Er brachte Loredana in den Rollstuhl

Wenn der Ehemann zum gewalttätigen Stalker wird

Was muss passieren damit eine Frau Schutz vor einem Stalker bekommt? Für Loredana aus der Schweiz kam die Hilfe der Polizei zu spät. Ihr Ex-Mann stach sie nieder, obwohl sie genau wusste dass er ihr etwas schlimmes antun würde. Seitdem ist sie gelähmt und sitzt für immer im Rollstuhl. Aber wie kann das bitte sein? Warum schaltet sich die Polizei nicht früher ein?

Loredana findet keinen Ausweg aus der Ehe-Hölle

Loredana leidet unter den Stalking-Angriffen ihres Ex-Partners
Für Loredana kam die Hilfe der Polizei zu spät. Ihr Ex-Mann sticht sie nieder, obwohl sie genau wusste, dass er ihr etwas Schlimmes antun wird.
RTL

Loredana kennt ein Leben unter Gewalt. Mit ihrem Mann ist sie 27 Jahre verheiratet, sie haben zwei Kinder. In all den Jahren gibt es Streit, er verprügelt sie regelmäßig, sperrt sie ein. Sie zeigt ihn mehrfach an, immer wieder droht er. „Wenn du nicht die Anzeige zurückziehst, bringe ich dich um. Auch die Kinder. Du kannst gehen, wohin du willst, ich finde dich“, erinnert sich Loredana im RTL-Interview an die Morddrohungen ihres Partners. Weil jedoch nie etwas konkret passiert, schreitet die Polizei nicht ein. Loredana: „Die Polizei sagte immer: es muss etwas passieren, dann können wir handeln. Und ich musste aufgeben und weiterleben. Für meine Kinder.“

Stalking ist ein Thema, das RTL-Reporter Wolfram Kuhnig am Herzen liegt. Etliche Male konfrontierte er Männer, um diese abzuschrecken weiter zu stalken. Der RTL-Reporter weiß: „Die Beamten können nicht agieren, sie kommen teilweise raus, sie versuchen zu helfen und dann sind ihnen sind die Hände gebunden, weil es einfach keine Grundlage gibt, die Leute zu schützen. Die Justiz hat bis jetzt die Grundlage noch nicht geschaffen.“

RTL-Reporter Wolfram Kuhnigk
RTL-Reporter Wolfram Kuhnigk
RTL

Ihr Ex greift Loredana mit einem Messer an - seither ist die Mutter querschnittsgelähmt

Erst im Jahr 2018, Loredanas Kinder sind schon groß, flüchtet die Zweifach-Mama aus dem Haus. Doch ihr Mann findet sie, beginnt sie zu stalken, hält sich an kein Kontaktverbot. Er will letztlich nicht, dass seine Frau ihn verlässt.

Immer wieder wendet sich Loredana an die Polizei, weil sie sich von ihrem Mann bedroht fühlt. Doch die wollen Beweise für das Stalking. Die 51-Jährige weiß – er wird ihr was Schlimmes antun. Im Dezember 2018 passiert es dann. Die Schweizerin hilft im Laden aus. Ist allein. Dass ihr Mann hereinkommt, bemerkt sie zunächst nicht. Während eines lauten Streits wird Loredana angegriffen. Auf dem Boden liegend, merkt sie ein Kribbeln in ihren Beinen, Loredanakann sich nicht mehr bewegen. Es ist eine Tat, die Loredana ängstlich erwartet hat. Und es ist der Tag, von welchem an die Mutter querschnittsgelähmt sein wird. Wie sich die 51-Jährige zurück ins Leben kämpft, sehen Sie im Video oben.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Loredanas Mann wird zu 15 Jahren Haft verurteilt

Loredanas Mann sitzt nun im Gefängnis - wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt wegen versuchten Mordes. Die zweifache Mutter fühlt sich jetzt als starke Frau. „Also ich muss sagen, ich bin glücklich. Ich musste mit meiner ganzen Situation zahlen, aber ich bin glücklich. Jetzt bin ich frei. Jetzt fühle ich mich frei. Ich mache, was ich will“, sagt eine sichtlich befreite Frau im RTL-Interview. Und trotz Rollstuhl, so die 51-Jährige, genieße sie jeden Tag ihres Lebens.

