Er erkennt eine erschreckende Entwicklung
Bundesliga-Schiedsrichter Felix Brych verurteilt die vielen Attacken auf Kollegen: "Das ist ein Unding“
Felix Brych schlägt Alarm! Der 47-Jährige – selbst Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga – drängt angesichts der vielen Angriffe auf Kollegen in der vergangenen Zeit auf einen besseren Umgang mit den Unparteiischen.
Schiedsrichter fordert ein Umdenken im Fußball
Erst kürzlich gab es wieder einen Skandal: Ein Fan hatte Schiedsrichter Nicolas Winter bei der Drittliga-Partie zwischen FSV Zwickau und Rot-Weiss Essen sein Bier ins Gesicht geschüttet – der bracht das Spiel nach dieser Attacke ab. Diese Übergriffe, so wie der jetzige in Zwickau, verurteilt Brych aufs Schärfste. „Es ist unmöglich, was da passiert ist“, sagt er im RTL-Interview. „Einem anderen Menschen einen vollen Bierbecher ins Gesicht zu kippen, das ist ein Unding“. Und der promovierte Jurist hat in Bezug auf die Attacken auf Schiedsrichter eine erschreckende Entwicklung festgestellt: „Das ist mehr geworden.“
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Das Problem: Schiedsrichter könnten sich in dem Moment der Attacke gar nicht sofort wehren. Brych fordert deshalb, dass sich Spieler, Trainer und Fans endlich einmal Gedanken darüber machen, wie sie mit den Schiris umgehen: „Es geht einfach nicht an, dass jede Woche irgendwo permanent Leuten die Sicherungen durchbrennen und diese Attacken auf die Schiedsrichter passieren.“
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Denn solche Vorfälle blieben ganz klar nicht ohne Folgen. Brych sagt in Bezug auf die Bier-Attacke in Zwickau: „Der junge Kollege ist dann auch wieder allein zu Hause, muss es verarbeiten. Das sind keine schönen Wochen, keine schönen Zeiten und solche Dinge, die haben unglaublichen Einfluss auf die Psyche.“
Brych hat viel Spaß trotz Shitstorms und Angriffe
Der Umgang mit solchen Fällen ist in vielen Fällen problematisch – aus einem speziellen Grund: „Wir Schiris sind viel alleine, machen wahnsinnig viel mit uns selbst aus“, sagt Brych zu RTL. Das sei jedoch nicht immer so einfach. „Natürlich haben wir immer einen Verband, der uns schützt und einteilt. Aber dann, irgendwann ist man wieder allein zu Hause, ohne Teamkameraden.“
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Brych selbst will sich Spaß an der Schiedsrichterei aber trotz der Shitstorms und der Angriffe nicht nehmen lassen. Dafür sticht für ihn persönlich viel zu sehr das Positive heraus. „Der Job ist anspruchsvoll und anstrengend und auch nicht immer schön. Aber welcher Job ist immer schön?“ Stattdessen mache der Job als Schiedsrichter für Brych auch einen großen Reiz aus: Er könne die ganze Welt bereisen und in großen Stadien pfeifen. Zudem bleibe er körperlich fit. Und auch die Kommunikation mit den Fußballern auf dem Platz mache wirklich Spaß.
Buch gibt Einblicke hinter die Kulissen
Seit 2004 leitet Brych Spiele in der Bundesliga, im kommenden Jahr soll Schluss sein. Der Schiedsrichter ist dann 48 – und laut der im Deutschen Fußball-Bund (DFB) gängigen Altersbeschränkung eigentlich ein Jahr zu alt. Für Brych gibt es nun erstmals diese Ausnahme.
Vor dem nahenden Aus ist daher Zeit, Einblicke in die lange Karriere auf dem Fußballplatz zu geben. Brych tut das in seinem Buch „Aus kurzer Distanz“, das am Donnerstag, 27. April, erscheint. Darin enthalten ist eine Art Blick hinter die Kulissen, wie der Schiedsrichter verrät. Viel erzählen kann der 47-Jährige auf jeden Fall...