Verhaltenskodex im Flugzeug
Elf No-Gos im Flieger! Schnarchende Passagiere, dreiste Vordrängler und Co.

Käsefüße-Geruch, schnarchende Sitznachbarn und Tritte in den Rücken! No-Gos im Flieger gibt es viele. Dabei könnte der Start in den Urlaub so schön sein. Was an Bord wirklich gar nicht geht und, wie Sie das besonders geschickt ansprechen können.
1. Rücksichtslose Jagd auf die Handgepäckplätze
Beim Boarding drauflosstürmen und dann gemütlich zig Einzelteile auf die Handgepäckfächer verteilen, während sich im Mittelgang eine schwer bepackte Schlange bildet? Und gleichzeitig dafür sorgen, dass das Boarding doppelt so lang dauert, weil die Hälfte der Fluggäste keinen Platz mehr für ihr Gepäck findet? Bitte nicht.
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Sortieren Sie Ihren Kram schon am Gate und bündeln Sie ihn so, dass er auch in die Fächer passt. Der Platz in den Gepäckfächern reicht nicht dafür, dass dort jeder neben einem Kabinentrolley noch Laptoptasche, Rucksack und 15 Tüten aus dem Duty-Free-Shop unterbringt. Wenn Sie nur mit Handgepäck für zwei Wochen reisen, gibt es andere Möglichkeiten, Platz zu sparen – stopfen Sie beispielsweise ihr Nackenhörnchen mit ihrer Jacke aus.
Es beschleunigt das Boarding auch, wenn alle Passagiere schon ohne Jacke einsteigen und diese nicht erst vor einem Gepäckfach im engen Gang ausziehen.
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2. Duftmarke setzen - bei Eibrötchen und Parfüm gehen die Geschmäcker auseinander
Schweißgeruch unter den Armen oder an den Füßen? Geht natürlich gar nicht. Vergessen Sie nicht, dass Sie an Bord auf sehr engem Raum mit anderen sitzen werden – unter Umständen für eine längere Zeit. Wir freuen uns alle, wenn unsere Mitreisenden frisch geduscht an Bord kommen. Aber Vorsicht mit schweren Parfüms oder Rasierwassern! Was der eine sexy findet, ist für andere schon Geruchsbelästigung. Da verteilt sich ein schweres Parfüm nicht so wie beim Dinner am Strand. Bei Düften lautet daher die Flieger-Faustregel: Weniger ist hier mehr. Und auch stark riechende mitgebrachte Speisen wie Ei- oder Leberwurstbrötchen können Mitreisende stören.
Was tun, wenn Ihr Nebenmann oder Ihre Nebenfrau das Memo nicht gekriegt hat? Ist es ein Kurzstreckenflug, können Sie sich mit einem gut riechenden Tuch oder Schal behelfen. Eine medizinische oder FFP2-Maske kann Gerüche auch abmildern. Aber am Ende sollen ja nicht Sie leiden, wenn Sie gar nicht der Verursacher sind.
Bei mitgebrachten Speisen: Fragen Sie höflich, ob ihr Nachbar den zollfrei gekauften Rohmilch-Weichkäse später oder woanders essen kann. Oder vertreten Sie sich genau jetzt länger die Beine. Schweißfahne oder Parfüm-Überdosierung lassen sich so allerdings nicht aussitzen. Sprechen Sie in dem Fall noch am Boden das Bordpersonal höflich an, ob ein Sitzplatzwechsel möglich ist. In Fällen extremen Körpergeruchs kann das Kabinenpersonal den Fluggast übrigens von Bord schicken, dazu gab es sogar mal ein Urteil.
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3. Beim Kampf um die Mittelarmlehnen die Ellbogen spielen lassen
Leider gibt es insbesondere in Dreierreihen meist nicht zwei Armlehnen für jeden Fluggast. Und man sitzt ja eh schon so eng! Sich also einfach in den Sitz zu werfen und ohne Absprache mit den anderen zwei Armlehnen zu blockieren, ist nicht ganz die feine Art. Sich zu ärgern und dann schnell den eigenen Arm hinzulegen, wenn der andere etwas trinkt oder das Bordentertainment bedient, aber auch nicht.
