Nach Taliban-Offensive in Afghanistan

Bundesregierung plant Riesen-Rettungsaktion der Bundeswehr

An der Spitze der Bundesregierung laufen offenbar Planungen, in einer umfassenden Rückholaktion mehrere Tausend afghanische Helfer auf einmal aus dem Land zu bringen und vor der Rache der radikalislamistischen Taliban zu retten.

Regierung beruft Krisensitzung ein

Nach Informationen von RTL/ntv berieten Samstag früh dazu Kanzlerin Merkel, Außenminister Maas, Innenminister Seehofer und Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer. Vorläufiges Ergebnis: Für eine solche Aktion, die von massiven Kräften der Bundeswehr durchgeführt und geschützt werden müsste, braucht es ein neues Bundestagsmandat. Das alte, noch laufende Bundestagsmandat decke eine solche Aktion nicht, hieß es in Regierungskreisen. Nun soll rasch sondiert werden, ob es dafür eine parlamentarische Mehrheit in der Großen Koalition oder unter den anderen Parteien gibt.

Das Verteidigungsministerium prüft derweil die militärische Machbarkeit mit Truppen und Material. Die Kanzlerin Merkel sei für die Aktion, hieße es. Kramp-Karrenbauer soll sie zunächst im neuen Afghanistan-Krisenstab der Bundesregierung vorgebracht haben.

Tausende Menschen fürchten um ihr Leben

FILE PHOTO: German soldiers line up for the final roll call in front of an German armed forces Bundeswehr Airbus A400M cargo plane after returning from Afghanistan at the airfield in Wunstorf, Germany, June 30, 2021.   Hauke-Christian Dittrich/Pool via REUTERS/File Photo
Deutsche Soldaten kehren nach Deutschland zurück
/FW1F/john stonestreet, via REUTERS, HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH

Bei der Aktion ginge es um insgesamt womöglich bis zu zehntausend Personen, Helfer und ihre "Kernfamilien" zusammengerechnet. Sie haben im Laufe der letzten Jahre u.a. für die Bundeswehr, das Auswärtige Amt, die Entwicklungshilfe oder andere deutsche Organisationen gearbeitet und müssen nun um ihr Leben fürchten: Die rasch auf Kabul vorrückenden Taliban haben ihnen als "Kollaborateuren" Rache geschworen. Erste Helfer, auch deutscher Medien, wurden bereits ermordet.

In den letzten Tagen hatte es bereits Kritik an der schleppenden Rückholung der sogenannten "Ortskräfte" der Bundeswehr gegeben. Wie RTL aus Regierungskreisen erfuhr, hatte das Auswärtige Amt offenbar seit Wochen den Auftrag, eine umfassende Rückholaktion zu planen. Offenbar wurde aber versäumt, das zu tun, weil die Verantwortlichen dachten, der Taliban-Vormarsch werde noch Monate dauern. Rund 2.000 Helfer sind inzwischen in Deutschland. (nik)