Coole Väter, faule Muttis?

Doppelmoral bei Eltern: Wofür Männer gefeiert und Frauen kritisiert werden

von Mareike Luft und Laurien Weinbrenner

Wenn Mama Fast Food mit nach Hause bringt, gilt sie als faule Köchin. Steht Papa dagegen mit einem Pizzakarton im Türrahmen ist er ein cooler Vater, der mal anderes Essen dabei hat. Kommt Ihnen eine solche Doppelmoral bekannt vor? Der Vater ist der Coole und die Mama muss einstecken. Darauf macht die US-Amerikanerin und Mutter Mary Chaterine Starr jetzt aufmerksam und geht damit viral.

Das Außergewöhnliche wird gefeiert

Juhu, ein Papa hat im Haushalt mit angepackt! Was bei Frauen als normal gilt, wird bei Männern besonders gelobt und gefeiert und genau das verletzt viele Mütter, die tagtäglich viel Zeit, Energie und Mühe in Hausarbeit und Kindererziehung stecken. Um genau darauf aufmerksam zu machen, zeichnet Mary Chaterine Starr Comics, postet diese auf Instagram und erntet damit eine Menge Zuspruch. So schreibt eine Userin: „Vätern, die Windeln wechseln, wird applaudiert“, eine andere bemerkt: „So wahr! Ich war auf dem Ausflug meiner Kinder und der Lehrer sagte ‘Wir sind so dankbar, dass die Papas frei bekommen haben und kommen konnten!’ Und ich dachte nur: Ich arbeite auch Lady...“

Doch woher kommt diese Doppelmoral? „Bei uns Frauen wird es schon seit Jahrtausenden mehr oder weniger als selbstverständlich hingenommen, dass wir uns um den Haushalt kümmern und uns um die Kinder kümmern, vielleicht auch um die Eltern. Das gehört einfach dazu, quasi die Stellenbeschreibung der Frau. Und wenn dann plötzlich Männer sagen ‘Na ja, wir wollen in diese Domäne auch mal eindringen, wir sind mutig genug und wir unterstützen unsere Frauen’, dann geht ein Aufschrei durch die Gesellschaft, weil alle sagen ‘Wow, das ist was Besonderes’. Also das Besondere unterscheidet sich vom Normalen. Und das, was Frauen selbstverständlich tun, sind bei Männern ganz oft Heldentaten“, erklärt Psychologin Ruth Marquardt im RTL-Interview.

Frauen öfters mal ein Kompliment machen

Selbst im Jahr 2022 gibt es also oft noch die Erwartungshaltung eines klassischen und traditionellen Rollenbildes von Mann und Frau. Was unsere Zuschauer dazu in einer Straßenumfrage sagen, sehen Sie oben im Video.

Frauen haben oft das Gefühl, perfekt sein zu müssen, alles auf einmal zu schaffen - das schlage aufs Selbstwertgefühl, so Maquardt. Dazu komme Neid, wenn sie keine Komplimente bekäme und der Mann die Lorbeeren alleine ernte.

Und genau darauf will Mary Catherine mit ihren Comics aufmerksam machen. Denn: Die Zweifachmama weiß, wovon sie spricht: „Das ist kein Seitenhieb gegen Väter, es ist ein Seitenhieb gegen unsere Gesellschaft – eine Gesellschaft, die Vätern dafür applaudiert, dass sie die grundlegendsten Erziehungspflichten erfüllen und nichts weniger als Perfektion von Müttern erwartet.“

Dabei hätten Frauen mehr Aufmerksamkeit und Lob verdient. Immerhin: Bei 60% aller Familien mit Kindern über 2 Jahren arbeiten beide Elternteile. Zusätzlich sind Frauen aber noch rund 52 Stunden in der Woche mit Haus- und Familienarbeit beschäftigt. Zum Vergleich: Männer machen mit gerade mal 32 Stunden fast nur die Hälfte.

Psychologin Ruth Maquardt meint dazu: “Happy wife happy life, das weiß eigentlich jeder Mann. Gehen Sie doch heute mal nach Hause und schauen Sie mal, wie Sie Ihre Frau heute besonders anerkennen können." Es liegt also an uns, wie modern wir sein wollen und ob Comics, wie die von Mary Catherine, irgendwann einmal umgeschrieben werden.

Lese-Tipp: Corona-Pandemie hat teils negative Folgen für Alleinerziehende