Richtlinien, wer die Armlehnen um den mittleren Sitz nutzen darf, gibt es nicht. Das überlassen die Airlines in der Regel ihren Gästen. Aber Reiseveranstalter TUI etwa rät: „Der Fairness halber sollten diejenigen, die rechts bzw. links sitzen, dem Passagier in der Mitte zwei Armlehnen überlassen. Schließlich sitzt dieser sowieso schon eingezwängt dazwischen und hat weder eine gute Aussicht noch die Ausweichmöglichkeit in den Gang.“
Sprechen hilft wie immer! Oder wechseln Sie sich ab. Und falls ihnen ein schnarchender Mitreisender auf die Schulter sinkt, dürfen Sie ihn ruhig wach machen und auf seinen Sitz zurückbitten. Auch das Schnarchen kann man ruhig ansprechen – oft ist es eine Frage der Kopfhaltung. Damit es uns selbst nicht passiert: Kissen oder Nackenhörnchen helfen bei der Stabilisierung.
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4. Waffe im Nahkampf: die Rückenlehne
Wer direkt nach Erreichen der Reiseflughöhe seinen Sitz ohne Rücksicht auf den Hintermann nach hinten kippt, macht sich sicher keine Freunde.
Denn ein Sitz in Liegeposition bewirkt, dass man auf dem dahinterliegenden nicht mehr wirklich gut einen Film schauen kann. Außer man stellt den eigenen Sitz auch zurück – Beginn einer Kettenreaktion. Noch schlimmer ist nur, den Sitz zurückzuklappen, wenn die Möglichkeit besteht, dass der Hintermann einen Getränkebecher auf dem ausgeklappten Tisch stehen hat. Die Höflichkeit gebietet also, einmal nett nach hinten zu fragen, ob es stört, wenn man sich jetzt für ein Nickerchen hinlegt oder wegen akuter Rückenprobleme die Sitzposition verändert.
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Auch ein No Go: sich an der Rückenlehne des Vordermannes hochziehen. Die flitscht nämlich weg, wenn man loslässt. Und derjenige, der den Sitz in den Rücken geballert bekommt, könnte sich rächen: Indem er zum Beispiel die Rückenlehne absenkt …
Und was natürlich auch nicht geht: Die Füße oder Knie an der Rückenlehne des Vordersitzes abstellen. Sie wollen ja auch nicht, dass man Ihnen in den Rücken tritt. Wenn’s doch passiert: Suchen Sie über die Rückenlehne hinweg das Gespräch, auch wenn es ein Kind ist. Bei kleineren Kindern sprechen Sie mit den Eltern darüber.

5. Bewegungsdrang an Bord so richtig ausleben
Der Fluggast am Fenster ist hyperaktiv und hat eine kleine Blase. Und wenn er mal nicht muss, will er einer Thrombose vorbeugen und Kniebeugen auf dem Gang machen. Dafür zwängt er sich jedes Mal an den beiden anderen vorbei – auf dem Hin- und auf dem Rückweg. Wenn es zu häufig ist, dürfen Sie das ruhig ansprechen. Bieten Sie dem Störenfried einen Platztausch an, falls es für Sie selbst in Frage kommt. Ansonsten können Sie ruhig darum bitten, Aktivitäten wie Toilettengang, Füße vertreten und was sonst noch alles anfällt zu bündeln.
Sie selbst sollten bei der Platzreservierung überlegen, was Sie für ein Typ an Bord sind. Wenn Sie oft rausmüssen oder der Arzt Ihnen von zu langem Sitzen abrät, sollten Sie unbedingt einen Gangplatz wählen. Auch wenn die schöne Aussicht dann die Fluggäste mit mehr Sitzfleisch genießen. Checken Sie auch, was ein Platz mit mehr Beinfreiheit kostet. Oft ist der in einer etwas teureren Buchungskategorie inbegriffen – zusammen mit weiteren Extras.
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6. Zeigt her eure Käsefüße - bitte nicht!
Schuhe aus und Kuschelsocken an?
Solange man keine Käsefüße hat, ist das noch akzeptabel. Es muss auch niemand barfuß fliegen, auch wenn am Abflugort tropische Temperaturen herrschten – schließlich ist die Flugkabine klimatisiert. Aber die nackten Füße gemütlich auf den Sitz kuscheln oder gar den Bildschirm bedienen, den der nächste Fluggast anschließend mit seinen Händen berührt wie in dem Twitter-Video von 2019 ... bitte nicht! Ob Fake oder wirklich geschehen – die Füße bleiben an Bord besser eingepackt. Schließlich wollen Sie ja auch nicht mit nackten Füßen den Boden berühren, auf dem anderen mit ihren Straßenschuhen unterwegs waren, oder?
Sollte jemand neben Ihnen sich so verhalten: Sprechen Sie die Person freundlich an, zum Beispiel mit dem Verweis auf den Hygiene-Aspekt. Wenn das nicht hilft, kann man den Geruch thematisieren oder die Flugbegleiter hinzuziehen.
