Was steckt hinter der psychischen Erkrankung?
Ex-GZSZ-Star Jasmin Tawil leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung
Therapie auf Hawaii
Jasmin Tawil, Musikerin, Ex-GZSZ-Star und außerdem Ex-Frau von Popstar Adel Tawil, war nach einer turbulenten Trennungsphase mit anschließender medialer Schlammschlacht monatelang verschwunden, lebte teilweise auf der Straße. Ihr Vater suchte sie vergeblich und verzweifelt - bis sie endlich ein Lebenszeichen aus Hawaii sendete. Dort lebt sie zurzeit mit Sohn Ocean Malik. Im exklusiven RTL-Interview erzählt sie jetzt, wie sie durch Ereignisse in ihrer Kindheit und die Scheidung von ihrem Ex-Mann gegen eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) kämpft. Der Traumatherapeut Michael Kopper erklärt, was das für sie und andere Betroffene bedeutet.
Panikattacken begannen in Los Angeles
RTL-Reporter Sebastian Tews erzählt sie über ihre Erkrankung: „Ich habe nicht so gute Erfahrungen in meinem Leben gemacht, sei es in Liebesbeziehungen oder in meiner Kindheit, und ich habe das lange nicht verarbeitet, habe das alles immer nur runtergeschluckt und habe das vergraben in meinem Unterbewusstsein.“
Das kann auf Dauer nicht gut gehen - und tatsächlich kam es irgendwann zu Problemen, denn diese vergrabenen Erlebnisse haben angefangen, gegen Jasmin zu arbeiten. „Es fing in Los Angeles an, wo ich das erste Mal eine riesige Panikattacke bekommen hab, im Straßenverkehr“, erzählt sie. „Ich bekam plötzlich einen ganz hohen Herzschlag, wollte nur wegrennen - es ist so ein Überlebenskampf, den man innerlich durchmacht.“ Und obwohl Hawaii, die Nähe zur Natur, Yoga und eine Therapie enorm geholfen haben, gibt es immer noch Situationen, die Jasmin herausfordern.
"Auslöser sind Ereignisse katastrophalen Ausmaßes"
Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PBTS) ist in der Regel auf konkrete, sehr ausgeprägte Stresssituationen zurückzuführen. „Auslöser sind Ereignisse katastrophalen Ausmaßes, wo das eigene Leben oder die eigene körperliche Unversehrtheit aufs Schärfste bedroht wurde oder man jemanden beobachtet, der zu Tode kommt und man es nicht verhindern kann“, erklärt der Traumatherapeut Michael Kopper, der in seiner Kölner Praxis unter anderem mit PBTS-Patienten arbeitet.
Erst vier bis acht Wochen nach einem solchen Erlebnis kann die Diagnose „Posttraumatische Belastungsstörung“ gestellt werden. Bis dahin spreche man von einer akuten Stressreaktion. „Die Symptome sind das sogenannte Wiedererleben, das auf einer körperlichen und gedanklichen Ebene stattfindet“, erklärt Kopper. Die Belastungsstörung kann aber auch durch viele aufeinanderfolgende, schwer belastende Situationen ausgelöst werden, so wie bei Jasmin Tawil, wenn Betroffene dazwischen keine Zeit haben, sich von dem Stresslevel zu erholen. „All das kann einen Menschen bis in die Erschöpfung hineintreiben“, erklärt der Traumatherapeut.
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Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung
„Die Symptome finden auf einer körperlichen und gedanklichen Ebene statt“, so Kopper. Sie sind „Selbstheilungsversuche, um einer möglichen erneuten Situation präventiv begegnen oder Kontrolle über ähnliche Situationen erlangen zu können“, und lassen sich in drei Gruppen zusammenfassen:
1. Das Wiedererleben
Trigger wie Situationen, Gedanken oder Reize lassen Betroffene das Ereignis immer wieder auf belastende Weise erleben: Durch Bilder, die blitzartig durch ihren Kopf schiessen (sogenannte Flashbacks), Alpträume und Handlungen. So neigen sie dazu, die unterbrochene Kampf- oder Fluchthandlung immer wieder aufnehmen zu wollen. Bei zu früher Konfrontation mit dem Erlebten kann es daher auch zu einer sogenannten Retraumatisierung kommen, bei der die Betroffenen die andauernden Kontrollverluste schließlich selbst als traumatisch erleben.
2. Vermeidung- oder Verleugnungsverhalten
Weil es so belastend ist, an das Erlebte erinnert zu werden, versuchen die Betroffenen sich von allem fernzuhalten, das daran erinnert. Gefühlskälte, emotionale Taubheitsgefühle, sozialer Rückzug, der bis in die Isolation gehen kann oder sich selbst vorzumachen, das Ereignis sei gar nicht passiert, helfen den Betroffenen zumindest für eine kurze Zeit, dem Leid zu entfliehen.
3. Anhalte körperliche Übererregung
Der Körper ist die ganze Zeit in einer Wachsamkeitsstellung, bereit, blitzartig aufzuspringen oder kämpfen zu können. Schreckhaftigkeit, Schlafstörungen, Muskelverspannungen, Kopf,- Glieder, Kiefer- und Wirbelsäulenschmerzen, dauerhafte Erschöpfungszustände und Schmerzsyndrome können die Langzeitfolgen auf körperlicher Ebene sein. Die Liste der möglichen Folgeerscheinungen ist lang.
Wie wird eine posttraumatische Belastungsstörung behandelt?
Für Betroffene hilft nur der Weg zum Psychologen. Während Psychiater nur medikamentös helfen könnten, können Psychologen mit einer speziellen Traumatherapieausbildung einen Weg finden, den Betroffenen zu helfen.
„Gesprächstherapien helfen meistens kaum bis gar nicht, denn das traumatische Erlebnis ist abgekoppelt vom Sprachzentrum und viele Aspekte sind für die Betroffenen unaussprechlich“, erklärt Kopper. Wichtig sei, zuerst eine Stabilisierungsphase einzuleiten, bei der die Betroffenen lernen, zunächst Kontrolle über die Symptome zu erlangen. „Erst in einem zweiten Schritt, der Verarbeitungsphase, geht es dann um die Verarbeitung des Geschehenen. Somit kann es dann zu einer Integration der traumatischen Situation in den Lebensentwurf kommen.“ Der Traumatherapeut weiß aus Erfahrung: „Da braucht man Erfahrung im Umgang und dann eine gute Diagnostik.“