Sie glaubten, Gott würde das Mädchen heilen

Eltern ließen Elizabeth (8) an Diabetes sterben: Religiöse Gruppe wegen Mordes vor Gericht

Elizabeth Struhs starb mit nur 11 Jahren an Diabetes.
Elizabeth Rose Struhs (r.) starb mit nur acht Jahren an Diabetes
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Zwölf Mitglieder einer religiösen Gruppe in Australien müssen sich seit Mittwoch im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Mord an Elizabeth Rose Struhs (8) vor Gericht verantworten. Weil die Eltern der Achtjährigen im Januar dieses Jahres einfach aufhörten, ihrer diabeteskranken Tochter die lebenswichtigen Medikamente zu geben, starb Elizabeth kurze Zeit später. Die Eltern waren offenbar Teil einer religiösen Gruppe, die glaubte, dass Gebete und Gesänge das Kind retten würden – dabei hätte Insulin gereicht.

14 Menschen sollen bei Elizabeths Tod dabei gewesen sein

Sechs Tage lang sollen Kerrie Elizabeth Struhs und Jason Richard Struhs ihrer Tochter das lebenswichtige Insulin vorenthalten haben, bevor das an Diabetes Typ I erkrankte Mädchen am 7. Januar 2022 im Haus seiner Eltern im australischen Rangeville starb. Angeblich ebenfalls anwesend sollen mehrere Mitglieder der religiösen Gruppe gewesen sein, der die Eltern der Achtjährigen angehören. Alle sollen laut Polizei von dem Gesundheitszustand des Mädchens gewusst haben. Medizinische Hilfe hat aber offenbar keiner in Erwägung gezogen. Die Eltern sollen laut Polizei erst einen Tag, nachdem Elizabeth gestorben war, den Rettungsdienst verständigt haben.

Nachdem Elizabeths Eltern bereits nach ihrem Tod wegen Mordes, Folter und Unterlassung der lebensnotwendigen Versorgung angeklagt wurden, nahmen die Ermittler am Dienstag auch zwölf weitere Mitglieder der religiösen Gruppe im Alter von 19 bis 65 Jahren fest. Die sieben Frauen und fünf Männer, die alle in einem Haus in Harristown verhaftet wurden, müssen sich nun wegen Mordes und unterlassener Hilfeleistung vor dem Amtsgericht in Toowoomba verantworten.

Ermittler: "Ich bin ich noch nie mit einem Fall wie diesem konfrontiert worden"

„Die Verhaftungen sind das Ergebnis einer sechsmonatigen Untersuchung, in der sich alle beteiligten Beamten dafür eingesetzt haben, dass diejenigen, die für den Tod des Mädchens verantwortlich sein sollen, vor Gericht gestellt werden“, zitiert „news.com.au“ Ermittler Garry Watts. „In meinen fast 40 Jahren als Polizist bin ich noch nie mit einem Fall wie diesem konfrontiert worden.“

Die Eltern des toten Mädchens, Kerrie Elizabeth Struhs und Jason Richard Struhs, sollen laut „news.com.au“ einen Rechtsbeistand abgelehnt haben. Nach Polizeiangaben sitzen sie bis zu ihrer nächsten Anhörung vor dem Amtsgericht in Toowoomba in Untersuchungshaft.

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Schwester Jayde konnte mit 16 fliehen - jetzt kämpft sie für ihre Geschwister

Der religiösen Gruppe rechtzeitig entfliehen konnte Elizabeths älteste Schwester Jayde Struhs (23). Sie lief mit 16 Jahren von zu Hause weg, weil sie anfing, den Glauben ihrer Eltern infrage zu stellen. Sie baute sich ein eigenes Leben mit ihrer Lebensgefährtin Emma auf, versuchte aber weiterhin, mit der Familie in Kontakt zu bleiben, weil sie sich um ihre insgesamt sieben Geschwister sorgte. „Meine Brüder und Schwestern dort zu lassen, war vermutlich das Schwerste, was ich je getan habe“, erinnert sie sich Anfang des Jahres in der TV-Sendung „A Current Affair“.

Nach dem Tod ihrer Schwester wandte sich Jayde Struhs an die Öffentlichkeit und sammelt nun über die Spendenseite „Gofundme“ Geld, um sich um ihre Geschwister kümmern zu können. Laut der 23-Jährigen nennt sich die religiöse Gruppe, der ihre Eltern angehören „The Saints“ (deutsch: die Heiligen). Wie sie erzählt, sei die Gruppe sehr streng und kontrolliert. Sie feiern kein Weihnachten, lehnen medizinische Eingriffe ab und glauben, ihr einziges Ziel sei es, Gott zu dienen.

Mutter bezeichnete ihre Tochter nach Coming-Out als „Abschaum“

Auch Jaydes Sexualität war nicht akzeptabel für die „Sekte“, wie die 23-Jährige sie selbst nennt: Als Jayde als Jugendliche ihrer Mutter erzählte, dass sie lesbisch sei, bezeichnete diese sie als „Abschaum“. „Meine Mutter hatte mich nicht danach definitiv nicht mehr gerne in ihrer Nähe“, so Jayde bei „A Current Affair“.

Jayde kämpft nun darum, ihren fünf jüngsten Geschwister im Alter von drei bis 16 Jahren das Leben bieten zu können, das sie verdienen. „Es liegt noch viel vor uns, aber ich bin fest entschlossen, dass meine oberste Priorität die Kinder sind“, erklärt sie auf ihrer „Gofundme“-Seite. „Ich kämpfe dafür, dass sie bei mir wohnen können, mit meiner liebevollen Partnerin an meiner Seite, die selbst zwei Jungen hat, die ich sehr liebe.“ (akr)