7. Das Flugzeug zur Partyzone erklären
Mancher Reisende läutet den Urlaub gern mit einem schönen Glas Sekt oder einem kühlen Bier ein. Klar, kann man auch an Bord machen – wenn es im Rahmen bleibt. Das Flugzeug nach Palma de Mallorca aber zum offiziellen Partybus zum Ballermann zu erklären, ist für alle anderen eher uncool. Schließlich sind ja gerade zur Ferienzeit auch Familien mit Kindern an Bord oder Geschäftsreisende, die in Ruhe arbeiten müssen.
Also: Im Flieger aus Rücksicht den anderen Fluggästen gegenüber etwas zusammenreißen, danach kann's dann ja richtig losgehen. Sie haben Durst? Trinken Sie ein Wasser oder einen Tomatensaft.
Beachten Sie, dass der Alkohol aufgrund der dünneren Luft über den Wolken mehr knallt.
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8. Das Flugzeug als Müllschlucker nutzen

Plastikbecher, verpackte Stullen und das in Alu servierte Mittagessen. Im Flugzeug produziert man ohnehin viel Müll. Dann läuft noch ein paar Mal das Näschen von der kalten Klimaanlage und schon könnte man alleine eine ganze Mülltüte füllen. Nur, wohin mit dem ganzen Abfall?
Auf jeden Fall nicht auf den Boden werfen, in die Ritze zwischen den Sitzen oder in das Netz am Vordersitz klemmen! Verpackungen vom Essen kann man den Flugbegleitern mitgeben. Benutzte Taschentücher gehören ins eigene Handgepäck und selbst entsorgt. Bringen Sie sich einen Beutel dafür mit. Denn: Niemand freut sich, wenn er den fallengelassenen Müll oder die Bakterienschleudern von anderen wegräumen darf.
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9. Klatschen - bitte nicht!
Manche Urlauber scheinen beim ersten Mal an Bord eines Fliegers zu sein – und völlig überrascht darüber, dass der Vogel doch noch gelandet ist.
Zumindest wirkt das so, wenn sie nach erfolgreicher Routine-Landung Szene-Applaus spenden. Das nervt viele Passagiere – und vielleicht auch das Personal. Reiseveranstalter TUI rät davon ab zu klatschen, „denn es könnte als Misstrauen gegen die Crew ausgelegt werden.“
Wenn Sie sich also beim Bordpersonal erkenntlich zeigen wollen, sagen Sie doch beim Verlassen des Flugzeugs einfach persönlich danke.
10. Kabinen-Crew wie Kammerdiener behandeln
Apropos danke: Manche Passagiere scheinen die Cabin-Crew für Domestiken zu halten. Einfach mal klingeln und noch nach einem Eiswürfel fragen? Don’t! Wer nach Interaktion mit dem Bordpersonal sucht, sollte vor allem nicht vergessen, sich zu bedanken.
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Was auch gar nicht geht: Bei den Sicherheits-Hinweisen stören. Auch wer schon hundert Mal geflogen ist, sollte sich nochmal zeigen lassen, wo genau die Rettungswesten sind. Oder zumindest leise sein, damit die, die zum ersten Mal in einem Flugzeug sitzen, das mitkriegen.
11. Beim Aussteigen dreist vordrängeln? Das kommt bei Passagieren und Flugbegleitern schlecht an
Sie müssen einen Anschlussflug bekommen und drängeln sich deswegen direkt nach der Landung durch den engen Flugzeugflur?
Das kann man zwar so machen, sollte man aber laut eines aktuellen Daily Mail-Berichts besser nicht tun. Stattdessen raten Reddit-Nutzer mit Blick auf einen aktuellen Fall und Erfahrungswerten dazu, in Zukunft anders damit umzugehen: „Informieren Sie das nächste Mal einen Flugbegleiter über Ihren Anschlussflug. Dann macht das Personal oft eine Durchsage mit der Bitte an die Passagiere, nach der Landung bitte etwas länger sitzenzubleiben, um die Person als Erstes aussteigen zu lassen.“
Oftmals würden die Flugbegleiter dann sogar am Flughafen anrufen und die Kollegen des Anschlussfliegers bitten, auf den Passagier zu warten, damit er seinen Flieger noch bekommt. Also steigen für betroffene Passagiere sogar die Chancen, ihren Flieger noch zu bekommen und sie verärgern die anderen Passagiere nicht. (akr/mzi/mjä)