 25 Prozent der Mitglieder der Vergleichsgruppe.

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Ernüchternd: Am Arbeitsmarkt waren keine Veränderungen spürbar

Auf dem Arbeitsmarkt habe es allerdings keine wesentlichen Unterschiede gegeben. Die Empfänger vom Grundeinkommen arbeiteten im ersten Jahr des Experimentes im Schnitt etwa gleich viele Tage wie die Menschen aus der Kontrollgruppe, erklärt Forschungskoordinator Ohto Kanninen vom Forschungszentrum für Erwerbstätige. Sie fanden also weder besser noch schlechter Arbeit - und verdienten im Schnitt insgesamt 21 Euro weniger als die Kontrollgruppe.

Startschuss für Grundeinkommen in anderen Ländern?

Dennoch ist die finnische Studie ein wichtiger erster Schritt, um andere Modelle von Sozialleistungen auf den Weg zu bringen. "Die Erfahrungen mit der Planung und Umsetzung des Experiments bilden eine gute Grundlage für die Vorbereitung neuer ehrgeiziger gesellschaftlicher Experimente – wie z.B. das Experiment zur inversen Einkommenssteuer", sagt Olli Kangas, der wissenschaftliche Leiter des Forschungsprojekts und Professor für Erwerbsleben an der Universität Turku.