Lesetipp: „Er schickt Fotos von Hinrichtungen“ – Stalker terrorisiert FDP-Politikerin

Werden auch Sie von einem Stalker terrorisiert? So finden Sie Hilfe!

Was können Frauen tun, um sich vor Stalkern zu schützen? „Die sollen mit ihren Bekannten sprechen, die sollen von mir aus Freunde von Kindern oder so aktivieren, die mit ums Haus rumgucken. Immer, wenn Frauen aus der Anonymität rauskommen und sagen ‘Hilfe, ich werde gestalkt, ich brauche Hilfe’, dann wird es unangenehm für die Täter“, so RTL-Reporter Wolfram Kuhnigk.

Lesen Sie auch: Wie sich Betroffene gegen Stalking wehren können

Darüber hinaus gibt es etliche Betroffenen-Verbände, die helfen. Sind Sie Betroffen von Gewalt - egal, ob Sie geschlagen, gestalkt oder missbraucht wurden? Sie sind nicht allein, denn es gibt Hilfe. Wir haben für Sie wichtige Anlaufstellen aufgelistet, an die Sie sich im Notfall wenden können.

  • Das "Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen" vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben: Tel. 08000 1160 16 oder online: www.hilfetelefon.de/
    Das "Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen" steht betroffenen Frauen rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr, zu allen Formen von Gewalt zur Seite. Unter der Rufnummer 08000 116 016 und über die Online-Beratung unter www.hilfetelefon.de können sich Betroffene, aber auch Menschen aus dem sozialen Umfeld der Betroffenen und Fachkräfte beraten lassen – anonym, kostenlos, barrierefrei und in 18 Sprachen. Auf Wunsch vermitteln die Beraterinnen an eine Unterstützungseinrichtung vor Ort.

  • "Weißer Ring" ist eine Organisation, die Opfern jeglicher Art hilft. Sie bietet eine Erstberatung, begleitet die Opfer aber auch zu Gerichtsterminen und bietet dauerhafte Unterstützung an. Sie ist eine sehr wichtige Anlaufstelle. https://weisser-ring.de/
    Außerdem stellt der "Weiße Ring" kostenlos die App "No Stalk" zur Verfügung. Hier können Video-, Ton- oder Fotoaufnahmen als Beweismittel bei Stalking gemacht werden. Diese landen mit nur einem Klick auf dem Server der Opferschutzorganisation und können somit nicht verloren gehen, egal ob die Dokumente vom Telefon gelöscht werden oder das Handy kaputt geht.

  • "BIG Hotline“
    Hilfe bei häuslicher Gewalt gegen Frauen und ihre Kinder. Die BIG Hotline ist täglich erreichbar von 8 bis 23 Uhr unter: 030 611 03 00. Auch am Wochenende und an den Feiertagen. Die Hotline ist ein Unterstützungsangebot für alle Frauen und deren Kinder, die in ihrer Beziehung Gewalt erleben, nach ihrer Trennung immer noch von ihrem Ex-Partner bedroht und belästigt werden oder Übergriffen ausgesetzt sind. Auf Wunsch können Dolmetscher für eine Beratung eingesetzt werden.

  • Unter www.polizei-beratung.de finden Sie hilfreiche Tipps der Polizei, was Sie tun können, wenn Sie Opfer häuslicher Gewalt sind oder bedroht werden. In ganz akuten Fällen: Bitte sofort die 110 anrufen! Die Polizei wird alles Erforderliche tun, um Sie zu schützen.

RTL+-Streaming-Tipp: „Tödlicher Schatten – Der Fall Sophie“

Die RTL+-Doku rollt einen der aufsehenerregendsten Stalking-Fälle der letzten Jahrzehnte auf. Über zweieinhalb Jahre wird die 23-jährige Sophie N. von einem Unbekannten terrorisiert, bis er schließlich in Sophies Wohnung auf sie wartet.

Streaming-Tipp: „Tödlicher Schatten – Der Fall Sophie“ bei RTL+.