Hans von Möhlmann kämpfte 40 Jahre für GerechtigkeitVater von 1981 getöteter Frederike stirbt vor neuem Mordprozess

Seit 40 Jahren kämpfte er darum, dass der mutmaßliche Vergewaltiger und Mörder seiner damals 17 Jahre alten Tochter noch einmal vor Gericht kommt – nun ist Hans von Möhlmann im Alter von 79 Jahren kurz vor dem geplanten neuen Prozess gestorben.
Hans von Möhlmann wünschte sich Gerechtigkeit
„Die ganze Situation mit Frederike hat ja mein Leben komplett verändert. Ich möchte einfach, dass jemand, der so etwas macht, zur Rechenschaft gezogen wird", sagt Hans von Möhlmann 2018 im RTL-Interview. Jahrelang kämpft er für seine Tochter. Im Video sagt er RTL Nord vor etwa einem Jahr, wie groß seine Hoffnung auf einen neuen Prozess sind. Den Prozess, den er jetzt nicht mehr miterleben darf.
Der Fall Frederike

Am 4. November 1981 will Frederike nach ihrer Chorprobe per Anhalter von Celle nach Hambühren fahren. Doch sie kommt nie Zuhause an - vier Tage später wird Frederike an einem Waldstück bei Celle vergewaltigt und erstochen aufgefunden. Der Verdächtige Ismet H. wird in einem ersten Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt - doch der Bundesgerichtshof hebt das Urteil aus Mangel an Beweisen später auf. Der Mann wird vom Vorwurf des Mordes freigesprochen!
Gut 30 Jahre nach der Tat untersuchen die Ermittler auf Druck von Hans von Möhlmann die Asservate erneut. Und tatsächlich: An einer Binde des Mordopfers befinden sich DNA-Spuren des freigesprochenen Mannes. Doch eine Wiederaufnahme des Prozesses ist laut Gesetz nur in sehr wenigen Ausnahmefällen möglich, zum Beispiel, wenn Zeugen oder Sachverständige falsche Angaben gemacht haben oder der Freigesprochene nachträglich gesteht. Doch Ismet H. schweigt.
Hans von Möhlmann hat nicht umsonst gekämpft

„Da musste ich dann mit leben, ich weiß ja, wo der wohnt. Ich bin ja auch ein paar Mal hingefahren, hat ein Riesenhaus, zwei dicke Daimler stehen davor (...) - da denk ich: Ja guck mal an, da sitzt er da", sagt der damals 78-Jährige im RTL-Interview. Aber von Selbstjustiz halte er nichts. Er und sein Anwalt Wolfram Schädler kämpften, wie sie sagten, für Gerechtigkeit. Und nun, angestoßen vom Fall Frederike, wurde 2021 endlich eine Gesetzesreform von Bundestag und Bundesrat beschlossen, die am 1. Januar 2022 in Kraft trat. Das Oberlandesgericht (OLG) Celle hält die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen den früheren Angeklagten laut einem Beschluss vom 20. April für zulässig.
Gesetzesänderung eventuell auch rückwirkend gültig

Nach Angaben einer Gerichtssprecherin des Landgerichts Verden sei im Gespräch, dass anstelle des Vaters die Schwester der vor mehr als 40 Jahren getöteten Jugendlichen als Nebenklägerin auftreten wird. Eventuell kann sie dann direkt im Gerichtssaal das erleben, wofür ihr ihr Vater sein Leben lang gekämpft hat. Die Hoffnung ist groß, dass die Änderung auch rückwirkend gelten wird.
"Das macht mich natürlich stolz und froh, es hat ja lange gebraucht bis es überhaupt zum Tragen kam, das ist schon gewaltig“ freut sich Hans von Möhlmann im letzten Interview mit RTL Nord und sagt weiter, dass er hofft, dass wir uns bald schon wieder sehen – und zwar vor Gericht. (dpa/kum)


































