Beide Jungen aus Frankreich wie vom Erdboden verschluckt
Schon Yannis (3) verschwand unter ähnlichen Umständen wie vermisster Émile (2)
Wie kann ein Kind aus einem winzigen Bergdorf verschwinden, wo jeder jeden kennt?
Das ist die Frage, die sich alle stellen. Der zwei Jahre alte Émile verschwand am 8. Juli aus dem Garten seiner Großeltern in Le Vernet – einem 125-Seelen-Ort im französischen Departement Alpes-de-Haute-Provence. Doch offenbar ist es nicht das erste Mal, dass so etwas in der Region passiert ist. Vor 34 Jahren verschwand schon mal ein Junge unter ganz ähnlichen Umständen, wie eine Nachbarin im RTL-Interview erzählt. Er wurde bis heute nicht gefunden.

Vor 34 Jahren verschwand in der Region schon mal ein Kind spurlos
Der kleine Yannis Moré gilt seit Mai 1989 als vermisst. Der damals drei Jahre alte Junge spielte mit seinen Geschwistern in Ganagobie, einem 90-Einwohner-Dorf etwa eine Stunde Fahrtzeit von Le Vernet entfernt. Wie die Zeitung Le Depeche berichtet, fanden die Eltern 16 Monate nach seinem Verschwinden Kleidungsstücke ihres Kindes nur wenige Hundert Meter von ihrem Haus entfernt. Darunter Yannis Schuhe, seine Jacke, seine Unterhose und eine Socke – alles soll der Dreijährige am Tag seines Verschwindens getragen haben.
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Wer die Sachen dort abgelegt hat, ist bis heute unklar – genau wie das Schicksal des vermissten Jungen, der heute ein erwachsener Mann von 37 Jahren wäre. Auch damals überprüfte die Polizei viele Theorien: Gab es einen Unfall, in den Yannis verwickelt war? Wurde der Dreijährige entführt, zum Beispiel von einem kinderlosen Paar oder einem Pädophilen-Ring? Hat jemand das Kind getötet? All diese Fragen sind auch 34 Jahre später ungeklärt, denn alle Spuren führten bei den Ermittlungen ins Nichts.
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Kind vermisst: Yannis Mutter leidet bis heute unter der Ungewissheit
„Das Schlimmste ist, nicht zu wissen, wie es passiert ist, wo er ist, ob er lebt, ob er tot ist“, sagte Yannis Mutter in einem Interview mit dem Sender France Info. Sie muss die Ungewissheit, die auch Émiles Familie gerade durchmachen muss, bereits seit Jahrzehnten aushalten.
Die Polizei hat eine großangelegte Suche nach dem vermissten Emile in und um Le Vernet vorerst eingestellt – offenbar wissen die Einsatzteams nicht mehr, wo sie noch suchen sollen. Der Junge war bei seinen Großeltern im Ort im Urlaub gewesen, als diese ihn am Samstagabend aus dem Blick verloren hatten.
Suche nach Émile in Le Vernet eingestellt
Im Haus der Großeltern sollen sich an dem Wochenende auch etliche andere Verwandte des Jungen für ein Familientreffen aufgehalten haben. Bürgermeister François Balique sagte dem Figaro, dass er ausschließe, dass Émiles Familie etwas mit dem Verschwinden zu tun haben könnte. Er verhängte bis Montagabend ein Zugangsverbot für den Ort für Fremde, um die Familie des Jungen und die Einwohner zu schützen. Die Polizei konzentriert sich nun auf die Auswertung von Hinweisen und die Befragung der Menschen, die an dem Wochenende in Le Vernet waren. (jgr)