Grafiken am Wahlabend
Bundestagswahl: Prognose, Hochrechnung und Sonntagsfrage – was sind die Unterschiede?

Es ist ein Ritual in den Wahlsendungen aller TV-Sender.
Um 17:59:50 beginnt der Countdown zur Prognose, um Punkt 18:00 Uhr schießen dann die Balken in den einschlägigen Farben aus dem Boden der Diagramme und liefern eine Voraussage über das Wahlergebnis. Nur wenige Minute später flimmern die Reaktionen aus den Parteizentralen über die Bildschirme. Wie viele Stimmen haben CDU, SPD, Grüne, FDP, Linke und AfD bekommen?
Bundestagswahl 2025 - Wer liegt in den Prognosen vorne?
Wer darf sich Wahlsieger nennen und welchen Parteien gelingt nach der Bundestagswahl 2025 der Einzug in den Bundestag? Alle Infos zur Bundestagswahl 2025 findet ihr in unserem Live-Ticker zur Wahl.
Die Prognose kommt dem Endergebnis der Bundestagswahl 2025 sehr nah
Jubel, Trauer, Entsetzen, Fassungslosigkeit, Bestürzung, Staunen, je nachdem was die Balken den entsprechenden Parteien mitteilen. Dabei ist es gerade 18:00 Uhr. Die Wahllokale haben gerade geschlossen, noch nichts ist ausgezählt. Eigentlich ist noch alles offen. Doch die Erfahrung zeigt, dass die Prognose schon ziemlich nah am Ergebnis dran ist – im Gegensatz zu mancher Umfrage im Vorfeld der Wahl. Warum ist das so? Wir erklären, was es mit Sonntagsfrage, Prognose und Hochrechnung auf sich hat.
Wahltrend: Bis zu 100.000 Wähler werden nach dem Urnengang befragt
Um diese Prognosen zu erstellen, betreiben die Meinungsforschungsinstitute großen Aufwand. In ausgewählten Wahlkreisen, die das deutsche Bevölkerungsbild gut abbilden oder am Wahlergebnis der letzten Wahl sehr nah dran waren, werden bis zu 100.000 Wähler nach dem Urnengang zu ihrer Wahl befragt. Zum Vergleich: Im Rahmen des Deutschlandtrends befragt Infratest dimap nur bis zu 1.500 Wahlberechtigte.
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Zusätzlich werden die Befragten gebeten, Angaben über ihren persönlichen Hintergrund zu machen. Die Forschungsgruppe Wahlen zum Beispiel gibt auf ihrer Internetseite an, dass sie zusätzlich „eine Reihe sozialstruktureller Merkmale, wie z.B. Alter, Geschlecht, Bildung, Erwerbsstatus oder Konfession“ abfragt. Die Mitarbeiter, die an den verschiedenen Wahllokalen im Einsatz sind, geben die Ergebnisse direkt an die Meinungsforschungsinstitute weiter.
Dort werden sie mit speziellen Gewichtungs- und Berechnungsmodellen korrigiert. Denn zum einen wurden ja nicht alle Wähler befragt, zum anderen bleiben die Briefwähler unberücksichtigt. Bei Letzteren stützen sich die Institute auf einen mittlerweile großen Umfang an Erfahrungswerten. Laut Infratest dimap liegt die Abweichung ihrer Prognosen vom Endergebnis „im Durchschnitt bei 0,5 Prozentpunkten pro Partei“.
Prognose und Hochrechnung: Was ist der Unterschied?
Ein paar Minuten nach 18:00 Uhr, der Schließung der Wahllokale und dem Beginn der Auszählung, gibt es dann die ersten Hochrechnungen. Nach und nach werden die Wahlkreise ausgezählt. Erste Ergebnisse werden nun eingerechnet und je nach Größe der Wahlkreise gewichtet. Auszählungsergebnisse aus den Wahlkreisen, in denen Wähler für die Prognose befragt wurden, ersetzen im Laufe des Abends die Befragungsergebnisse. So kann das Wahlergebnis mit fortschreitender Zeit immer genauer hochgerechnet werden. Die Institute können jederzeit eine Hochrechnung erstellen. Wann das jedoch geschieht und wann sie veröffentlicht wird, entscheidet der übertragende Sender.
Sonntagsfrage: Das zeigt die bekannte Umfrage an
Die Sonntagsfrage hingegen unterscheidet sich deutlich von Prognosen und Hochrechnungen. Der entscheidende Unterschied ist die Frage: Wenn an diesem Sonntag Wahl wäre, wen würden Sie wählen? Daher auch der Name. Es ist eine „Was-Wäre-Wenn-Frage“. Und deswegen besteht immer die Möglichkeit, dass gerade unentschiedene Wähler von ihrer tatsächlichen Wahlentscheidung abweichende Angaben machen. Außerdem bietet die Sonntagsfrage dem Wähler die Möglichkeit einer nicht ganz so folgenreichen Protestentscheidung. Die Zahl der Befragten ist darüber hinaus fast hundertmal kleiner. Zwar ist die Sonntagsfrage repräsentativ, aber weniger differenziert. Das alles sind Faktoren, die bewirken, dass das Ergebnis sehr viel größere Abweichungen aufweisen kann als eine Nachwahlbefragung, die einer 18:00-Uhr-Prognose am Wahltag zugrunde liegt.
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(tel)