Eike Schmidt will im Juni ins Rathaus einziehen
Bürgermeister in „Bella Italia“ - Deutscher träumt von Chefposten in Florenz

Ein Deutscher als Bürgermeister von Italiens vielleicht schönster Stadt?
Ja, tatsächlich könnte Florenz’ erster Mann bald den typisch deutschen Namen Schmidt tragen. Denn Eike Dieter Schmidt kandidiert für den Chefposten im Rathaus. Dass das überhaupt möglich ist, verdankt der 56-Jährige übrigens seiner Frau.
Eike Schmidt kandidiert für Bürgermeisteramt

Kaum dass Eike Schmidt auf der Piazzale Michelangelo angekommen ist, dem Aussichtspunkt hoch über Florenz, brandet Applaus auf. Ein freudiger Blick zu den Leuten oben auf der Mauer. Bis der Kandidat fürs Bürgermeisteramt feststellen muss, dass der spontane Beifall jemand anderem gilt: der Sonne, die heute wieder einmal besonders spektakulär hinter den Dächern der toskanischen Hauptstadt versinkt. Bei solch außerirdischer Konkurrenz nimmt von ihm niemand Notiz.
Dabei kann sich Schmidt keineswegs über zu wenig Aufmerksamkeit beklagen. In Florenz kennt ihn praktisch jeder. Für seine acht Jahre als Direktor der Uffizien - mit jährlich fünf Millionen Besuchern eines der wichtigsten Museen der Welt - bekam er viel Lob. Die Bewerbung fürs Rathaus hat ihn nun auch international prominent gemacht.
Italienische Frau, italienischer Pass
Dass der Kunsthistoriker überhaupt kandidieren darf, verdankt er seiner Frau. Der in Freiburg geborene Schmidt ist mit der Kunsthistorikerin Roberta Bartoli verheiratet. Seit November besitzt er auch einen italienischen Pass. Ein Parteibuch hat der 56-Jährige in keinem seiner beiden Länder. Bei der Kommunalwahl in der 362.000-Einwohner-Stadt am 8./9. Juni - zeitgleich mit der Europawahl - tritt er als „Mann der Mitte“ an, mit einer Bürgerliste.
Getragen wird seine Bewerbung jedoch von der rechten Dreier-Koalition, die in Rom seit anderthalb Jahren an der Regierung ist, unter anderem von der Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens). Für einen Mann aus der Kulturszene alles andere als selbstverständlich.
Lese-Tipp: Ministerpräsidentin Giorgia Meloni – Ihr Gesichtsausdruck beschäftigt ein ganzes Land
Wahl in Florenz im Juni - wird ein Deutscher Bürgermeister?
Schmidt erklärt: „Als Deutscher schäme ich mich für die Dinge, die die Deutschen in Italien und in ganz Europa getan haben. Deshalb bin ich Antifaschist.“ Dann fügt er hinzu, dass auch die Fratelli dem Faschismus „schon lange ganz klar abgeschworen“ hätten. Heute seien sie allenfalls eine „postpostpostfaschistische Partei“.
Der Kandidat versucht den Spagat: Schmidt will die rechten Wähler nicht verprellen, Florenz wählt traditionell aber eher links. Den letzten christdemokratischen Bürgermeister im Palazzo Vecchio direkt neben den Uffizien, wo einst auch die Medici regierten, gab es vor einem halben Jahrhundert.
Lese-Tipp: Deutscher Foto-Poser beschädigt berühmten Neptunbrunnen in Florenz
Im Video: Influencer-Rowdys zerstören wertvolle italienische Statue
Eike Schmidt will in Florenz aufräumen

Nach einer beeindruckenden Bilanz als Uffizien-Direktor, leitet Schmidt nun seit Januar das zweitgrößte Nationalmuseum des Landes, das Capodimonte in Neapel. Für die Zeit des Wahlkampfs ist er beurlaubt.
Sein Versprechen an seine Wähler ist, ebenso wie im Museum in der ganzen Stadt aufzuräumen: bessere Straßen, weg mit dem Drogenhandel, bezahlbare Sozialwohnungen, neue Ideen gegen den Massentourismus. Florenz gehört in Italien zu den Städten, die besonders schwer unter den Besuchermassen leiden. „Hier wurde jahrzehntelang der Billigtourismus gefördert“, sagt der 56-Jährige, „das muss sich ändern.“ Falls es mit dem Chefposten im Palazzo Vecchio doch nichts werden sollte, kann er wieder als Museumsdirektor nach Neapel. Die Wohnung mit seiner Frau in Florenz will er jedoch behalten. So oder so. (dpa/lha)
Politik & Wirtschaftsnews, Service und Interviews findet ihr hier in der Videoplaylist
Spannende Dokus und mehr
Ihr liebt spannende Dokumentationen und Hintergrund-Reportagen? Dann seid ihr auf RTL+ genau richtig:
Crack - Die höllische Billigdroge breitet sich in Großstädten rasant aus. Konsumenten geraten in eine teuflische Spirale aus Sucht und Hoffnungslosigkeit. In Düsseldorf taucht RTL-Reporter Lutz-Philipp Harbaum tief in die Szene ein. Die ganze Dokumentation könnt ihr hier bei RTL+ sehen.
Außerdem gibt es dort noch spannende Dokus zu diesen Themen:
Schaut euch die Geschichte von Alexej Nawalny vom Giftanschlag bis zur Verhaftung in „Nawalny“ an.
Oder: Die Umstände des mysteriösen Tods von Politiker Uwe Barschel werfen auch heute noch Fragen auf. Schaut auf RTL+ die vierteilige Doku-Serie „Barschel – Der rätselhafte Tod eines Spitzenpolitikers“.