Wie Eltern jetzt sensibilisiert werden sollen

Deutsche Krebshilfe warnt: HPV-Impfquote in Deutschland zu gering

HPV (Human Papillomavirus) acronym on colorful wooden cubes
In Deutschland sind zu wenige Kinder gegen HPV geimpft.
Getty Images/iStockphoto, chrupka
von Daniela Halm

Aktuelle Studien aus europäischen Ländern zeigen, dass die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) nicht nur Krebsvorstufen verhindert, sondern auch zuverlässig vor Feigwarzen und Gebärmutterhalskrebs schützt. Was viele nicht wissen: Diese Viren können auch bei Männern zu Krebserkrankungen führen, etwa im Mund- und Rachenraum oder im Genitalbereich. Die HPV-Impfung senkt das Krebs-Risiko bei allen deutlich, doch die Impfquote in Deutschland ist viel zu niedrig. Der Welt-HPV-Tag am 4. März soll Eltern sensibilisieren, ihre Kinder im Alter zwischen 9 und 14 Jahren gegen HPV impfen zu lassen.

Feigwarzen und Krebs durch Viren

Fast jeder infiziert sich im Laufe des Lebens mit Humanen Papillomviren (HPV). In den meisten Fällen verläuft eine HPV-Infektion harmlos. In 10% der Fälle allerdings kann sie Krebs auslösen, vor allem Gebärmutterhalskrebs. Die Viren werden über Sexualkontakte übertragen, sie gelangen über die Schleimhäute oder kleine Verletzungen in der Haut in den Körper. Eine HPV-Infektion verläuft meist unbemerkt. Harmlose Genitalwarzen wie Feigwarzen, können die Folge sein, es kann aber auch zu Zellveränderungen, Krebsvorstufen und schließlich Krebs kommen. Jedes Jahr gibt es 7.700 Krebsfälle in Deutschland verursacht durch Humane Papillomviren. Am häufigsten ist bei Frauen der Gebärmutterhalskrebs, Männer erkranken an Krebs im Mund -oder Rachenraum, in der Analregion oder am Penis.

Lese-Tipp: Warum die HPV-Impgfung auch im höheren Alter noch wichtig ist

HPV-Impfung schützt alle

Eine HPV-Impfung schützt bis zu 90 Prozent vor einer Infektion mit Papillomviren. Seit 2007 wird sie für Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren empfohlen, seit 2018 auch für Jungen. Daten aus Schweden, Dänemark und Großbritannien zeigen, dass der Erfolg der HPV-Impfprogramme auch davon abhängt, wie groß der Anteil der geimpften Bevölkerung ist. In Portugal etwa sind 95% aller 15-jährigen Mädchen geimpft. In Ländern wie Spanien, Schweden, Norwegen oder England führen schulbasierte Impfprogramme zu Impfquoten von mehr als 80%. Deutschland hinkt da deutlich hinterher.

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Schlechte Impfquote in Deutschland

„Die HPV-Impfquote ist leider erschreckend gering: Weniger als 50 Prozent der 15-jährigen Mädchen und nur ein verschwindend geringer Anteil an Jungen sind vollständig gegen HPV geimpft“, so Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „In Deutschland fehlt es bislang an Strukturen und Strategien, die Kinder und Eltern automatisch an die Impfung erinnern. Viele Eltern kennen die Impfung schlichtweg nicht oder haben Bedenken hinsichtlich ihres Nutzens.“ Um Krebsfälle durch HPV zu vermeiden, ist eine Impfquote von 80 Prozent nötig.

Don Rohde hatte Zungenkrebs - ausgelöst durch HPV

Eine Impfung hätte seine Krebserkrankung verhindern können, ist sich Don Rohde aus Köln sicher. Der Polizist bekam 2015 die Diagnose Zungenkrebs, ausgelöst durch Humane Papillomviren. Als Ärzte den Tumor bei ihm entdeckten, hatte er bereits in die Lymphknoten gestreut. Es folgten mehrere Operationen, eine Chemo- und eine Strahlentherapie. Rohde hat überlebt, aber kämpft noch heute mit den Folgen seiner Krebserkrankung. Essen und Sprechen fallen ihm schwer. „Ich habe ja nur noch eine halbe Zunge, und bei mir fehlt der Speichel. Dadurch bekomme ich die Speisen nicht so eingespeichelt“. Beim Schlucken muss er sich sehr konzentrieren, feste Nahrungsmittel wie Brot oder Kuchen kann er nicht essen. Rohde ernährt sich vor allem von Smoothies und Suppen.

Seine Geschmacksnerven sind durch die Krebstherapie teilweise zerstört oder sehr empfindlich, der Rachen asymmetrisch verdreht. Essen ist für ihn mühsam und kein Genuss mehr. Doch der Kölner hat sich nicht entmutigen lassen und eine Selbsthilfegruppe gegründet, um andere Patienten mit ähnlicher Diagnose zu unterstützen und durch die Therapie zu begleiten. Zum Thema Impfen hat er eine klare Meinung. Er hofft, dass die Impfquote bei den Jugendlichen steigt, damit mehr Menschen vor HPV-Krebs geschützt sind.

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Krankenkassen zahlen Impfung

Das hofft auch Harald zu Hausen, der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums. Er bekam 2008 den Nobelpreis für seine Entdeckung, dass Humane Papillomviren Gebärmutterhalskrebs auslösen. Er freue sich über die guten Daten zur Wirksamkeit des HPV-Impfstoffs. „Ich wünsche mir, dass diese gute Nachricht noch deutlich mehr Eltern davon überzeugt, ihre Kinder gegen krebserregende HPV impfen zu lassen“, so zur Hausen. Die Impfung wird bis zum 18. Geburtstag von den Krankenkassen bezahlt.