Wegen Ungeimpften?
Dramatischer Hilferuf eines Notarztes: „Keine Lust mehr, Patienten beim Sterben zuzusehen!“

Wir befinden uns mitten in der vierten Corona-Welle, die aktuelle Lage ist sowohl ernst als auch angespannt. Einer, der das hautnah miterlebt, ist Notarzt und Anästhesist Peter Meinert. Denn: In Bayern sind nahezu alle Betten auf den Intensivstationen belegt – besonders von Ungeimpften. Sein Hilferuf soll nun aufrütteln. Ein Vorfall hat ihn nämlich besonders fassungslos gemacht.
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Eine solche Situation hat der Notarzt bisher noch nicht erlebt
Wegen ungeimpfter Corona-Patienten war kein Platz mehr für eine Patientin, die dringend operiert, also auf die Intensivstation eingeliefert werden musste. Meinert durchlebte mit einer Kollegin eine echte Odyssee durch Rosenheim, auf einer Suche nach einem freien Intensivbett. Am Ende ging es zum Glück glimpflich aus, die Frau konnte aufgenommen werden – aber eben auch nur so lange, bis die OP vorbei war. Danach ging’s weiter: Mit Mühe und Not konnten der Notarzt und seine Kollegin ein letztes Intensivbett in Landshut bekommen, anderthalb Stunden von Rosenheim entfernt. Während der Fahrt wurde die erkrankte Frau weiter im Rettungswagen notversorgt.
Insgesamt sei die Lage ernst: „Ich erlebe eine Situation, wie ich sie in 30 Jahren Tätigkeit im Rettungsdienst noch nie erlebt habe. Dass Intensivbetten kurzzeitig mal knapp sind, kennen wir – aber so wie jetzt, dass man wirklich um jedes Intensivbett für einen kranken Patienten kämpfen muss, das hat eine völlig neue Dimension“, sagt er im Gespräch mit RTL.
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Angst davor, wie es in Zukunft weitergehen soll
Das, was im schlimmsten Fall noch alles auf uns zu kommen könnte, mache ihm schlicht und ergreifend Angst. „Es ist reine Mathematik, die Infektionszahlen steigen, das heißt wir werden auch wieder mehr Fälle von schwer erkrankten Patienten sehen und wir wissen ja nicht mal jetzt, wie wir die Patienten unterbringen sollen.“ Zudem gibt es ja auch immer noch die Patienten, die gar nichts mit dem Coronavirus zutun haben, die es aber ebenfalls zu versorgen gilt. Dass er diesen Patienten quasi beim Sterben zusehen muss, weil die Plätze auf der Intensivstationen belegt sind, stimmt den Sanitäter traurig.
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Personalmangel und schwere Verläufe
In dem kleinen Kreiskrankenhaus, in dem Meinert arbeitet, habe es eigentlich schon länger keine Covid-19-Patienten mehr gegeben, in der letzten Woche habe sich das Blatt allerdings wieder gewendet. Auch wenn hier, aufgrund der räumlichen Größe, nicht viele Patienten unterkommen können, seien diejenigen, die aktuell auf der Intensivstation liegen und wegen Corona behandelt werden, nicht mit vollständigem Impfschutz.
Eine Situation, wie sie vielerorts und auch in Meinerts Fall zu beobachten ist, liegt an mehreren Gründen: Der bayrische Notarzt sagt, dass es zum Einen am Personalmangel und zum Anderen an den schweren Corona-Verläufen bei Ungeimpften liegt.
Zusammenhalt ist essenziell
Trotz allem übt Peter Meinert seinen Job immer noch gerne aus. Vor allem der Zusammenhalt unter den Kollegen motiviert ihn, „dass wir uns da gegenseitig hochziehen.“ Aber er hat auch einen wichtigen Appell: „Lassen Sie sich impfen, nur so werden wir den Druck von den Rettungsdiensten und den Krankenhäusern nehmen können.“ Und nur so können die Menschen gerettet werden, die außerhalb einer Infektion mit Covid-19 einen Platz auf der Intensivstation benötigen. (vdü)